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Wir sind hier in Regensburg gut aufgestellt

Die Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) Regensburg agiert als wichtiger Akteur in der Region. Gemeinsame Forschungsprojekte mit Unternehmen und Kommunen in der Oberpfalz sowie internationale Kontakte machen die Hochschule attraktiv. Prof. Dr. Oliver Steffens, Vizepräsident der OTH Regensburg, verrät im Interview mit Ingrid Weidner, was die Hochschule so besonders macht.

In Bayern fließen viele Mittel für Forschung und Entwicklung in die Metropolregion München. Von der Landeshauptstadt nach Regensburg gibt es weder eine ICE- noch eine Intercity-Verbindung. Fühlen Sie sich in der Oberpfalz abgehängt?

Wir sind hier in Regensburg und der Region gut aufgestellt und vernetzt. Wir werden auch in München wahrgenommen und erhalten viele Mittel für Forschungsprojekte. Zudem unterstützt uns die Bayerische Staatsregierung tatkräftig im Rahmen der Hightech Agenda.

Die OTH Regensburg gilt als forschungsstark. Im vergangenen Jahr standen Ihnen rund zehn Millionen Euro an Forschungsgeldern zur Verfügung. Woher kommen diese Gelder?

Der überwiegende Teil, circa 85 Prozent, der Forschungsmittel kommt von der öffentlichen Hand, etwa vom Bund, der EU oder vom Freistaat Bayern. In den meisten Forschungsprojekten sind Unternehmen beteiligt. Zusätzlich erhalten wir etwa 15 Prozent unserer Einnahmen für Forschung direkt von Unternehmen, die uns beauftragen.

Welche Forschungsschwerpunkte hat die OTH?

Ein wichtiger Schwerpunkt unserer Forschung ist Digitalisierung und insbesondere deren praktische Anwendungen für Unternehmen und Kommunen. Aber auch im Energiesektor, in der Sensorik sowie im Pflege- und Gesundheitswesen forschen wir in unterschiedlichen Verbünden. Unser Hochschulentwicklungsplan weist Nachhaltigkeit und Gesundheit als zentrale Entwicklungsschwerpunkte aus.

Wie gelingt es Ihnen, Forschungsprojekte über Fakultätsgrenzen hinweg umzusetzen?

Bereits 2012 wurde das erste der vier „Regensburg Center“ gegründet, das Center for Biomedical Engineering, an dem wir auch mit der Universität Regensburg zusammenarbeiten. An jedem Regensburg Center arbeiten Forschende aus unterschiedlichen Fakultäten gemeinsam an interdisziplinär ausgerichteten Themenfeldern. Das jüngste Beispiel ist das 2020 gegründete „Regensburg Center for Artificial Intelligence“.

Technologietransfer ist für mittelständische Unternehmen sehr wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wie binden Sie Firmen in Forschungsprojekte ein?

Neben unserer intensiven Zusammenarbeit mit den Unternehmen und den kommunalen Behörden und Einrichtungen in Regensburg haben wir mehrere Technologie-Transferzentren in den angrenzenden Landkreisen gegründet. Das Besondere ist die enge Anbindung der Hochschule an die regionale Industrie. Die Forschungsprojekte in diesen Zentren sind sehr anwendungsorientiert und auf die Arbeitsschwerpunkte der Unternehmen zugeschnitten. Außerdem bieten wir in den Transferzentren auf die Bedürfnisse der Unternehmen ausgerichtete Weiterbildungen und Schulungen für deren Beschäftigte an.

Wie funktionieren diese Transferzentren?

Die Transferzentren, oft auch Technologie-Campus (TC) genannt, sind in der Region und nicht am Hochschulstandort angesiedelt. Die Kommunen vor Ort stellen mietkostenfrei ein Gebäude bereit und der Freistaat unterstützt den jeweiligen Technologie-Campus mit einer Anschubfinanzierung für die Ausstattung und das Personal. Wir als Hochschule werben Drittmittel ein. Ziel ist es, dass sich diese Zentren in Zukunft selbst tragen. Der erste Technologie-Campus entstand 2018 in Parsberg-Lupburg gemeinsam mit der Technischen Hochschule Deggendorf, die das Konzept der TC entwickelt hat. Ein Jahr später kam das TC in Neustadt an der Donau hinzu, seit 2023 befindet sich ein Wasserstoffcluster am Donauhafen in Kelheim im Aufbau.

Wie profitieren Studierende und Forschende von den Zentren?

Viele unserer Doktorandinnen und Doktoranden forschen dort gemeinsam mit den Unternehmen aus der Region. Zusätzlich geben sie ihr Wissen in Weiterbildungskursen weiter. Durch die enge Zusammenarbeit sammeln sie viel Berufserfahrung und lernen oft über Projekte ihre zukünftigen Arbeitgeber kennen. Aus den Forschungsprojekten entstehen auch neue Geschäftsfelder.

Planen Sie weitere Transferzentren?

Wir gründen gerade ein weiteres Zentrum in Schwandorf zum Thema Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, gemeinsam mit der OTH Amberg-Weiden, an dem auch Themen wie Corporate Social Responsibility, Change Management und Arbeitspsychologie adressiert werden. Außerdem arbeiten wir an einem neuartigen Konzept für einen „Open Regional Campus“: Dort übernehmen Hochschule und Unternehmen gemeinsam die Trägerschaft.

Um so viele Projekte am Laufen zu halten und neue zu initiieren, beschäftigen Sie vermutlich viele Forschungsreferenten und Forschungsreferentinnen.

Mit den Projekten wächst unser Bedarf an Forschungsreferenten und -referentinnen. Das Berufsfeld ist noch neu, eine spezielle Ausbildung gibt es nicht. Unserer Meinung nach fehlt ein Studiengang, der auf die vielfältigen Aufgaben vorbereitet. Deshalb sammeln wir gerade Informationen und wollen eventuell einen Masterstudiengang entwickeln, um diese Lücke zu schließen.

Von Regensburg nach Pilsen kommt man fast so schnell wie nach München. Gibt es denn auch Kooperationsprojekte mit den europäischen Nachbarn im Osten?

Wir haben tatsächlich viele und umfangreiche Projekte mit Tschechien, beispielsweise mit der Westböhmischen Universität Pilsen. Hier kooperieren wir etwa in den Themenfeldern Medizintechnik, Energieversorgung und Smart Wearables. Auch mit unseren österreichischen Nachbarn gibt es gemeinsame Projekte. Zukünftig wollen wir im internationalen Umfeld unser Potenzial noch weiter ausschöpfen. //

Prof. Dr. Oliver Steffens

ist Professor für Angewandte Physik an die OTH Regensburg. Seit 2013 ist er im Direktorium des Regensburg Center of Energy and Resources (RCER). Von 2016 bis 2021 war er Dekan der Fakultät Angewandte Natur- und Kulturwissenschaften, seit März 2021 ist er Vizepräsident für Forschung und Internationales der OTH Regensburg.

Foto: OTH Regensburg

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