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„Beharrlich an Ideen festhalten“

Baden-Württemberg hat einen „Preis für mutige Wissenschaft“ aus der Taufe gehoben. Er würdigt ungewohnte Ansätze und Risikobereitschaft bei Nachwuchsforschern. Erster Preisträger ist der Tübinger Professor Dr. Erik Schäffer.

Dr. Erik Schäffer (45) ist Professor für Zelluläre Nanowissenschaften am Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen an der Universität Tübingen.

duz: Herr Professor Schäffer, warum sind Sie ein mutiger Wissenschaftler?

Schäffer: Vielleicht, weil ich zu denen gehöre, die wissenschaftliche Fragestellungen jenseits ausgetretener Pfade angehen. Ich bin von Hause aus Physiker, habe aber mehrfach zwischen Physik, Chemie und Biologie und entsprechenden Methoden gewechselt. Durch interdisziplinäres Agieren stelle ich andere Fragen als fachspezifische Wissenschaftler. Um diese zu beantworten, war es nötig, neue Methoden jahrelang zu entwickeln. Mut in der Wissenschaft heißt auch, bei widrigen Umständen beharrlich an For­schungs­­ide­en und deren Umsetzung festzuhalten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft etwa fördert Projekte in der Regel erst, wenn vorläufige Daten gesammelt und Ergebnisse so gut wie sicher sind.

duz: Was genau erforschen Sie?

Schäffer: Uns interessiert, wie Proteine in Zellen als molekulare Maschinen mechanisch funktionieren. Manche Proteine fungieren wie kleine Motoren, die zum Beispiel etwas in der Zelle von A nach B transportieren. Wir haben Messapparaturen entwickelt, um die Bewegungen solcher Motoren und ihrer Kräfte zu vermessen. Anhand von Messungen konnten wir erstmals belegen, dass eine Reibung zwischen solchen Motoren und einem Schienensystem in der Zelle entsteht. Die Reibung zwischen Motoren und Schienensys­tem spüren Menschen in ihren Muskeln, wenn sie sich bewegen und ins Schwitzen kommen. Wenn die Motoren nicht funktionieren, führt das zu Krankheiten.

duz: Welche Perspektiven eröffnen diese Ergebnisse?

Schäffer: Bislang betreiben wir Grundlagenforschung. Ziel ist es, eines Tages in diese Motoren eingreifen zu können. Unsere Arbeit bietet neue Optionen für die Medizin. Aktuell kann eine Chemotherapie ein ganzes Schienensystem lahmlegen. Wir wollen erreichen, dass dabei künftig nur einzelne Motoren statt das komplette System blockiert werden. Andere Forscher untersuchen ähnliche Zusammenhänge, aber wir haben im Austausch mit Physikern, Biologen und Chemikern mit die besten Messinstrumente. Auch international ist das Forschungsfeld im Fokus: Der letzte Chemie­Nobelpreis wurde für die Entwicklung künstlicher molekularer Motoren verliehen.

duz: Und was haben Sie mit dem Preisgeld von 15.000 Euro vor?

Schäffer: Die Summe ist forschungszweckgebunden – wäre es nicht so, würde ich mir wohl ein neues Mountainbike kaufen …  Ich verwende das Geld dazu, ein interdisziplinäres Projekt mit einem Pflanzenbiologen voranzutreiben. Wir arbeiten an einem molekularen Drucksensor für Pflanzen, der den Innendruck in Pflanzenzellen messen kann.

Das Interview führte Lutz Steinbrück.

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