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Verlässliche Daten

Was haben Wissenschaftsmanager mit Praktikanten und Landwirten im Nebenerwerb gemeinsam? Das klingt nach einer Frage bei Günther Jauch, meint unser Autor Frank Ziegele in seiner Kolumne. Die Antwort ist aber recht simpel: Für alle drei Berufsgruppen gibt es in Deutschland keine verlässlichen Daten, wie viele es eigentlich davon gibt.

Einige Forschungsprojekte versuchen Aussagen zur Zahl der im Wissenschaftsmanagement Beschäftigten zu treffen. Deren Angaben sind schwankend: Ein Projekt (allerdings mit Fokus auf Forschungsmanagement) kommt mit überraschender Exaktheit auf 6887 Personen, ein anderes auf circa 25 000. Das CHE und die Wochenzeitung Die Zeit vergeben jedes Jahr den Preis „Hochschulmanager*in des Jahres“ an Hochschulleitungen. Aber Führungskräfte werden andernorts gar nicht unter den Begriff Hochschulmanagement gefasst. Also Verwirrung allenthalben.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Es gibt keine Definition von Wissenschaftsmanagement, die eine klare Grenze zieht. Als das Netzwerk Wissenschaftsmanagement e.V. gegründet wurde, gab es eine Diskussion, wer aufgenommen werden sollte und wer nicht. Letztlich durften alle Personen, die sich selbst als Wissenschaftsmanagerin oder -manager verstehen, im Netzwerk mitwirken. 

Die entscheidende Frage lautet: Müssen wir die Beschäftigten unbedingt zählen und brauchen wir eine klar abgrenzbare Definition? Ich persönlich finde das unnötig, in manchen Institutionen wird das aber anders gesehen. Ein Mitarbeiter der Europäischen Kommission sagte mir neulich, dass eine europäische Förderung des Forschungsmanagements politisch nur dann durchsetzbar sei, wenn der geförderte Gegenstand klar abgrenzbar und beschreibbar sei. Das Argument verstehe ich. Geldgeber wollen wissen, wer von ihren Maßnahmen profitiert und wie viele es betrifft. Auch spricht viel für eine gesetzliche Erwähnung der Personalkategorie Wissenschaftsmanagement. Sie würde diese Berufsgruppe sichtbar machen und deren Interessenvertretung in Gremien befördern. Gesetze würden das Wissenschaftsmanagement mitdenken.

Allerdings werde ich auch nach einem Vierteljahrhundert in diesem Themenfeld vehement weiter die Position vertreten, dass Wissenschaftsmanagement nicht eine dritte, von Wissenschaft und Verwaltung abgegrenzte Gruppe ist, sondern eine zeitgemäße Art und Weise, wie sich Verwaltung vollzieht. Damit gehört potenziell fast das gesamte Verwaltungspersonal zum Wissenschaftsmanagement, außer es hat zum Beispiel rein technische Aufgaben. Tatsache bleibt auch, dass sich die Angehörigen einer bestimmten Personalkategorie nicht zwingend alle als Wissenschaftsmanagerin oder -manager begreifen werden. Beim oben genannten Preis für Hochschulleitungen bekommen wir beispielsweise in wenigen Fällen Absagen, weil sich ein Präsident oder eine Rektorin nicht mit dem Begriff identifizieren kann. Wenn also Wissenschaftsmanagement eher ein Bewusstseins- und Entwicklungsstand ist als eine feste Jobkategorie, dann ist das Zählen der entsprechenden Personen weder machbar noch sinnvoll. 

Ich finde daher pragmatisch und richtig, was das Netzwerk Wissenschaftsmanagement e.V. gemacht hat: Statt endlos nach der Definition und Zählbarkeit zu suchen, wurde ein Kodex entwickelt, der Selbstverständnis und Werte dokumentiert und damit eine gemeinsame Basis für Zugehörigkeit und Identifikation mit dem Job schafft. Zu wissen wer man ist, ist wichtiger als zählbar zu sein. //

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