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Habe ich einen Burn-out?

„Seit zehn Jahren bin ich nun auf meiner Professur, davor war ich ewig ‚Nachwuchs‘. Das ständige Ringen um Fördermittel und Projekte, die endlosen Grabenkämpfe und die bürokratischen Mühlen zermürben mich. Mein Schwung lässt nach, oft habe ich keine Lust und werde zynisch. Ist das ein Burn-out, muss ich auf die Couch?“ fragt sich ein Geisteswissenschaftler.

Dieser Artikel ist im DUZ Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft in der Rubrik "Unter 4 Augen" erschienen und Teil der Online-Reihe "Ratgeber" auf DUZ Wissenschaftskarriere.

Der Coach antwortet:

Ihre Schilderung lässt durchaus an „Burn-out“ denken, und Sie fragen sich, ob eine Psychotherapie hilfreich wäre.

Gute Frage – es könnte durchaus so sein! Denn psychische Erkrankungen wie Depressionen („das tiefe schwarze Loch“), Ängste (vor Menschen, vor Situationen, vor der Zukunft) und Abhängigkeiten (zum Beispiel Alkohol, Medikamente, Glücksspiel) sind recht weit verbreitet. Und Professorinnen und Professoren haben kein geringeres Risiko als andere Bevölkerungsschichten – denn auch Klugheit und Fleiß, interessante Tätigkeiten und hochangesehene Positionen schützen vor Leiden nicht: Die Wahrscheinlichkeit liegt bei rund einem Drittel, dass Sie zumindest einmalig oder vorübergehend an einer diagnostizierenswerten und damit behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung leiden werden.

„Burn-out“ ist zwar als solches keine Diagnose, kann aber mit jeder psychischen Erkrankung einhergehen oder zu deren Entstehung beitragen. Rechtzeitiges Handeln ist daher angeraten. Überlegen Sie also, was Sie jetzt noch selber tun können, um nicht weiter in einen Zustand von Zynismus, Schwunglosigkeit, Zukunftsangst und Energiemangel hineinzurutschen.

Was genau zermürbt Sie an bestimmten Aufgaben? Überlegen Sie, ob Sie durch eine veränderte Haltung, durch an die Umstände angepasste Ziele oder durch eine andere Herangehensweise weniger Zermürbung erleiden könnten. Und auch, was Sie alles nicht zermürbt: Fokussieren Sie hierauf.

Fehlen Ihnen die „Oasen“ zum Krafttanken? Richten Sie Gelegenheiten zur Entspannung und Erholung ein (regelmäßig: Bewegung, Sport, Wellness; periodisch: Urlaub, Retreats, Auslandssemester) und auch solche, bei denen Sie genau das tun, was Sie ursprünglich in die Professur lockte („Immer Freitagvormittags: ungestörte Lese- und Denkzeit!“).

Ist es vielleicht Zeit für etwas Neues? Entdecken Sie etwas – innerhalb Ihrer aktuellen Position (zum Beispiel neues Forschungsthema), in einer anderen Position (Bewerbung woanders, Gastdozentur) oder neben Ihrer Position (etwa eine Weiterbildung, die überhaupt nichts mit Wissenschaft zu tun hat).
Kämpfen Sie an zu vielen Fronten gleichzeitig? Räumen Sie lästige Themen ab (erledigen, delegieren, vermeiden). Wählen Sie aus den verbleibenden pro Zeiteinheit ein bis zwei aus, denen Sie sich bewusst stellen („Lästigkeit des Monats“), und überbrücken Sie alle anderen, bis diese „dran“ sind.

Kontrolle, Verstehbarkeit und Sinngebung helfen, einen Burn-out und schlussendlich auch psychische Erkrankungen abzuwehren. Sorgen Sie also dafür, die Dinge (zurück) in Ihre Kontrolle zu bekommen, die Zusammenhänge zwischen Handeln und Erleben zu verstehen und in dem bisweilen absurd anmutenden Gesamtgefüge den Sinn zu finden. Es gibt einen. Vielleicht ist er nicht so leicht zu entdecken – aber hey, Sie sind Wissenschaftler ...


Dr. Boris Schmidt ist Wirtschaftswissenschaftler und Psychologe und arbeitet seit 2001 als Coach, Berater, Trainer und Mediator für und mit Menschen in Hochschule, Wissenschaft und im Non-Profit-Bereich, seit 2012 in Berlin. Er ist Mitglied im Coachingnetz Wissenschaft, das Partner der DUZ ist. ​

www.thema31.de    

www.coachingnetz-wissenschaft.de

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