// Editorial: Transfer //
Kaum ist das Corona-Virus der Menschheit auf den Fersen und lässt das öffentliche Leben stillstehen, kommt Bewegung in den seit Jahren von Politikern und Bildungsverantwortlichen ...
... verschleppten Digitalisierungsprozess von Bildung und Wissenschaft (und auch der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung). Allerorten verlautbaren Politikerinnen und Politiker jeglicher Couleur voller Stolz, mit welchen großzügigen Finanzspritzen sie den digitalen Unterricht und die digitale Lehre fördern wollen. So verkündeten zum Beispiel die Kultusminister am 26. März unter der Überschrift „Entschlossenes Handeln in der Krise!“, dass Bund und Länder kurzfristige Hilfen für digitalen Unterricht ermöglichen. Und man staune: dafür 100 Millionen Euro aus dem Digitalpakt Schule bereitstellen. Kein Pappenstiel. Doch noch mehr als die Höhe der Summe erstaunt die Begründung: „Mit diesen Mitteln können die Länder den schnellen Aufbau der Infrastruktur und die Ausweitung des digitalen Unterrichts in Zeiten bundesweit geschlossener Schulen umsetzen.“
Ich überlasse es Ihnen, liebe DUZ-Leserinnen und -Leser, darüber zu sinnieren, was das alles über das Arbeitsverständnis, die Kompetenz und das Verantwortungsgefühl unserer Politiker und Führungsriege für den auf Digitalisierung und Technologie so dringend angewiesenen Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland aussagt. Die gute Nachricht, soweit man dies angesichts des durch Corona ausgelösten Schreckens und Leids sagen darf, die ich aus all dem ziehe: Es geht doch! Wenn unsere Politiker nur wollen, können sie Berge versetzen. Meistens aber brauchen sie leider enormen Gegenwind, um zu unser aller Wohl zu handeln. Dieses Mal hat ein Virus namens SARS-CoV-2, dessen volles zerstörerisches Potenzial wir noch gar nicht richtig kennen, diese Aufgabe übernommen. Er hat „denen da oben“ Beine gemacht. Das gilt übrigens auch für die Hochschulen und ihr Management. Als ob es sich um eine Pioniertat handelt, lassen die Hochschulleitungen von ihren Kommunikationsabteilungen fortlaufend Meldungen versenden, in denen sie stolz verkünden, was sie digital alles so auf die Beine stellen. Das Gute daran: Sie tun es endlich, wie unsere kleine Corona-Schau, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat, zeigt (Seiten 6–7).
Zum Glück gibt es auch noch ein Leben und Aktivitäten jenseits von Corona, denken kluge Köpfe auch weiterhin darüber nach, wie wir unser Wissenschaftssystem voranbringen können und davon auch Wirtschaft und Gesellschaft profitieren. Lesen Sie dazu unsere Titelstrecke (ab Seite 10), die sich dem Handlungsfeld „Transfer und Kooperation“ widmet. Und lassen Sie sich anregen von dem Positionspapier zum Wissenschaftsmanagement aus dem Netzwerk Wissenschaftsmanagement, das wir in dieser Ausgabe erstveröffentlichen (ab Seite 26).
Bleiben Sie gesund und wohlgemut!
DUZ Wissenschaft & Management 03/2020 vom 03.04.2020