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Kriterien der Exzellenz in Europa

Annette Klinkert über Idee, Ansatz und Ziele eines EU-weiten Projekts zur Wissenschaftskommunikation

BREMEN Die Kommunikation zwischen  Wissenschaft und Gesellschaft läuft nicht selten holprig. Ein EU-Projekt versuchte das zu verändern und leitet Forderungen an die Wissenschaftsförderung ab.

Es könnte eigentlich so schön einfach sein: Auf der einen Seite die Hochschulen mit ihren Forschenden, Lehrenden und Studierenden als Impulsgeber für Stadtkultur, gesellschaftliches Zusammenleben und demografischen Wandel. Auf der anderen Seite die Gesellschaft, die sich für Innovation und Forschung aufgeschlossen zeigt. Doch so einfach ist es in der Praxis leider nicht immer. „Beide Seiten sollten aktiv aufeinander zugehen“, sagt Dr. Annette Klinkert. Sie war in leitender Funktion für das dreijährige EU-Projekt Places (Platform of Local Authorities and Communicators Engaged in Science) tätig, das mit einer Konferenz in Bremen Ende März zu Ende ging.

Exakt 69 Städte aus insgesamt 27 Staaten haben in dem EU-Projekt einen Anlauf genommen, den Austausch zwischen Hochschule, Politik, Wirtschaft und Kultur vor Ort zu stärken. Sie konzipierten dabei zum Beispiel Aktionspläne, um in der Stadt Forscher und Öffentlichkeit beispielsweise über Festivals, Science Slam oder Fame-Labs näher zusammenzubringen. Für viele Forscher bedeutete das eine neue Rolle. „Sie sollten sich als Teil der Wissensgesellschaft begreifen und sich in den Dialog zu gesellschaftlich relevanten Fragen an ihrem Standort aktiv einbringen“, sagt Klinkert, die insbesondere für die Kommunikation zwischen Städten und Hochschulen zuständig war.

Konkret bedeute das beispielsweise, dass Wissenschaftler die Präsentation ihrer Forschungsergebnisse nicht einfach nur an Pressestellen delegieren und ihre Ergebnisse nicht nur auf Tagungen, Kongressen und über Fachpublikationen verbreiten, sondern Dialoge mit Entscheidungsträgern und der Gesellschaft suchen sollten. Das Suchende der Forschung, sagt Klinkert, könnte dabei so wertvoll sein wie das Ergebnis. „Es geht nicht mehr darum, die Bevölkerung aufzuklären und Ergebnisse zu präsentieren“, sagt sie. Wichtiger sei, die Menschen mitzunehmen in die Welt der Forschung.

Doch nicht von jedem Wissenschaftler dürfte die neue Rolle mit Begeisterung aufgenommen werden. „In Deutschland tun sich viele immer noch schwer, Dialoge mit der Bevölkerung zu führen“, sagt die Marketingexpertin. Kommunikation werde häufig nicht als Teil der Forschung verstanden, sondern als etwas Zusätzliches. Wenn die Konferenzen vorbei und Aufsätze publiziert sind, sei dafür noch Zeit. Überzeugen will sie Wissenschaftler damit, dass viele im Dialog mit der Öffentlichkeit mehr über die eigene Arbeit und die eigene Rolle in der Gesellschaft erfahren können. „Kommunikation wird für die Karriere immer wichtiger, außerdem sollte der Spaßfaktor nicht unterschätzt werden“, sagt die promovierte Literaturwissenschaftlerin.

Allerdings dürfte Klinkert mit dieser Argumentation bei manchem Wissenschaftler auf taube Ohren stoßen, denn immer noch macht vor allem jener Forscher Karriere, der hochkarätig publiziert, und nicht zwingend der, der auch am Tag der offenen Tür aus dem Forschungsalltag plaudert. Klinkert fordert deswegen, dass der Dialog mit der Öffentlichkeit stärker honoriert werden sollte. Das wird beispielsweise schon im EU-Förderprogramm Horizont 2020 berücksichtigt: „Dort sind Kommunikation und Orientierung an gesellschaftlichen Herausforderungen wesentliche Kriterien für exzellente Forschung“, sagt sie. Nur wer also seine Forschungsergebnisse auch der Öffentlichkeit gut vermitteln kann, soll in Horizont 2020 den Zuschlag für das Projekt bekommen.

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