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Der kleine Unterschied

Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Gleichstellungsbeauftragten auch die W-Besoldung unter die Lupe nehmen würden. Eine Studie über Fachhochschulen zeigt, dass Professorinnen dort beim Ruhegehalt schlechter dastehen als ihre männlichen Kollegen. Dies ist nun auch Thema einer Tagung.

Früher, zur Zeit der C-Besoldung, waren alle gleich – Professoren wie Professorinnen. Doch seit fünf Jahren gilt für alle Neuberufenen an staatlichen Hochschulen die W-Besoldung, mit einer festen, altersunabhängigen Grundvergütung und einem variabel verhandelbaren Zuschlag. Wer neben diesem Grundgehalt eine Zulage erhalten will, muss in Berufungs- und Bleibeverhandlungen seine besonderen Leistungen in Forschung und Lehre oder auch sein Engagement in der Hochschulverwaltung geltend machen.

Auch im System der W-Besoldung wird eine Professorenstelle mit fester Gehaltsstufe ausgeschrieben. Insofern spielt bei der Besoldung das Geschlecht keine Rolle, sollte man denken. Die Wirklichkeit sieht, zumindest an Fachhochschulen (FHs), anders aus. Das hat eine bundesweite Umfrage an FHs ergeben, die auch auf der Jahrestagung der Kommission Gleichstellung in Lehre und Forschung an Fachhochschulen in Wismar vom 16. bis 18. Juni Thema sein wird. Ohnehin steht dort die W-Besoldung auf der Agenda.

Insgesamt 3.224 Professorinnen und Professoren nahmen an der Umfrage teil. Rund 60 Prozent der Hochschullehrerinnen, aber rund 65 Prozent der Hochschullehrer erhalten eine Zulage, fand der Statistiker Dr. Leo Hellemacher im Auftrag des Deutschen Hochschullehrerbundes heraus. Generell unterscheidet sich die Besoldung nur geringfügig geschlechtsbezogen: Tendenziell machten Männer zwar mehr positive Erfahrungen als Frauen, wenn es um Zulagen geht. Diese Unterschiede seien aber statistisch nicht signifikant.

Die auffälligste Ungleichbehandlung ermittelte Leo Hellemacher und Co-Autorin Prof. Dr. Katrin Simons, Frauenbeauftragte der FH Mainz, jedoch dort, wo es um ruhegehaltsfähige Zuschläge geht: Bei den Professorinnen betragen die für die Altersvorsorge relevanten Zuschläge durchschnittlich 470, bei den Professoren 563 Euro im Monat. Simons sieht hier das eigentlich spektakuläre Ergebnis der Umfrage: Ähnlich wie in der freien Wirtschaft haben Frauen auch in Lehre und Forschung das Nachsehen.

Professorinnen stehen im Alter schlechter da als ihre männlichen Kollegen. Damit gibt es bei Berufungs-, Leistungs- und Funktionszulagen geschlechterspezifische Unterschiede. „Die geschlechtergerechte Besoldung gehört zu den Forderungen der Frauenbewegung. Schaut man sich die Ruhegehälter an, ist sie immer noch aktuell“, sagt Leo Hellemacher, der seine Studie auf der Tagung vorstellen wird (die Studie von Hellemacher und Simons im Internet:  www.lakof-rlp.de/attachments/105_entgeltgleicheit
_hochschulen_DNH_5009.pdf
).

Für Dr. Anna Müller, die als Frauenbeauftragte an der FH Bremen in Wismar ein Referat halten wird, besteht der Knackpunkt der Zulagenzuteilung in den Vergabeverfahren. Diese seien nicht anonymisiert und damit meist nicht geschlechtsneutral. Müller fordert mehr Transparenz bei der Vergabe der Leistungszulagen. Darüber hinaus kritisiert die Bremerin, dass bei Frauen immer noch davon ausgegangen werde, dass sie nur ein Zubrot für die Familie verdienten, während Männern die Ernährerrolle zugewiesen werde.

Viola Philipp, Gleichstellungsbeauftragte an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, hat in einer Studie zur „Umsetzung des Professorenbesoldungsreformgesetzes“ für Berlin festgestellt, dass der Anteil der durch Berufungsleistungsbezüge begünstigten Frauen zwar gestiegen ist, dass er aber nach wie vor unter dem entsprechenden Wert der begünstigten Professoren liegt.
Frauen haben andere Qualitäten zu bieten als Männer, meint dazu Anna Müller aus Bremen. Professorinnen punkteten mehr in der Nachwuchsförderung, während sich Professoren tendenziell mehr um ihre eigene Forschungsarbeit kümmerten. Bei den Verhandlungen über die Zulagen komme es deshalb mehr darauf an, die Stärken der Frauen angemessen ins Spiel zu bringen und im Leistungspunktesystem zu honorieren. „Die Studie von Hellemacher und Simons zeigt, dass Frauen – auch und gerade in Führungspositionen – auf lange Sicht gesehen schlechter besoldet werden“, kritisiert Müller. Für sie ist klar: „Es gibt keine objektive Leistungsbewertung. Es gibt aber einen Gender Pay Gap bei der Leistungszulage der W-Besoldung.“

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