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// Editorial //

Im Großen wie im Kleinen spielt das Weltgeschehen auch in den Alltag von Hochschule und Wissenschaft hinein. Dies ist schon lange so und rein theoretisch  ...

 ... war uns das allen bewusst. Aber was das wirklich bedeutet – vor allem in seinen negativen Auswirkungen –, realisieren wir und mit uns die Verantwortlichen in Wissenschaft und Politik erst jetzt so richtig, wo die Welt gefährlich am Abgrund steht. So ist es plötzlich nicht mehr nur ein Problem der Privathaushalte, die Löcher zu stopfen, die die in den letzten Jahren stetig angestiegenen Energiekosten in ihre immer schmäler gewordenen Budgets geschlagen haben. Auf einmal sehen sich auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen damit konfrontiert, dass ihnen der Gashahn zugedreht wird oder sie ihn selber drosseln müssen, weil Putins Machtspiele und unsere über Jahrzehnte ohne Netz und Boden betriebene Energiepolitik uns in eine ernsthafte Versorgungskrise geführt haben. 

Wenn man zynisch wäre, könnte man dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen: Denn kaum stellen die Hochschulen fest, dass die Energiekosten aus dem Ruder zu laufen drohen, stampfen sie eine Taskforce nach der anderen aus dem Boden, die sich überlegt, ob und wie man Energie einsparen kann. Fragt man sich nur, warum das nicht schon vorher gemacht wurde, warum erst die Angst vor roten Zahlen das (Hochschul-)Management zum Umdenken und (klimaschonenden) Handeln bewegt. Haben also doch diejenigen recht, die behaupten, dass die Menschheit ihr (klima-)schädliches Verhalten nur dann ändert, wenn es so richtig teuer wird? Verhaltensänderung also durch „Bestrafung“ oder Androhung davon zu erzwingen, statt auf Einsicht und Vernunft zu setzen?

Wie wenig vernunftbasiert und von tiefsitzenden Abwehrreflexen geleitet menschliches Verhalten oft ist (auch in der akademischen Welt), spiegeln die Erfahrungen unseres Kolumnisten Frank Ziegele im Umgang mit OER wider. Hinter dem Kürzel verbirgt sich „Open Educational Resources“ – sprich frei verfügbare Lehr- und Lernmaterialien. Diese bieten, wie unser Experte skizziert, „unendlich viel Potenzial“, das jedoch zu wenig ausgeschöpft wird. Anstatt die Chancen zu erkennen, die in der Öffnung und gemeinsamen Nutzung von Wissen und Materialien liegen, herrscht bei Hochschulleuten die Angst vor, ihren (vermuteten) Wettbewerbsvorteil zu verlieren. Für mich zeigt das (auch): Die Hochschulen, die sich gerne offen und modern geben, werden in ihrem Innersten viel zu oft noch von veralteten Denkmustern und Spielregeln beherrscht: Konkurrenzdenken statt miteinander zu kooperieren und zu teilen. 

Modelle der Share-Community werden da draußen in Wirtschaft und Gesellschaft längst erfolgreich praktiziert. Was braucht es, damit Hochschulangehörige entsprechend sozialisiert werden? Denn aus meiner Wahrnehmung ist dies vor allem ein kulturelles Problem, das im Rahmen der Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses stärker berücksichtigt werden sollte. Um dies und damit auch OER voranzutreiben, bedarf es eines klugen Hochschulmanagements. Dass die Hochschulen durchaus in der Lage sind, „klug“ und innovativ zu agieren – dazu bietet unser aktuelles THEMA, wo wir Preisträger des „Ideenwettbewerbs Internationales Forschungsmarketing“ und des „Community Prize“ vorstellen, eine Vielzahl guter Beispiele. //

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