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Siezen oder Duzen?

"Vor einigen Wochen habe ich die Verwaltungsleitung einer Hochschule übernommen. Der Präsident hat mich damit überrumpelt, dass er mich den Mitarbeitenden im Präsidium per du vorgestellt hat. Nun duzen mich dort mir unterstellte Personen. Das stört mich. Was tun?"


Dieser Artikel ist im DUZ Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft in der Rubrik "Unter 4 Augen" erschienen und Teil der Online-Reihe "Ratgeber" auf DUZ Wissenschaftskarriere.

Coach Ute Symanski antwortet:

Wie wunderbar zeigt sich an Ihrer Frage die Macht der informellen Spielregeln, die in jeder Hochschule so individuell gelten. Dass die Person an der Spitze des Präsidiums festlegt, wer Sie als Verwaltungsleitung duzt und wen Sie duzen sollen, ist eine sehr spezielle Spielregel. Wie auch immer Sie in Sachen duzen oder siezen verfahren werden: Es lohnt sich, das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen und die Situation offen anzusprechen.

Deshalb Handlungstipp Nummer eins: Sprechen Sie dem Präsidenten gegenüber bei nächster Gelegenheit an, dass es für Sie bedeutsam ist, ob Mitarbeitende Sie duzen oder siezen, und dass Sie insbesondere in Ihrer Rolle als Verwaltungsleitung sehr bewusst mit dieser Frage umgehen möchten. Und dass Sie sich für die Zukunft wünschen, dass er es Ihnen überlässt, Ihren Mitarbeitenden das „Du“ anzubieten. Damit setzen Sie eine wichtige Grenze.

Zweitens könnten Sie den Ihnen unterstellten Führungskräften erläutern, wie es dazu kam, dass die Mitarbeitenden im Präsidiumsbüro Sie duzen. Sie könnten zum Beispiel sagen, dass das „Du“ von Präsidenten initiiert wurde, und dass Sie es in diesem Moment als unfreundlich empfunden hätten, auf dem „Sie“ zu beharren. Und dass dies mitnichten ein Ausdruck von größerer Nähe oder Vertraulichkeit zu den Personen im Präsidiumsbüro ist. Und Sie könnten betonen, wie sehr Sie den förmlicheren Umgang innerhalb der Verwaltung schätzen und für Ihre professionelle Rolle angemessener empfinden und dass Sie es auch in bisherigen Arbeitskontexten eher per „Sie“ gehalten haben.

Vor dem dritten Tipp eine Rückfrage: Möchten Sie sich künftig mit den Mitarbeitenden im Präsidialbüro lieber siezen? Oder können Sie mit dem „Du“ leben, solange es innerhalb dieses Bereichs bleibt? Im ersteren Fall könnten Sie dem Präsidenten bei passender Gelegenheit erklären, dass Sie künftig zum „Sie“ gegenüber den Mitarbeitenden wechseln werden – um formale Gleichheit in der Ansprache für Ihre Mitarbeitenden herzustellen. Danach könnten Sie mit allen Betreffenden sprechen. Sagen Sie, dass Sie das „Sie“ angemessener empfinden, und dass Sie die Unwucht aufheben möchten, die entstanden ist. Und betonen Sie auch hier, dass die Anrede nichts darüber aussagt, wie vertrauensvoll, wertschätzend und intensiv die Arbeitsbeziehung ist.

Wenn Sie mit dem „Du“ leben können, sprechen Sie dennoch mit den betreffenden Mitarbeitenden im Präsidiumsbüro. Legen Sie dar, dass die aktuelle Praxis zu Irritation innerhalb der Verwaltung führt. Bitten Sie um Unterstützung bei der Entschärfung dieser Irritation und darum, dass „Du“ so gut es geht innerhalb des Präsidiumsbüros zu belassen. Außerhalb könnten diese Mitarbeitenden Sie etwa in Ihrer Funktionsrolle adressieren und vermeiden zu demonstrieren, dass Sie per „Du“ sind. Unabhängig davon, ob Sie weiterhin duzen oder künftig siezen innerhalb des Präsidiumsbüros – Sie stärken die Autorität Ihres Amtes ebenso wie Ihre Selbstwirksamkeit und Souveränität.

Dr. Ute Symanski ist Hochschulberaterin und Coach in Köln. Sie arbeitet mit Hochschulleitungen und Führungspersönlichkeiten in Wissenschaft und Verwaltung unter anderem in den Feldern Strategie und Organisationsentwicklung, Nachhaltigkeit und Berufungsverfahren. Zudem ist sie Mitglied im Coachingnetz Wissenschaft, das Partner der DUZ ist.

www.coachingnetz-wissenschaft.de
http://www.hochschulcoaching.de

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