So weit die Flügel tragen: Fachhochschulen heben ab
Knapp 420 Millionen Euro hat der Deutsche Akademische Austauschdienst im Jahr 2013 für den internationalen Austausch der Wissenschaften ausgegeben. Noch streichen die Universitäten den größten Anteil daran ein. Doch sie bekommen Konkurrenz: Die Fachhochschulen haben ihre Triebwerke angeworfen.
im Ausland das Prinzip der deutschen Fachhochschule (FH) einmal verstanden hat, ist begeistert. Größter Pluspunkt der FHs: die praxisorientierte akademische Ausbildung. Das kommt bei ausländischen Bildungspolitikern an. So wundert es nicht, dass die Fachhochschulen im Wettbewerb mit den Universitäten um Gelder des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Programm zur Unterstützung von Studienangeboten im Ausland die Nase vorn haben. Mehr als die Hälfte der bewilligten Projekte für transnationale Bildung 2013 waren von Fachhochschulen.
Der Grund für FH-Studiengänge als Exportschlager: „Deutsche Firmen im Ausland sind unsere gut und praxisorientiert ausgebildeten Fachhochschulabsolventen gewohnt“, sagt Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, „diese wollen die Unternehmen auch im Ausland.“ Der Rektor der Hochschule Karlsruhe ist der Sprecher der Hochschul-Allianz für Angewandte Wissenschaften (HAWtech). In ihr haben sich sechs Fachhochschulen mit Schwerpunkt Ingenieurwissenschaften zusammengeschlossen. „Aber es ist in manchen Ländern schwierig, das Prinzip Fachhochschule zu vermitteln“, sagt Meisel, „es muss noch viel geworben werden.“
In anderen Programmen des DAAD, beispielsweise für den Aufbau von Partnerschaften mit ausländischen Hochschulen, überlassen die FHs den Unis das Feld. Nur zwei der 19 im Jahr 2013 vom DAAD bewilligten Projekte waren von Fachhochschulen. Da ist also noch tüchtig Luft nach oben. „Sowohl in der Individual- als auch in der Projektförderung haben die Fachhochschulen noch Nachholbedarf“, formuliert DAAD-Präsidentin Prof. Dr. Margret Wintermantel diplomatisch. Allerdings bemerkt auch sie: Der Wettbewerb von Universitäten und Fachhochschulen „hat sich im Vergleich zu früher intensiviert“.
Fachhochschulen haben die Zeichen der globalisierten Welt erkannt. Immer mehr von ihnen entwickeln Internationalisierungsstrategien – auch wenn sie erst am Anfang stehen. Der Grund: „Fachhochschulen haben traditionell einen hohen Regionalbezug, und ihre Studierenden entwickeln erst jetzt eine höhere Mobilität“, sagt Wintermantel. Doch sie prophezeit: „Auch bei internationalen Forschungskooperationen werden die Fachhochschulen noch aufholen.“ Damit bekommen die Universitäten Konkurrenz. Der Wettbewerb könnte sich noch verschärfen, da die Mittel, die dem DAAD zur Verfügung stehen, deutlich gekürzt werden sollen. Im Jahr 2013 konnte der DAAD insgesamt knapp 420 Millionen Euro ausgeben. Zwei Drittel des Budgets kamen vom Auswärtigen Amt (AA), 183,9 Millionen Euro, sowie Bundesbildungsministerium (BMBF), 100,6 Millionen Euro. Doch laut Haushaltsentwurf kürzt das AA seine Mittel um rund 17 Millionen Euro. Betroffen sind vor allem Stipendien für ausländische Wissenschaftler und Studierende.
Vom Kuchen bekommt nur etwas ab, wer eine klare Internationalisierungsstrategie hat. Deutlich wird das beim Blick auf die DAAD-Gesamtförderbeträge: Fachhochschulen, die sich seit mehreren Jahren international ausrichten, können da locker mit Universitäten mithalten. Die Fachhochschule Bremen beispielsweise hat Internationalität zu ihrem Markenzeichen gemacht – seit Jahrzehnten. Die Hochschule an der Weser hängt mit rund 1,34 Millionen Euro DAAD-Gesamtförderung Universitäten wie die Leuphana ab.
„Es gibt ein starkes Gefälle zwischen einer kleinen Gruppe von Fachhochschulen an der Spitze und einer größeren Gruppe im Mittelfeld“, gibt Margret Wintermantel relativierend zu bedenken. Dennoch: Immer mehr FHs entwickeln Konzepte für Internationalisierungsstrategien. Das ergibt eine Befragung von 112 DAAD-Mitgliedsfachhochschulen 2013 (siehe dazu auch den Beitrag von Dr. Christian Thimme). Auffallend ist, dass sich zwar immer mehr Fachhochschulen mit Internationalität beschäftigen. So wollen über 70 Prozent der Hochschulen englischsprachige Angebote einrichten oder ausweiten. Doch an umfassenden Maßnahmen in Verbindung mit einem internationalen Profil einer Fachhochschule fehle es laut Dr. Christian Thimme, Leiter der Gruppe Internationalisierung der Hochschulen beim DAAD, noch.
Dringend notwendig sei in diesem Zusammenhang, dass Internationalisierungskonzepte in die Personal- und Entwicklungsplanung der Hochschule integriert werden, sagt Prof. Dr. Bernd Reissert, Vorsitzender des Netzwerks UAS7 (German Universities of Applied Sciences) von sieben forschungsorientierten Fachhochschulen. „Manche Universitäten sind bezüglich der Internationalisierung ihres Lehrkörpers weiter. Doch eine ganze Reihe von Fachhochschulen hat nun auch begonnen, daran zu arbeiten.“ Wie schwierig es mitunter ist, dass alle – Hochschulspitze, Professorenschaft und Verwaltung – an einem Strang ziehen, zeigt die Suche nach einer Zielregion für Kooperationen am Beispiel der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Viele Faktoren spielen eine Rolle, die von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich sind – aufgrund ihrer Größe, ihrer Tradition und ihrer Studiengänge.
DUZ Magazin 02/2014 vom 24.01.2014