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Aus westlicher Sicht

Proteste auf den Straßen, Proteste in den Universitäten: Die politische Lage in Belarus macht vor den Hochschulen nicht halt. Was das für die deutschen Partner heißt

Gewalt an Hochschulen in Belarus: Davon berichten deutsche Wissenschaftler, die mit belarussischen Kollegen in Kontakt stehen. Hunderttausende Menschen gehen seit Alexander Lukaschenkos umstrittener Wiederwahl Anfang August regelmäßig in der Hauptstadt Minsk auf die Straße, um gegen das repressive Vorgehen des Regimes und für Neuwahlen zu demonstrieren. Die politischen Konflikte, die Proteste gegen den umstrittenen Präsidenten machen vor den belarussischen Universitäten nicht Halt.

Einer der wenigen Vertreter der deutschen Wissenschaft, der sich dazu äußert, ist der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Prof. Dr. Joybrato Mukherjee: „Der DAAD ist seit 2003 in Minsk vertreten und setzt sich intensiv für akademischen Austausch und einen Dialog in der Wissenschaft mit Belarus ein“, erklärt er auf DUZ-Anfrage. Aktuell wolle der DAAD die deutschen Hochschulen dabei unterstützen, ihre Kooperationen in der gegenwärtig schwierigen Lage fortzusetzen und auszubauen.

Die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) dagegen gab bis dato keine Erklärung zu Belarus ab. Die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde hat bereits Mitte September eine Petition verfasst, die von prominenten Vertretern der Wissenschaft unterzeichnet wurde, etwa vom Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz Prof. Dr. Peter-André Alt, der dazu aber gegenüber der DUZ nicht weiter Stellung nehmen will.

Belarus steht auf der Agenda der deutschen Wissenschaft offenbar nicht besonders weit oben. Der DAAD hat im vergangenen Jahr zwar immerhin 392 Studierende und Wissenschaftler gefördert, die aus Belarus kamen oder dort hingingen. Aber nur elf deutsche Hochschulen haben Kooperationspartner in Belarus: Neben der Uni Jena tauscht etwa die Humboldt-Universität zu Berlin im Jahr fünf bis zehn Studierende, Mitarbeiter und Wissenschaftler aus. Die Uni Tübingen hat fünf Partnerunis, jeweils eine in Minsk, Mogilev, Gomel, Grodno und Polozk, und seit 2015 elf Studierende aus Belarus empfangen, 16 Mitarbeiter nach Belarus entsendet und 14 begrüßt.

Der DAAD setzt darauf, Gesprächskanäle offenzuhalten und kritische Wissenschaftler durch internationale Vernetzung bestmöglich zu schützen. Demnächst wird es zu den Hochschulkooperationen mit Belarus ein DAAD-Papier geben, kündigt Mukherjee an. Derzeit führe man Gespräche mit Experten, um die Lage im Land noch besser beurteilen zu können. Daneben setzt der Austauschdienst auf langfristige Außenwissenschaftspolitik – indem er die Stipendienquote für Belarus verdoppeln will. „So wollen wir bereits jetzt Kontakte zu künftigen Führungskräften in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in Belarus vorbereiten“, sagt der Präsident.

Auf Eis gelegt seien die Kooperationen nicht, sagen Sprecher der Partnerhochschulen. Wegen Corona haben die Hochschulen den Austausch ins Virtuelle verlegt, Videokonferenzen geschaltet, Kontakte via E-Mail und Telefon gehalten. Die politische Lage hat diese missliche Situation verschärft. //

DUZ Redaktion / mk

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