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Damit Forschungsergebnisse das Labor verlassen

Berlin Science Week fördert Wissenschaftskommunikation – sie vergibt Fellowships an Journalisten aus aller Welt

Die Nachrichten überschlugen sich, als Covid-19 sich weltweit verbreitete, neue Erkenntnisse im Stundentakt, die Journalisten einordnen und medial aufbereiten mussten. Die Pandemie sei von einer „massiven Infodemie“, einer Überschwemmung an Informationen, begleitet worden, erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Rückblick. Mit den vielen Informationen aber kamen auch die Falschmeldungen und Verschwörungstheorien – und überfluteten das Netz.

Wie soll man sich als normaler Erdenbürger in diesem Gewirr an Nachrichten und Berichten zurechtfinden? „Unter anderem mit Hilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse“, sagt Christine Brummer, die für die gemeinnützige Stiftung „Falling Walls Foundation“ die Berlin Science Week leitet. Zum fünften Mal findet das Wissenschaftsfestival vom 1. bis zum 10. November statt, in diesem Jahr überwiegend als Remote World Science Summit: Wegen Corona werden fast alle der 200 geplanten Veranstaltungen, Diskussionen, Workshops, Ausstellungen und Performances, im digitalen Format präsentiert.

Das Ziel der Konferenz: netzwerken und die lokale und internationale Forschergemeinschaft mit der Öffentlichkeit zusammenbringen. „In Zeiten von Fake-News und durch die ungeheure Schnelligkeit von Onlinejournalismus ist es absolut entscheidend, wissenschaftlich basierte, sachliche und vor allem unabhängige Fakten zu erhalten, um sich zum jeweiligen Recherchethema so viele Eindrücke wie möglich zu verschaffen“, sagt Christine Brummer. Deshalb sei der Austausch von Wissenschaftlern und Journalisten noch wichtiger als er ohnehin immer gewesen sei.

Um diesen Austausch zu fördern, hat die Falling Walls Foundation seit 2017 in jedem Jahr zehn Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten aus Europa zur Science Week eingeladen, im Rahmen eines Fellowship Programms, das vom Land Berlin finanziert wird. In diesem Jahr bekamen die ausgewählten 14 Journalisten und Blogger aus aller Welt indes ein „digitales“ Berlin Science Week-Stipendium, um in ihrem Land und ihren Medien über die Veranstaltung und die gesellschaftlichen Trendthemen, die dort auf der Agenda stehen, vom Klimawandel bis zu Künstlicher Intelligenz, zu berichten. Neben 500 Euro Förderung sind da inklusive eine eigens für die Stipendiaten eingerichtete Plattform, die sie miteinander in Kontakt bringen soll, auch exklusive Expertengespräche laufen darüber. Außerdem werden die Journalisten bei ihrer Recherche unterstützt. „Wir vermitteln etwa den Kontakt zu Forschern oder Berliner Wissenschafteinrichtungen“, erklärt Brummer.

„Fragen sind unser Hauptwerkzeug“, sagt die Moderatorin aus Slowenien.

Eine der Stipendiatinnen des vergangenen Jahres ist Mojca Delač. Sie ist Moderatorin des slowenischen Morgenmagazins „Možgani na dlani“ (Gehirn in der Handfläche) bei „Radio Slovenija – Prvi“, dem Ersten Programm des öffentlichen, slowenischen Rundfunks. Wissenschaft ist für sie die wichtigste Quelle für ihre Recherchen, sagt sie. Das Stipendium habe ihr Einblicke in die aktuelle Forschung verschafft und ihr ermöglicht, mit den Wissenschaftlern, die dahinter stehen, zu sprechen. „Wenn es diese Form der Wissenschaftskommunikation nicht gäbe, würden sehr wichtige Geschichten und Informationen nur zwischen den vier Wänden des Labors bleiben“, sagt sie. „Es ist unsere Aufgabe, darüber auf eine Weise zu berichten, die für Laien präzise und verständlich ist.“

Die großen Herausforderung der Zeit seien für Journalisten: Wie kann man Inhalte verständlich darstellen, ohne dabei zu banalisieren? Wie erkennt man, ob es sich um Fakten oder Spekulationen handelt? Wie gelingt es, einen Schritt zurückzutreten und etwas aus einer anderen Perspektive zu betrachten? Wie findet man in den Fakten die Geschichte, die man schreiben will? Wie lassen sich Themen kontextualiseren? „Das sind wichtige Fragen und Fragen sind unser Hauptwerkzeug. Das haben wir sicherlich mit Wissenschaftlern gemeinsam“, sagt die slowenische Moderatorin.

Die Journalistin bespricht in ihrer Sendung wissenschaftliche Themen rund um Pandemien, die aber nicht direkt mit dem Verständnis des Corona-Virus zu tun haben. Zum Beispiel hat sie einen Beitrag gesendet über die menschliche Fähigkeit, Gesichter zu erkennen und wie sie durch das Tragen von Masken beeinflusst wird. Gerade zu Anfang der Pandemie hatte sie regelmäßig Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt. „Wir haben über offene Fragen diskutiert, was immer hilft, besonders wenn ein neues, unbekanntes Thema wie das Coronavirus auftaucht.“ Man könne nicht in allen Bereichen „ein Superexperte“ sein, aber man lerne, wo Antworten zu finden sind.

Auch Judit Alonso, freiberufliche Journalistin aus Barcelona, war 2019 Fellow der Berlin Science Week. Sie schreibt unter anderem für die spanische Webseite der Deutschen Welle. In ihrer Berichterstattung setzt sie Umweltgesichtspunkte in Beziehung zum Coronavirus – zum Beispiel in einem Beitrag über Lateinamerika, in dem sie von Menschen berichtet, die Hygieneregeln schwer einhalten können, weil sie kaum Zugang zu Wasser haben. Sie glaubt, dass die Wissenschaftskommunikation durch die Corona-Krise einen Raum in den Medien gewinnt, den sie vorher in dieser Form nicht hatte. „Wir müssen diesen Raum auch nach Corona weiter ausfüllen, so wie wir es beim Klimawandel getan haben“, sagt sie. Es brauche mehr spezialisierte Journalistinnen und Journalisten sowie neue Wissenschaftsformate in den traditionellen Medien, um Forschung in der Öffentlichkeit präsenter zu machen.

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