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Schwedens Unis müssen Aderlass befürchten

Schwedens Regierung verlangt ab 2015 feste Stellen für Doktoranden. Das könnte Hochschulen wie die Universität Göteborg in Schwierigkeiten bringen.

Göteborg Doktoranden sind an der Universität Göteborg, mit 37.000 Studenten immerhin eine der größten Hochschulen Schwedens, zu einer seltenen Spezies geworden. Im Jahr 2012 promovierten dort 242 Nachwuchsforscher, vier Jahre zuvor waren es noch über 320. In einigen geisteswissenschaftlichen Fächern sank die Zahl der Promovenden gar um die Hälfte – weil der Hochschule das Geld fehlt und sie gleichzeitig mehr Doktoranden fest angestellt hat.

Die Zahl der Promotionsstudenten könnte an der Universität Göteborg und den anderen Universitäten des Landes in den nächsten Jahren aber weiter fallen. Auslöser ist eine neue Politik im Königreich, die die Situation der landesweit rund 19.000 Doktoranden eigentlich verbessern sollte. Ab 2015 sollen Promovierende von ihren Hochschulen angestellt werden – und sich nicht mehr über Stipendien oder Jobs außerhalb der Uni über Wasser halten müssen. So wünscht sich Bildungsminister Jan Björklund: Wenn Schweden die klügsten Köpfe für die Forschung gewinnen wolle, müsse es Nachwuchswissenschaftlern gute Voraussetzungen bieten – eben eine feste Stelle mit sozialer Absicherung.

John Peacock, Geschäftsführer des europäischen Doktoranden-Netzwerks Eurodoc, lobt Schweden als neues Musterland: „Wir vertreten schon lange die Position, dass alle Doktoranden Arbeitsverträge bekommen sollten“, sagt er. Ein Großteil der Universitätsforschung würde durch Doktoranden erbracht. „Verträge, die eine angemessene Kompensation für die getane Arbeit vorsehen mit sozialer Absicherung und Rentenansprüchen, sind der beste Weg, um gute und motivierte Forscher anzuziehen“, sagt der Eurodoc-Geschäftsführer.

An Schweden sollten sich andere Länder ein Beispiel nehmen, findet Peacock daher. Auch Deutschland. Ein Viertel aller Doktoranden finanziert sich laut Bundesbericht für den wissenschaftlichen Nachwuchs über ein Stipendium. Etwa zwei Drittel sind angestellt, in der Regel befristet. Viele Verträge haben zudem Laufzeiten, die auf weniger als ein Jahr beschränkt sind.

Probleme sieht Eurodoc auch in anderen EU-Staaten. Die Niederlande galten lange als Vorbild: Dort promoviert nur, wer an der Uni angestellt ist. Die Universität Groningen brach jedoch kürzlich mit der Praxis und billigte einer Gruppe von Doktoranden mit Stipendium nur den Studenten-Status zu. Vor Gericht bekam die Hochschule recht – seither ist Eurodoc alarmiert. „Das ist ein Schritt zurück“, sagt Peacock.

An der Universität Göteborg gibt sich Dr. Boo Johansson, Psychologieprofessor und für die Doktorandenausbildung an der Hochschule zuständig, noch sehr entspannt. Der Rückgang habe bisher keine dramatischen Folgen, sagt er. Um das Lehrangebot aufrechtzuhalten, reiche die Zahl der Promovenden noch.
Dennoch überlegt die Universität, wie sie einen weiteren Einbruch bei den Doktorandenzahlen verhindern kann.

„Wir hoffen, dass die Disziplinen und Fakultäten, die weniger Möglichkeiten haben, sich anderweitig zu finanzieren, mehr Geld von der Regierung bekommen“, sagt Johansson. Im Moment würden Hochschulen und Regierung verhandeln. Eine Folge könnte Johansson zufolge auch sein, dass die Fakultäten die Kurse für Doktoranden verschiedener Fächer stärker zusammenlegen. Johansson ist aber optimistisch, auch aus einer anderen Überlegung heraus: Doktoranden mit guten Arbeitsbedingungen, so hofft er, würden ihre Promotion auch schneller abschließen – und so rasch Platz machen für die nächsten Kandidaten.

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