Auf dem Weg zur Kanzlerin
Die Universität Münster qualifiziert exklusiv 15 ihrer eigenen Wissenschaftlerinnen für Aufgaben im Hochschulmanagement. Aber nicht alle träumen vom Job als Hochschul-Kanzlerin.
Für den Wissenschaftsrat sind die Karrierewege wissenschaftlicher Mitarbeiter, die keine Professur anstreben, alles andere als transparent. In ihren Empfehlungen zu Karrierezielen und -wegen an Universitäten analysieren die Experten: „In der Vergangenheit scheinen sich die Karrieren eher zufällig ergeben zu haben und nicht systematisch verfolgt worden zu sein.“ Für Personalentwicklungskonzepte fühlt sich der Wissenschaftsrat allerdings nicht zuständig. Das ist nach seiner Vorstellung Aufgabe der Universitäten.
„Hochschulmanagement ist wichtig und Frauen können hier Karriere machen“
Ähnlich sieht das Professorin Dr. Maike Tietjens von der Universität in Münster. Sie setzt auf Eigeninitiative. Und betont selbstbewusst: „Hochschulmanagement ist wichtig und Frauen können hier Karriere machen.“ Zusammen mit der Personalabteilung hat die Gleichstellungsbeauftragte und Sportpsychologin das Weiterbildungskonzept „Frauen managen Hochschulen“ für die Universität Münster entwickelt, finanziert aus dem Weiterbildungsetat der Hochschule und Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Der Praxislauf für dieses Vorhaben startete im November vergangenen Jahres. Seitdem lernen 15 handverlesene Wissenschaftlerinnen, wie Management an Hochschulen funktioniert. „Es ist schon jetzt erkennbar, dass sich die Teilnehmerinnen über die Inhalte miteinander stark vernetzen. Das ist uns auch sehr wichtig“, sagt Tietjens. Um den Gedanken des „kollegialen Coaching“ zu stärken, seien gegenseitige Hospitationen geplant. Dass sich dabei ein schlagkräftiges Frauen-Netzwerk entwickelt, findet Tietjens großartig: „Schließlich bin ich die Gleichstellungsbeauftragte.“
Dabei sind die Interessen der Teilnehmerinnen, für die die Weiterbildung kostenlos ist, durchaus unterschiedlich, wie die Wissenschaftlerin berichtet. „Die eine Gruppe erwirbt neue zusätzliche Qualifikationen, um sich gezielt um Stellen im zentralen Hochschulmanagement zu bewerben“, sagt Tietjens. In den Dezernaten der Hochschulen finden sich zahlreiche Aufgaben von der Unterstützung der Hochschulleitung über die Forschungsförderung, Drittmittelkoordination oder Veranstaltungsorganisation bis hin zum Unimanagement als Kanzlerin.
Andere Teilnehmerinnen sind dagegen fest in ihrem Fachbereich verankert. „Bei ihnen geht es insbesondere um eine persönliche Weiterqualifizierung und um die Stärkung ihrer schon erworbenen Position“, berichtet Maike Tietjens. Die Bedarfs¬analyse, durchgeführt von der Abteilung Personalentwicklung der Uni Münster, verschaffte Klarheit über die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen.
Große Nachfrage: „Wir hätten mit mehr als einer Gruppe starten können“
Für die Frauen ist die Qualifikation – obwohl sie am Arbeitsort in der eigenen Hochschule stattfindet – mit Zusatzanstrengungen verbunden. Die Arbeitsbelastung im Beruf bleibt ja, und viele haben Familie und Kinder. Die Zeit für die Weiterbildung kommt noch obendrauf. „Wir verlangen von den Dekanaten ein ausgeprägtes commitment in der Annahme, dass sie dann um die dreifach Belastung ihrer Mitarbeiterinnen wissen und sie für die Zeit der Weiterbildung von der Arbeit freigestellt sind oder in ihren Aufgaben entlastet werden“, sagt Tietjens.
Trotzdem hat das keine Teilnehmerin abgeschreckt: Über mangelnde Nachfrage können die Initiatoren sich nicht beschweren. Die Werbung in den Fachbereichen war problemlos. Jeder konnte nur eine Kandidatin nominieren. „Wir hätten mit mehr als einer Gruppe starten können, so groß war das Interesse“, sagt Tietjens, „es ist klar, dass wir dieses Programm fortsetzen.“ Und freimütig gesteht sie: „Ich bin schon ein bisschen neidisch. Am liebsten würde ich bei jeder Sitzung auch dabei sein.“
Dr. Maja Malik
„Der Austausch ist wichtig“
Dr. Maja Malik, Akademische Rätin am Institut für Kommunikationswissenschaft der Uni Münster, ist eine der 15 Teilnehmerinnen des Programms „Frauen managen Hochschule“. Ihre Bilanz.
duz: Welche Zielgruppen hat das Projekt ‚Frauen managen Hochschule‘?
Malik: Die Teilnehmerinnen sind überwiegend Wissenschaftlerinnen, die wie ich in der Lehre und Forschung arbeiten, aber inzwischen auch Managementaufgaben übernehmen. Systematisch haben wir unsere Fachdisziplin erlernt, aber nicht das Basiswissen für die manchmal sehr spezielle Arbeit im Hochschulmanagement. Deshalb das Weiterbildungsprogramm.
duz: Was managen Sie in Ihrem Institut?
Malik: Ich übernehme Aufgaben in der Geschäftsführung des Instituts, vor allem im Bereich der Finanz- und Personalplanung, Kommunikation und Koordination. So bin ich zum Beispiel mit zuständig für die Planung und Bewirtschaftung eines Budgets von rund 2,5 Millionen Euro oder die Ausgestaltung von Arbeitsverträgen. Und das, obwohl ich keine Betriebswirtin oder Juristin bin.
duz: Sind Sie die Einzige mit einem fachwissenschaftlichen Hintergrund in der Weiterbildung?
Malik: Keineswegs. Mit mir im Kurs sind Kolleginnen aus fast allen Fachrichtungen der Universität. Wir alle jonglieren gut mit unseren vielseitigen Aufgaben, aber jetzt bekommen wir noch einen systematischen Zugang dazu vermittelt.
duz: Funktioniert der Austausch mit den Kolleginnen?
Malik: Der ist besonders wichtig. Wir kannten uns bislang überwiegend nicht und sind mit unseren Management-Aufgaben oft eher allein. Jetzt können wir uns im Arbeitsalltag schneller mal austauschen. Das ist viel wert.
duz: Wie wollen Sie das neue Wissen nutzen?
Malik: Erstmal vor allem, indem ich es in meiner Arbeit einsetze.
duz: Kanzlerin wollen Sie nicht werden?
Malik: Ich bin zur Zeit sehr zufrieden mit meiner Position und in meinem Institut.
Das Interview führte Klaus Heimann.
Bausteine der Weiterbildung
Bausteine der Weiterbildung
Wer sich an der Uni Münster in 18 Monaten zur Hochschulmanagerin weiterbilden will, muss zahlreiche Verwaltungs-themen in mehreren Lernbausteinen büffeln:
Baustein 1
Die 15 Teilnehmerinnen starten mit einer Kick-Off-Veranstaltung.
Baustein 2
Es folgen acht Seminare und drei Hospitationen. Als Referenten stehen externe Experten zur Verfügung. Sie konzentrieren sich auf Themen wie Buchführung und Kostenmanagement, Hochschule als Staat und Unternehmer, langfristig erfolgreich verhandeln, Einführung in das Arbeits- und Tarifrecht, Personalauswahlverfahren, Forschungs¬ und Qualitätsmanagement, Projektorganisation, Fundraising für Hochschulen.
Baustein 3
In sechs Praxisforen treffen die Seminarteilnehmerinnen auf die Führungskräfte der Hochschule in Münster. Diese gewähren einen tiefen Einblick in die Verwaltungsabläufe und die anstehenden Probleme. Da geht es dann um die internationalen Beziehungen der WWU oder um Tools für die Öffentlichkeitsarbeit.
Baustein 4
Zwei Workshops zum Erfahrungsaustausch.
Baustein 5
Als Hausarbeit gilt es abschließend ein Themen-Poster zu erstellen.
Baustein 6
Teilnahmezertifikat
DUZ Karriere Letter 02/2015 vom 06.03.2015