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Interesse an Lehre und Didaktik als Abstellgleis?

Ich begegne ständig Menschen, die all ihre Energie in Forschung und Publikationen stecken. Ich bin Habilitandin und brenne viel mehr für Lehre, Didaktik und alles, was mit Studierenden zu tun hat. Dafür werde ich oft belächelt. Bewege ich mich damit aufs Abstellgleis?

Dieser Artikel ist im DUZ Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft in der Rubrik "Unter 4 Augen" erschienen und Teil der Online-Reihe "Ratgeber" auf DUZ Wissenschaftskarriere.

Coach Dr. Boris Schmidt antwortet:

Im Hochschulrahmengesetz (HRG) Paragraf 2, Absatz (1) steht, dass die Aufgaben der Hochschulen in Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung liegen. Diesen Vieren zu dienen (und zwar allen Vieren sowie deren Management), ist ihr Auftrag. So steht es dort. Dass jemand, der offenkundig zur Erfüllung dieses Auftrags beiträgt, etwas Falsches tut oder belächelt werden sollte, steht dort nicht. Andererseits herrscht Meinungsfreiheit, und ein Lächeln an sich schadet ja auch nicht.

Auf einem anderen Blatt steht die berechtigte Frage, welches Engagement karriereförderlich und langfristig aussichtsreich ist. Grob gesagt gibt es drei Typen von Professorinnen und Professoren: Solche mit Schwerpunkt „Forschung“, solche mit Schwerpunkt „Lehre und Studium“ und solche mit Schwerpunkt „Management, Gremien, Netzwerke und Politik“. Diese drei Typen sind nicht gleich verteilt, aber alle drei sind unverzichtbar. Und am besten ist es, wenn alle jeweils das tun, was sie am besten können, statt etwas anderes halbherzig.

Sie sind in der glücklichen Lage, schon jetzt zu wissen, was zu Ihnen passt. Sofern auch das Feedback Ihrer Studierenden stimmt, haben Sie Ihren Schwerpunkt schon gefunden. Hierzu drei Tipps:

  1. Es gibt in fast allen Fächern Dauerstellen mit Schwerpunkt „Lehre und Studium“, von einzelnen universitären Lehrprofessuren und Dozenturen über die wenig beachteten Lehrkräfte für besondere Aufgaben bis hin zu den immer attraktiver werdenden Fachhochschulprofessuren. Wie wäre es damit? Suchen Sie nach konkreten Stellenprofilen, die Sie sich mittelfristig vorstellen könnten – alternativ auch außerhalb der Hochschule zum Beispiel in Weiterbildung, Beratung oder Schule und orientieren Sie sich daran.

  2. Karrierestrategisch könnte es sinnvoll sein, für eine begrenzte Phase – zum Beispiel noch fünf Jahre – bewusst und trotz mäßiger Begeisterung Energie in die Forschung zu investieren. Denn bei aller Schwerpunktbildung sollte ein bisschen Forschung, ein bisschen Lehre und ein bisschen Management immer dabei sein, um langfristig im Geschäft zu bleiben: Wieviel Forschung, wieviel Management können und wollen Sie aufbieten?

  3. Das Lächeln ist berechtigt: Sich langfristig auf Lehre zu fokussieren, ist eine Karrierestrategie mit Risiken. Aber: Alle anderen Karrierestrategien in Hochschule und Wissenschaft sind es auch. Lassen Sie sich nicht davon verunsichern, dass viele, denen Sie bei vermutlich forschungslastigen Gelegenheiten begegnen, Ihre Wahl riskant finden. Sie ist es. Deswegen: Suchen Sie gezielt nach den vielen, die ebenso für Studium und Lehre brennen und hierbei erfolgreich sind. Auch von diesen werden Sie ein Lächeln bekommen – ein ermutigendes. 

Fazit: Sie tragen nennenswert zum Auftrag Ihrer Institution bei. Es gibt keinen Grund, sich dafür komisch zu finden oder gar zu schämen. Tun Sie das, was Sie tun mit Stolz und Würde und in der Gewissheit, dass es einen Platz für Sie gibt.

www.coachingnetz-wissenschaft.de
www.thema31.de

Dr. Boris Schmidt ist Wirtschaftswissenschaftler und Psychologe und arbeitet seit 2001 als Coach, Berater, Trainer und Mediator für und mit Menschen in Hochschule, Wissenschaft und im Non-Profit-Bereich. Seit 2012 ist er in Berlin tätig. Zudem ist er Mitglied im Coachingnetz Wissenschaft, das als Partner der DUZ die regelmäßige Kolumne "Unter 4 Augen" erstellt.

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