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Es geht um gegenseitige Akzeptanz

Interdisziplinarität ist im Wissenschaftsbetrieb gut etabliert – könnte man meinen. Doch dies trifft nur bedingt zu, denn interdisziplinäres Arbeiten erfordert die Kunst des unvoreingenommenen Aufeinanderzugehens.

Dieser Artikel ist in DUZ Wissenschaft und Management in der Rubrik "Reflexionszeit" erschienen und Teil der Online-Reihe "Ratgeber" auf DUZ Wissenschaftskarriere.

Was bedeutet Interdisziplinarität? In der Regel wird längerfristig gemeinsam an Themen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen gearbeitet, die Fachwissen und Methoden erfordern. Diese Form der Zusammenarbeit wird nur gelingen, wenn ein gegenseitiges Verständnis besteht. Die Beteiligten müssen einander zunächst gegenseitig fachspezifische Fachausdrücke und fachliche Zusammenhänge erklären, sich eine gemeinsame Fachsprache aneignen, die beide Seiten verstehen. „Verstehen“ ist aber auch in einem übertragenen Sinne gemeint. Jedes Fach hat seine eigenen Fachbegriffe und typischen Probleme. Für diese haben die Fächer Methoden zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen entwickelt. Aus diesem Konglomerat an fachspezifischen Problemen, Methoden und Lösungsansätzen haben sich fachspezifische Werte entwickelt, beispielsweise mit Blick auf die wichtigen Forschungsthemen oder die Konzeption guter Projekte. So wird ein Mediziner seine Patienten heilen wollen, selbst wenn nicht jeder biomedizinische Wirkmechanismus der Behandlung in Gänze verstanden ist. Ein Physiker möchte die Welt erklären, auch wenn er niemals in der Lage sein wird, sein Untersuchungsobjekt (zum Beispiel Atomkerne) direkt zu beobachten.

Gleichzeitig arbeiten die verschiedenen Fächer unter verschiedenen Rahmenbedingungen. Beispielsweise erfordert ein gutes physikalisches Experiment das Ausschalten oder zumindest die Kontrolle aller Einflussfaktoren, während dies auf Grund der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes in der Medizin niemals in dieser Vollständigkeit möglich sein wird. Trotzdem haben alle wissenschaftlichen Fächer Arbeitsmethoden entwickelt, um nach den gängigen wissenschaftlichen Kriterien möglichst objektivierbare, reproduzierbare und quantifizierbare Erkenntnisse zu generieren. Interdisziplinäres Arbeiten erfordert also nicht nur den Austausch von Wissen, sondern auch die Akzeptanz dieser anderen Werte, Herangehensweisen und Rahmenbedingungen. Gerade diese Unterschiede erschweren in der Praxis Kommunikation und Zusammenarbeit und damit auch den Erfolg der Zusammenarbeit. Sie wird nur dann auf Dauer funktionieren, wenn jeder der beteiligten Partner akzeptiert, dass die anderen Partner möglicherweise zunächst nicht einsichtig erscheinende, aber nach längerem Diskutieren oft durchaus nachvollziehbare Vorgehensweisen anwenden, um ihre fachspezifischen Probleme zu bearbeiten. Wenn nach den gängigen wissenschaftlichen Standards gearbeitet wird, so haben sich diese Standards fachspezifisch über lange Zeit entwickelt und daher auch ihre Berechtigung.

Wie entsteht Akzeptanz? Akzeptanz ist zunächst eine Haltung – sie setzt unvoreingenommenes Aufeinanderzugehen voraus, Interesse am Wissen des Gegenübers und gleichzeitig die Bereitschaft, auch scheinbar Selbstverständliches neu verstehen zu wollen. Also Offenheit sowie Respekt für das Gegenüber, für dessen Kompetenz und Leistung. Weiterhin sind wertschätzende Kommunikation und Freiheit von Hierarchie hilfreich. Wenn Sie also das nächste Mal wieder von Ihrem Gegenüber die Nase voll haben – versuchen Sie, einen Moment innezuhalten, holen ruhig Luft und zählen bis drei. Fragen Sie Ihren Gesprächspartner dann ruhig, ob er Ihnen erklären möchte, warum die Dinge so sind, wie von ihm beschrieben. Sie würden das gerne verstehen. Sie werden über die Reaktion überrascht sein!

PROF. DR. LAURA M. SCHREIBER, MBA ist Medizinphysikerin in Würzburg, Coach und Netzwerkpartnerin von Hochschulcoaching.
www.hochschulcoaching.de

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