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Europas Hochschulen bieten Express-Studium

Im Ausland erweisen sie sich als Renner, in Deutschland sind sie jedoch kein Thema: Kurzzeitstudienprogramme zur Linderung des Fachkräftemangels.

Amsterdam Quer durch Europa haben sich die Staaten dem Ziel verschrieben, die Akademikerquote zu erhöhen und mehr Studierende aus sogenannten bildungsfernen Schichten an die Hochschulen zu locken. Das gelingt über die klassischen Bachelor- und Master-Studiengänge noch zu wenig. Deshalb haben Hochschulen in einer Reihe von EU-Nachbarstaaten Kurzzeitstudiengänge, sogenannte Short-Cycle-Programme, im Angebot. Diese dauern weniger als zwei Jahre und sind speziell für Erwachsene ohne Abitur konzipiert.

Nach Erhebungen der europäischen Hochschulorganisation Eurashe (European Association of Institutions in Higher Education), einem Netzwerk nationaler Universitätsverbünde und Hochschulen, waren vergangenes Jahr 1,7 Millionen Studierende in Kurzzeitprogrammen eingeschrieben – das sind rund neun Prozent der etwa 20 Millionen Studenten. „Die Studiengänge haben europaweit stark an Bedeutung zugenommen", heißt es in der Eurashe-Studie (www.eurashe.eu/projects/l5). Insgesamt 19 Staaten haben die rechtlichen Voraussetzungen für die Einführung von Kurzzeitstudiengängen geschaffen, darunter Großbritannien, Frankreich, die Türkei und die skandinavischen Länder. Parallel dazu ist die Nachfrage gestiegen. Wie aus dem aktuellen Bologna-Report der Kultusministerkonferenz (KMK) hervorgeht, sind in der Türkei bereits rund 30 Prozent aller Studierenden in Short-Cycle-Programmen.

Die Angebote finden sich derzeit vor allem in den Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften sowie im Bau- und Ingenieurwesen. Zu erwarten sind der Eurashe-Studie zufolge aber auch Angebote in industrienahen Bereichen wie Logistik oder Forstwirtschaft.
Die Bilanz der europäischen Dachorganisation fällt positiv aus: Für viele junge Menschen könnten Kurzzeitprogramme der Einstieg in die Hochschulbildung sein, da die erreichten Leistungspunkte in Bachelor-Programmen anerkannt würden. Weit verbreitet sind Short-Cycle-Programme traditionell in den USA. Dort werden sie vor allem von Community Colleges angeboten. Nach KMK-Angaben sind 37 Prozent aller US-Studierenden dort eingeschrieben. Sie erhalten bei erfolgreichem Abschluss den Titel „Associate Degree". Er ist eine Eintrittskarte in den Arbeitsmarkt oder ein Bachelor¬Studium. Der in den USA und in der EU beschrittene Weg der Akademisierung der Gesellschaft ist deutschen Hochschulen bislang verwehrt. Die Landeshochschulgesetze schieben dem einen Riegel vor. Sie basieren auf einen KMK-Beschluss aus dem Jahr 2003, wonach der Bachelor als erster berufsqualifizierender und akademischer Abschluss zu gelten hat. Erworben werden kann er frühestens nach einer Studiendauer von sechs Semestern. Daran dürfte sich fürs Erste nichts ändern. Entsprechend klar ist die Linie der Hochschulen: „Für uns sind Kurzzeitprogramme derzeit kein Thema", sagt Sybille Fuhrmann, Sprecherin der Fachhochschule Köln.

Derweil untersucht Dr. Volker Rein vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in einem Forschungsvorhaben, wie andere Staaten akademische und berufliche Anforderungen in Kurzzeitstudiengängen unter einen Hut bringen. Kommendes Jahr will der BIBB-Wissenschaftler die Ergebnisse präsentieren. Der Bildungsforscher ist auch Referent auf einer Tagung zu den Short-Cycle-Programmen, zu denen die niederländische Leido Academy am 25. und 26. Juni nach Amsterdam einlädt. Dort diskutieren Experten, wie Hochschulen mit diesem Instrument mehr junge Erwachsene in die Hörsäle locken können.

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