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Offen für alle

Eine offene Welt des Lernens und Forschens – wäre das nicht wunderbar? Open Access im Dienste von Bildung und Erkenntnisgewinn, Wissen und Bildung als öffentliche Güter für alle Menschen zugänglich, Zusammenarbeit und der Austausch zwischen Forschern und Institutionen weltweit werden gefördert ... 

Schon lange wird unter dem Begriff Open Access das Zugänglichmachen von wissenschaftlichen Fachartikeln, Büchern und Quellentexten bis hin zu Forschungsdaten und -software ohne finanzielle und andere Hürden breit diskutiert. Seit einigen Jahren rückt im Rahmen der Debatte um Open Science auch der offene Zugang zu (Hochschul-)Bildung stärker in das Bewusstsein der wissenschaftlichen Welt. Eine wichtige Rolle spielen hierbei offene Bildungsinfrastrukturen, die den freien Zugang zu (Hochschul-)Bildung unterstützen. Sie ermöglichen Studierenden den uneingeschränkten Zugriff auf frei verfügbare Lehr- und Lernmaterialien (OER – Open Educational Resources), erweitern hochschuldidaktische Möglichkeiten und tragen zur Sichtbarkeit von Lehrexpertise bei. Zudem leisten sie einen Beitrag zur Qualitätsförderung von Studium und Lehre und unterstützen den Kompetenzaufbau bei Lehrenden und Studierenden. Obwohl sich das Angebot offener Bildungsinfrastrukturen seit Jahren immer weiter ausdifferenziert, ist noch eine deutliche Zurückhaltung bei der Verwendung von OER zu beobachten. Zudem bestehen noch immer vielfältige Hürden, die eine umfassende Verbreitung offener Lehr- und Lernmaterialien über entsprechende Systeme erschweren. 

Auf der „Angebotsseite“ findet man eine äußerst vielfältige Landschaft der offenen Bildungsinfrastrukturen im Hochschulsektor vor. Sie umfasst Vernetzungseinrichtungen, OER-Repositorien und -Referatorien, Informations- und Weiterbildungsportale sowie Stand-alone-Lösungen wie lokale Installationen von Lernmanagementsystemen (LMS) an Hochschulen. Die dezentrale Verortung offener Bildungsinfrastrukturen scheint dem Ziel der leichten Auffindbarkeit und ausgiebigen Weiternutzung offener Lehr- und Lernmaterialien dabei allerdings teilweise entgegenzustehen. 

Als zentrale Herausforderung erweist sich daher die Vernetzung bestehender Portale und Tools, eine stärkere Vernetzung bestehender Infrastrukturen durch einen Aggregationsmechanismus für digitale Lernressourcen sowie eine verbesserte Interoperabilität entsprechender Infrastrukturen durch das Schaffen von Schnittstellen und das Nutzen von Plug-ins. Zudem sind die technischen, organisatorischen und auch didaktischen Unterstützungsdienste für eine bessere Nutzung von OER zu erweitern. Es bedarf mittelfristig einer stärkeren Automatisierung im Bereich der Veröffentlichung von OER sowie einer stärkeren Einbeziehung von Communities of Practice in die weitere Ausdifferenzierung der Infrastrukturen. 

Auf der „Nachfrageseite“ sind die Bedarfslagen der Nutzenden (aber auch der Produzentinnen und Produzenten) von OER noch weiter zu untersuchen, wie nicht zuletzt auch in der 2022 veröffentlichten OER-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung angeregt. Eine Analyse gängiger Anwendungsfälle für die Entwicklung und Nutzung von OER wurde bislang noch kaum geleistet. 

Zudem muss der Sinn der Nutzung (und überhaupt der „Produktion“) von OER herausgestellt werden, um mittelfristig weiter auf einen Kulturwandel zu offener Bildung hinzuwirken. Zwei strategische Handlungsfelder möchte ich an dieser Stelle nennen: 

  1. Die Rolle und Bedeutung von OER für die Innovationsfähigkeit und Weiterentwicklung der Lehre. 
  2. Die Stärkung offener Bildung als ein wesentlicher Baustein einer von Open Science und Open Scholarship geprägten neuen Wissenschaftskultur. 

Open Access und offene Bildung sind kein closed shop – dafür sind aber die ausstehenden Fragen rasch zu klären und der Sinn offensiver hervorzuheben. //

Ralf Tegtmeyer 

ist seit Herbst 2017 Geschäftsführender Vorstand des HIS-Instituts für Hochschulentwicklung e.V. (HIS-HE) in Hannover. Der Ingenieur ist vor allem in der Strategie- und Organisationsberatung tätig. 

Foto: Petra Nölle

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