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// Editorial: Nachhaltig //

Eine auf den ersten Blick gute Nachricht für die Menschheit: Es gibt wieder eine starke Vision, die viele Erdenbürger verbindet, die sie zusammenschweißt und zu großartigen Missionen verleitet: die Rettung der Natur und damit auch unserer Spezies – oder...

...anders gesagt das den gesamten Globus umspannende Projekt „Klimaschutz“. Dort, wo in den letzten Jahrzehnten soziale und religiöse Gewissheiten und Institutionen versagt haben, weggebrochen oder obsolet geworden sind, ist nun eine neue gewichtige Instanz an die Stelle getreten: die Klimaschutzbewegung, die sinn- und identitätsstiftend agiert, indem sie gemeinsame Ziele und Werte vorgibt, denen viele Menschen gerne Gefolgschaft leisten – auch Hochschulen und Hochschulangehörige, wie Sie in unserer Themenstrecke in diesem Heft (ab Seite 18) nachlesen können. So haben zum Beispiel Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Berlin, Potsdam und Leipzig 2019 „Wednesdays for Climate“ (Seite 29) aus der Taufe gehoben, mitsamt einem wöchentlichen Streik für mehr Nachhaltigkeit.

Das Ziel solcher Aktivitäten: Veränderungsprozesse in der eigenen Hochschule anzustoßen und Druck auf die Kollegen auszuüben. „Flugverzicht“ lautet eines der momentan hoch im Kurs stehenden Zauberworte, mit denen  nun auch Hochschulmitarbeiter beweisen sollen, dass sie klimaneutral agieren – oder drastischer ausgedrückt: dass sie keine „Umweltschweine“ sind. Das Ansinnen, dass auch die Hochschulen selber umweltbewusster handeln und nicht einfach nur Klimaforschung für die anderen, für die da draußen betreiben, ist einleuchtend, gar lobenswert.

Allerdings sollte das nicht dazu führen, dass selbsternannte Umweltsheriffs vorgeben, was ächtenswertes oder belohnenswertes Umweltverhalten ist, wo Verbote ausgesprochen werden sollten oder neue Maßnahmen in die Wege geleitet werden sollten. All das sollte – auch in der Hochschulwelt – im fairen Diskurs miteinander erwogen und ausgehandelt werden. Denn ehrlich gesagt: Niemand kann zurzeit guten Gewissens sagen, ob die von uns malträtierte Umwelt überhaupt noch zu retten ist, geschweige denn wie. Etwas Zurückhaltung in der Vehemenz, mit der vermeintlich richtige Argumente und Erklärungsmuster vorgetragen werden, wäre der Sache dienlicher, um tatsächlich die richtigen Antworten und Lösungen zu finden. Nur das eigene Gewissen beruhigen zu wollen, führt nicht wirklich zum Ziel.

Warum ich das so betone: In der Gesellschaft allgemein und in den Hochschulen im Besonderen mangelt es zunehmend an Dialogbereitschaft und Ambiguitätstoleranz. Stattdessen machen sich Rechthaberei  und Scharzweißdenken breit. Wie gefährlich das für unser Zusammenleben und unsere  Demokratie ist, erläutert der  Islamwissenschaftler und Ambiguitätsforscher Thomas Bauer im DUZ-Interview (ab Seite 92): „Immer mehr Leute glauben, dass sie über die einzig richtige Überzeugung verfügen und deshalb diejenigen beleidigen dürfen, die diese Überzeugung nicht teilen ... Die Unfähigkeit, sich in ein anderes Denken und Handeln hineinzuversetzen, führt zu Autoritarismus.“

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