„Einfach mal zu Hause bleiben“
Kann man den Job im Wissenschaftsmanagement nur im Büro vor Ort in der Hochschule machen? Nein, es geht auch vom heimischen Schreibtisch aus. Ein Plädoyer für das Homeoffice
Auf der Jahrestagung des Netzwerks Wissenschaftsmanagement, die Ende Februar in Osnabrück stattfand, war ich Teilnehmerin einer Podiumsdiskussion zum Thema „New Work“. Gemeinsam mit Kerstin Dübner-Gee von der der Max-Planck-Gesellschaft, Anke Fischer-Appelt vom Stifterverband, Dr. Kai Handel von der Hochschule Osnabrück und Prof. Dr. Frank Ziegele vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) diskutierten wir die Frage, was New Work eigentlich bedeutet und inwiefern das für das Wissenschaftsmanagement relevant ist. New Work ist ein Containerbegriff. Er umfasst viele Aspekte: Abstraktes und Weiches wie ein neues Hierarchieverständnis, neues Projektmanagement, eine andere Kultur des miteinander Arbeitens. Dazu gehören auch strukturelle, harte Faktoren wie Arbeitszeitmodelle oder der konsequente Einsatz moderner Techniken. Im Arbeitsverständnis von New Work arbeitet man richtig, wenn man nicht gemeinsam im Büro ist, sondern seine Arbeit von irgendwo sonst erledigt, auch von zu Hause aus.
Wissenschaftsmanagement und Homeoffice – passt das zusammen? Und wie! Mir fällt tatsächlich kein einziger Job im Wissenschaftsmanagement ein, der nicht im Homeoffice erledigt werden könnte. Was ja nicht heißt, nie wieder in die Hochschule zu kommen. Aber eben weniger. Beispiele für Tätigkeiten, die ebenso teilweise im Homeoffice stattfinden könnten, sind die Leitung eines Labors und die Beratung in einem Infocenter.
Jede konzeptionelle Arbeit kann zu Hause erledigt werden. Aber auch Erstinformation eines Infocenters, Studienberatung, Sprechstunden, Projektmeetings, Vorträge auf Konferenzen – all das kann ebenso per Videokonferenz durchgeführt werden. Das hieße nicht, auf Präsenzzeiten oder persönliche Begegnungen und Beratung vollständig zu verzichten. Es hieße: ein gemischtes Angebot statt entweder oder.
Weltweit werden Menschen von ihren Regierungen oder Organisationen aktuell aufgefordert, zu Hause zu bleiben, wenn sie sich krank fühlen oder eine Vorerkrankung haben. Das Corona-Virus geht um. Diese Menschen bekommen allerdings nicht frei. Sie sollen so gut es geht ihre Jobs weitermachen – von zu Hause aus. Vielleicht ist das etwas, was wir aus der Krise und ihren Auswirkungen lernen können. Vielleicht erleben wir gerade einen Schub für einen Teil von New Work durch die aktuellen Herausforderungen einer Pandemie. Eine echte Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Präsenzzeiten – das wäre ein Hoffnungsschimmer für staugeplagte Menschen, die mit dem Auto zur Arbeit pendeln, und für diejenigen, die sich täglich in überfüllten Regionalbahnen drängen. Es würde auch die Luftqualität in weiten Teilen unseres Landes verbessern. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn die Hälfte all der vielen Menschen, die an Hochschulen im Ruhrgebiet arbeiten, die halbe Woche zu Hause bliebe. Was für ein Effekt an Verkehrsreduktion, an Emissionsreduktion, an Stressreduktion – und dank der neuen Haltung durch New Work wüssten wir: ohne Reduktion der Produktivität. Das Homeoffice als Bestandteil eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts von Hochschulen – genial. #HomeofficeForFuture!
DUZ Wissenschaft & Management 03/2020 vom 03.04.2020