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// Editorial: Diffus //

Kann das wahr sein, dass eine staatliche Hochschule geheime Verträge mit einer Stiftung unterzeichnet, die ihre Forschung mit Drittmitteln unterstützt? Dass diese Stiftung Berufungen hätte verhindern können? ...

... Dass ein US-Unternehmen, das weltweit wegen der skrupellosen Weitergabe von Kundendaten in der Kritik steht, das Ethik-Institut einer deutschen Universität finanziert? Dass sich eine Hochschule von einer einzigen Stiftung 20 neue Professuren zahlen lässt? Dass Pharmakonzerne Lehrmaterialien für Medizinstudierende stellen? Oder Professoren von Firmen fragwürdige, gut bezahlte Beraterjobs annehmen?

Klingt unwahrscheinlich, ist aber  wahr. Unser Autor Hinnerk Feldwisch-Drentrup hat solche Beispiele, über die auch in den Medien berichtet wurde, für unser THEMA (ab Seite 18) zusammengetragen – und noch einmal bei den Hochschulen nachgefragt. Die halten sich weiterhin mehr oder weniger bedeckt, was die Herkunft ihrer Drittmittel betrifft.

Wissenschaft muss angebunden sein an die Wirklichkeit außerhalb der Hochschullabore, sagen Verteidiger von Drittmittelkooperationen. Und  dass Hochschulen ohne diese Gelder aus der Privatwirtschaft nicht wettbewerbsfähig sind. Irgendwie ist da ja auch etwas dran. Aber kann man wirklich behaupten, dass das die Wissenschaftsfreiheit nicht einschränkt? Nichts ist umsonst. Die große Frage ist: Wo fängt Korruption an?

Vorteile zu genießen ist normal. Warum nicht? Bei einer im letzten Jahr von einem renommierten Verlag veranstalteten Hochschulkonferenz gab es für die Teilnehmer ein kostenloses Jahresabo für eine der E-Publikationen des Verlages. Ich war auch da, habe mich gefreut und eins abgeschlossen.

Gegen eine Regel habe ich damit nicht verstoßen, vielleicht gegen meinen eigentlichen moralischen Anspruch, unbeeinflusst meinen Job zu machen. Hätte ich anders gehandelt, wenn mein Arbeitgeber eine Compliance-Richtlinie aufgestellt hätte, die so eine Vorteilsnahme explizit untersagt? Vielleicht. Von der beruflichen Position zu profitieren – das kann auch eine persönliche Entscheidung sein und vollkommen okay, gesetzlich gesehen.

Compliance soll Mitarbeitern rechtliche Orientierung geben im Dschungel  gesetzlicher und normativer Vorgaben einer Organisation. Lücken werden sich, egal wie viele Richtlinien und Gesetze aufgestellt werden, trotzdem finden lassen. Aber das ist auch nicht der Kern der Sache. Wichtiger ist, dass das gesellschaftliche Klima ein anderes ist, dass Menschen vorgehen, die nicht versuchen, Profit zu schlagen aus ihrer Position. Vielleicht werden ihnen andere folgen. //

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