„#rectorsforfuture: Positionieren Sie sich!“
Hochschulleitungen sollten sich ethisch positionieren – denn mit der Hochschullehre ist ein großes Maß an Verantwortung verbunden, meint DUZ-Gastautorin und Hochschulcoach Dr. Ute Symanski.
In der letzten Reflexionszeit habe ich für die Gründung der #sciencemanagersforfuture geworben. Nach der Moderation einer Veranstaltung für Neuberufene denke ich: Auch Hochschulleitungen for Future sind so wirkungsvoll.
Neulich habe ich die offizielle Begrüßungsveranstaltung für neu berufene Professorinnen und Professoren an einer altehrwürdigen Traditionsuniversität moderiert. Der Rektor richtet das Wort an die neuen Mitglieder seiner Institution, ein feierlicher Moment. Er spricht über die Erfolge und die Errungenschaften der Universität, an deren Spitze er steht. Als Moderatorin der Veranstaltung habe ich die Teilnehmenden im Blick und sehe freudige und beinahe andächtige Gesichter. Und ich sehe, wie nach den ersten Worten diverse Augenbrauen erstaunt in die Höhe schnellen. Der Rektor spricht nun über die Verantwortung, die mit der Professionsrolle der Hochschullehrenden untrennbar verknüpft sei.
„Wer, meine Damen und Herren, hat sie denn ausgebildet, all die Ingenieure, die die Betrugssoftware zur Manipulation von Abgaswerten in Motoren erfunden und jahrelang eingesetzt haben?“, fragt er. „Das waren auch wir! Und da müssen wir als Professorenschaft uns doch fragen: Was haben wir falsch gemacht?“ Die Gesichter der Teilnehmenden sind nun nachdenklich, viele nicken. Ich denke: Dieser Rektor könnte eine neue For-Future-Bewegung gründen: #rectorsforfuture oder #universitypresidentsforfuture oder auch #vicepresidentsforfuture. Das wäre immens wirkungsvoll.
Denn natürlich gilt auch für die Ausrichtung einer Hochschule an Themen wie Nachhaltigkeit oder Klimaschutz, was für alle Organisationsentwicklungsprozesse gilt: Es kommt auf die Organisationsleitungen an. Dies liest sich im Leitfaden „Nachhaltigkeitsgovernance an Hochschulen“ des Verbundprojekts HOCHN so: „Eine entscheidende Gelingensbedingung hochschulischer Nachhaltigkeit ist die unterstützende Haltung der Hochschulleitung. Eine Unterstützung kann sehr unterschiedliche Formen annehmen, vom öffentlichen Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, über die Einrichtung von Förderinstrumenten für nachhaltigkeitsbezogene Projekte und Initiativen bis hin zur Institutionalisierung eigener Kompetenzzentren oder Stabsstellen. (...) Im besten Falle nehmen Mitglieder des Präsidiums selbst eine aktive Rolle in der Gestaltung des Nachhaltigkeitsprozesses ein.“ (https://www.hochn.uni-hamburg.de/-downloads/handlungsfelder/governance/hoch-n-leitfaden-nachhaltigkeitsgovernance-an-hochschulen.pdf, Seite 30)
DUZ Wissenschaft & Management 07/2019 vom 06.09.2019