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// Editorial //

Die Uni Jena hat sich kürzlich ein neues Leitbild gegeben, in dem sie sich zu einer „Politischen Universität“ bekennt. „Die Friedrich-Schiller-Universität Jena versteht sich als Teil der Gesellschaft. ...

... Sie ist der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und trägt durch Wissenschaft und Bildung zur Lösung gesellschaftlicher Zukunftsfragen bei“, heißt es in der Eingangspassage des Leitbildes, in der die Freiheit von Forschung und Lehre in den Mittelpunkt des universitären Selbstbildes gerückt wird.

Light, Life, Liberty – auf diese drei Werteorientierungen stützt sich das Jenaer Leitbild: Licht gewinnen und verbreiten (Light), Leben wahren und fördern (Life), Freiheit schützen und gestalten (Liberty). Mitgewirkt haben daran Mitglieder aller Statusgruppen, von Rektor und Kanzler bis hin zu Mitarbeitern aus Technik und Verwaltung sowie Studierenden. „Ohne solche Werteorientierungen verbleiben Freiheit und das Verhältnis von Universität und Gesellschaft in einem luftleeren, abstrakten Raum. Ohne Werteorientierungen aus der Universität heraus wären beliebige Instrumentalisierungen von Forschung und Lehre für gesellschaftliche Zwecke denkbar“, erläutert Prof. Dr. Ralf Koerrenz den Ansatz. Für den Inhaber des Lehrstuhls für Historische Pädagogik und Globale Bildung soll „das Leitbild dazu dienen, innezuhalten und zu schauen, welche Werte unser Handeln leiten und ob wir uns auch künftig mit ihnen identifizieren“. Für alle, die die Frage nach dem Verhältnis von Universität und Gesellschaft umtreibt, bietet sein Beitrag viele interessante Denkanstöße (ab Seite 38).

Die Jenaer verstehen moderne Wissenschaft „als Projekt der Aufklärung, in dem Menschenrechte und Menschenwürde eine unhintergehbare Grundlage bilden“. Was das bedeutet bzw. was es bedeuten kann, wenn solche universellen Werte nicht gelten und mit Füßen getreten werden, zeigt der Blick nach Afghanistan. Dort konnten in den letzten zwei Jahrzehnten, unter anderem mit Hilfe deutscher Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisationen, erste zarte Pflänzchen für ein von Freiheit geprägtes Hochschulwesen gesetzt werden, wo junge Menschen und insbesondere Frauen eine von politischem und religiösem Fanatismus weitestgehend befreite wissenschaftliche Qualifizierung genießen durften. Was bleibt, so steht zu befürchten, ist ein Trümmerhaufen und die bittere Sehnsucht nach Freiheit und Wissen all derjenigen, die ein paar Jahre daraus schöpfen durften.

Vielleicht aber gibt es trotz des martialischen Siegeszugs der Taliban noch ein Fünkchen Hoffnung für all diese um ihr Leben bangenden und um ihre Zukunft betrogenen Menschen, die darauf gesetzt haben, dass wir, dass der Westen sie beschützt und ihre Menschenwürde und Freiheitsrechte verteidigt. Die deutschen Hochschulen sollten ihre Arbeit fortsetzen (möglichst vor Ort, auf jeden Fall von Deutschland aus) und nicht, wie es die internationale Politik in erschreckend zynischer Weise praktiziert hat, die Flucht ergreifen – ganz nach dem pompadourschen Motto „Après nous le déluge!“. „Nach uns die Sintflut!“ ist keine Option für uns als deutsche Wissenschaftsnation, die in so unendlich vielen Ländern dieser Erde bewundert wird.

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