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Fachhochschulen sind auf Weltkurs

Fachhochschulen entwickeln verschiedene Strategien, um internationaler zu werden. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat seine Mitgliedsfachhochschulen nach Konzepten befragt. Christian Thimme, DAAD-Experte für die Internationalisierung der Hochschulen, stellt fünf Trends fest.

Es scheint ein Wettlauf um Internationalisierung entbrannt zu sein. Auch Fachhochschulen (FH) entwickeln verstärkt Strategien, um internationaler zu werden. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat 2013 seine 112 Mitgliedsfachhochschulen danach befragt und 39 Konzepte untersucht. Diese sind in ihrem Umfang, ihrer Detailliertheit und Tiefenschärfe höchst unterschiedlich. Doch deutlich ist: Die FHs haben Defizite ausgemacht, sich klare Ziele gesetzt und den Stellenwert der Internationalisierung ihrer Hochschule definiert. Mehr als die Hälfte der Konzepte beschreiben zwar eher den Ist-Zustand. Ein strategischer Prozess, der innerhalb der Hochschule zu Veränderungen führt und wesentliche Bereiche der Hochschule einbezieht, ist dabei kaum zu erkennen – zumindest nicht erwähnt. Doch gut 40 Prozent der Hochschulen haben einen relativ klaren Maßnahmenkatalog. Folgende Trends sind erkennbar.

TREND 1:  Fachhochschulen definieren eigene Schwerpunkte und Ziele

Relativ ausführlich erläutert werden allgemeine Ziele in Sachen Internationalisierung. Viele verstehen sie als Querschnittsaufgabe und als wichtiges Element im weltweiten Wettbewerb um die besten Köpfe. Reputationsgewinn, Konkurrenz, Sichtbarkeit als international ausgerichtete Hochschule und die vermutete negative demografische Entwicklung sind Stichworte, die in diesem allgemeinen Kontext häufig fallen. Deutlich sichtbar ist der Fokus auf die Entwicklungen des globalisierten Arbeitsmarktes, für den die Studierenden vorbereitet werden sollen. Einige Hochschulen sehen aber auch für den regionalen Arbeitsmarkt einen hohen Bedarf an Absolventen mit internationalen Erfahrungen und interkulturellen Kompetenzen. Sie begreifen die Internationalisierung als Faktor der Regionalentwicklung. 

TREND 2: Schwerpunkt „Internationalisierung at home“

Am prägnantesten wird die Internationalisierung der eigenen Strukturen als Ziel beschrieben, was im Hochschuldiskurs landläufig „Internationalisierung at home“ genannt wird. Über 70 Prozent der Hochschulen wollen englischsprachige Angebote einrichten oder ausweiten. Geplant sind mehr englischsprachige Lehrveranstaltungen bis hin zu mehr englischsprachigen Studiengängen. Viele Hochschulen wollen künftig bereits bei der Einstellung von Hochschullehrern auf deren Bereitschaft dafür achten. Zudem soll es mehr Sprachkurse oder interkulturelle Trainings für Lehrende und Verwaltungs-Mitarbeiter geben. Mehr als ein Drittel der Hochschulen will auch verstärkt auf Gastdozenten aus dem Ausland setzen, um die Lehre zu internationalisieren.
Ein weiterer Aspekt: Mehr ausländische Studierende sind erwünscht. Problematisch erscheint, dass hier nur ganz selten nach bestimmten Zielgruppen (Master-Studierende, Studierende aus Kooperationen oder bestimmten Ländern) unterschieden wird. Damit könnten nämlich meines Erachtens gute Akzente gesetzt werden. Viel mehr hervorgehoben wird die Willkommenskultur, englischsprachige Beratungsdienstleistungen und fachliche Betreuung der Gäste aus dem Ausland zu verbessern. Oft genannt wird, Welcome-Center einzurichten sowie Mentorenprogrammen aufzubauen. Vermehrt wird darauf gesetzt, zu den zentralen International Offices auch Auslandsbeauftragte in den Fachbereichen zu etablieren. Sie sollen ausländische Studierende betreuen, aber auch deutsche Studierende unterstützen, die im Ausland studieren wollen. Auch sollen sie die Kooperationen mit Partnerhochschulen pflegen.

TREND 3: Internationale Studiengänge und Mobilität

Fast alle FHs haben die gesteigerte Mobilität ihrer Studierenden zum Ziel. Häufig genannte Maßnahmen sind die Integration von optionalen oder obligatorischen Auslandssemestern oder Praktikumsphasen in ausgewählte Studiengänge. Auch sollen Mobilitätsfenster in Curricula eingebaut werden. Verbessert werden soll die bisherige Praxis der Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen, dazu soll auch der Abschluss von Learning Agreements vor dem Auslandsaufenthalt beitragen. Knapp 30 Prozent der Hochschulen wollen ebenso die Mobilität ihrer Hochschullehrer erhöhen. Obwohl es viele Abstufungen bei internationalen Studiengängen gibt, wollen mehr als 40 Prozent der Hochschulen Doppelabschluss-Programme einrichten oder ihr bestehendes Angebot diesbezüglich ausbauen. Dies ist ein erstaunlicher Befund. Denn es gibt schon viele, auch vom DAAD geförderte Modelle und Programme für Partnerschaften wie Isap (Internationale Studien- und Ausbildungspartnerschaften), Go East oder Erasmus. Diese zu nutzen, ist weniger anspruchsvoll und aufwändig, als eigene Programme einzurichten. Doch das hohe Prestige und die Attraktivität dieser Studiengänge scheinen diesen Aufwand zu rechtfertigen.

TREND 4: Forschung und Internationalisierung

Mehr als die Hälfte der Fachhochschulen wollen durch Forschungsprojekte internationaler werden. Konkrete Maßnahmen und Projekte werden allerdings selten beschrieben. Gelegentlich werden die Förderung von Auslandsaufenthalten zum projektorientierten Austausch, Unterstützung bei Antragstellung für Fördermittel und englischsprachige Publikationen genannt. Einige Hochschulen nutzen Forschungskooperationen für Promotionsprogramme mit ihren Partnerhochschulen.

TREND 5: Kooperationen und Partnerschaften mit ausländischen Hochschulen

Überraschend ist der geringe Stellenwert von Kooperationen und Partnerschaften mit ausländischen Hochschulen. In gut 30 Prozent der Strategien werden diese mehr oder weniger gar nicht erwähnt. Knapp die Hälfte zählt lediglich die Länder oder Schwerpunktregionen auf, in denen bereits Kooperationen bestehen – vor allem in Nachbarschaftsregionen wie Osteuropa und den Beneluxstaaten. In keinem der Konzepte werden die Zielregionen der regionalen Wirtschaftsunternehmen erwähnt, obwohl diese zum Teil auf dem Weltmarkt eine zentrale Rolle spielen. Aufgrund der engen Beziehungen zur regionalen Wirtschaft könnten die Zielregionen dieser Unternehmen durchaus für die Mobilität der deutschen Studierenden sowie für die Rekrutierung ausländischer Studierender eine Rolle spielen, da Sprach-, Landes- und Marktkenntnisse der Absolventen für die Unternehmen interessant sein könnten. Vage nehmen die FHs Bezug auf strategische Partnerschaften, zu denen engere – über einzelne Fachbereiche hinausgehende – Beziehungen bestehen. Nur 15 Prozent der Hochschulen haben diese Vertiefung von ausgewählten Partnerschaften als strategisches Ziel. Hier lässt sich ein deutlicher Unterschied zu den Universitäten feststellen. Die Beteiligung von Unis am neuen DAAD-Programm „Strategische Partnerschaften und thematische Netzwerke“ ist enorm und bisher deutlich höher als die der Fachhochschulen. Diejenigen, die strategische Partnerschaften aufbauen wollen, möchten vor allem kooperative Studiengänge aufbauen, das Qualitätsmanagement in Bezug auf die Kooperationen verbessern sowie gemeinsame Forschungs- und Promotionsvorhaben durchführen.

Step by Step – eine vorläufige Bilanz

Deutlich geworden ist, dass wohl nicht immer ein breiter Diskussionsprozess innerhalb der Hochschulen durchlaufen worden ist. Doch auch eine eher programmatische Vision ist positiv und möglicherweise ein erster Schritt in Richtung Internationalisierung. In diesem Sinne ist der starke Fokus auf die eigenen Strukturen und die damit verbundene Internationalisierung von Studium und Lehre folgerichtig. Erst in einem zweiten Schritt wird die Hochschule als Ganzes gesehen. Dann werden die Maßnahmen stärker mit dem Profil der Hochschule verbunden, um im Sinne von strategischen Partnerschaften Aktivitäten zu bündeln und Synergien zu erreichen oder gezieltes Marketing zu betreiben. Vermutlich haben die Fachhochschulen hier mittelfristig einen Vorteil gegenüber den Universitäten. Für sie ist aufgrund der übersichtlicheren Strukturen die Verbindung von „bottom-up“- mit „top-down“-Prozessen einfacher zu steuern.

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