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// Editorial: expertokratie //

Derzeit ist es nicht gerade en vogue, bei großen Konflikten auf die Kraft von Dialog und Verhandlungen, auf Mediation und alternative Ansätze ...

... zur Mainstream-Meinung zu setzen. Wer es wagt, zum Beispiel die Frage zu stellen, ob Waffenlieferungen der richtige Weg sind, um die Ukrainer von ihrem Leid zu befreien, oder ob diese sie eben nicht noch mehr ins Verderben stürzen, wird bestenfalls belächelt, meistens aber als Defätist oder gar Verräter beschimpft. So erging es kürzlich dem Philosophen Richard David Precht – um nur ein prominentes Beispiel herauszugreifen. Und wer die von erstaunlich vielen Politikern der Regierungskoalition vorgebrachte Sichtweise, wir seien keineswegs Kriegspartei (obwohl wir Waffen an ein im Krieg befindliches Land liefern), infrage stellt, wird schief angeguckt und angefeindet. 

Doppelmoral und Schönfärberei als solche zu bezeichnen, ist mittlerweile mit einem Redeverbot belegt. Dabei gibt es Dinge, die ganz einfach sind und fast schon universellen Charakter haben – vorausgesetzt, man betrachtet sie ganz nüchtern, frei von moralischer Ummantelung und politischem Kalkül. Eines dieser Dinge lautet: „... was für die Verteidigung taugt, taugt auch für den Angriff. Waffen, an denen das Schild ‚nur zur Verteidigung‘ klebt, kann es nicht geben“ – so bringt es HRK-Präsident Peter-André Alt in unserer Kolumne „Diskurslust“ auf den Punkt. Dort geht es im Gespräch mit acatech-Präsident Johann-Dietrich Wörner um die Frage: „Brauchen Hochschulen eine Zivilklausel?“ Lesen Sie diesen erkenntnisreichen Gedankenaustausch, der widerspiegelt, dass es sich lohnt, die beliebte Schwarz-Weiß-Malerei hinter sich zu lassen und sich die (lohnenswerte) Mühe zu machen, über komplexe Fragen tiefschürfend und kenntnisreich nachzudenken und das Gespräch zu suchen. Damit wären wir auch schon ein Stück weit beim THEMA dieser Ausgabe, bei dem sich alles um den Einfluss von Expertinnen und Experten auf politische Entscheidungen dreht. Wer das Interview unserer Kollegin Veronika Renkes mit der Rechtswissenschaftlerin Laura Münkler liest, wird zu dem Schluss kommen, dass es „ein Spannungsverhältnis zwischen notwendigem Expertenwissen und demokratischen Entscheidungen gibt“, das die Politik dringend auflösen muss. Geschieht das nicht, laufen wir Gefahr, zwischen einer Expertokratie und einem Populismus, der jedwedem Wissen ablehnend gegenübersteht, zerrieben zu werden. 

Und um nochmals auf die vielfach belächelte Hoffnung oder auch (Konfliktmanagement-)Strategie zurückzukommen, dass Dialog und Vermittlung die besten Friedensstifter sind, lade ich Sie dazu ein, den Beitrag von Lateinamerikakorrespondentin Katharina Wojczenko zu lesen: Sie berichtet dort, wie es Wissenschaftlern im vom Guerillakrieg lange Zeit heimgesuchten Kolumbien in kleinen Schritten gelingt, eine Bresche für Versöhnung und ein friedliches Miteinander zu schlagen. 

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