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Auslandsämter fordern mehr Kompetenzen

Sich global zu präsentieren, um die besten Köpfe anzulocken, ist ein Muss für Deutschlands Hochschulen. Das setzt die akademischen Auslandsämter unter Druck. Darüber diskutieren die Amtsleiter auf einer Tagung.

Bonn Es gibt vermutlich kein Internationalisierungs- und Mobilitätsförderprogramm, das Dr. Uwe Muuss und seine insgesamt 30 Mitarbeiter nicht kennen. „Wir investieren viel Zeit, um geeignete Programme im In- und Ausland ausfindig zu machen“, sagt Muuss, der die Stabsstelle des Akademischen Auslandsamts an der Universität Göttingen leitet.

Die Bemühungen sind notwendig, weil mit dem Bologna-Prozess die Zahlen der Wissenschaftler und der Studierenden, die ins Ausland gehen oder nach Deutschland kommen, zugelegt haben. Entsprechend stieg die Nachfrage nach Stipendien. Ein Beispiel: Kamen nach Zahlen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Jahr 2001 knapp 19.000 ausländische Wissenschaftler mit Stipendien nach Deutschland, waren es 2011 bereits gut 32.000. Die Zahl der an deutschen Hochschulen eingeschriebenen ausländischen Studierenden legte zwischen 2001 und 2012 um 40 Prozent zu: von 187.027 auf 265.292.

Hinzu kommt, dass durch den weltweiten Wettbewerb um die besten Studierenden und Nachwuchswissenschaftler das Auslandsmarketing verstärkt wird. Das sind Themen, über die die Leiter der Auslandsämter am 13. und 14. November in Bonn auf der DAAD-Fachleitertagung Internationalisierungsstrategien und Aufgaben Akademischer Auslandsämter diskutieren.

Akademische Auslandsämter heißen heute „International Office“ oder „International Center“, an manchen Hochschulen sind sie als Stabsstellen direkt dem Präsidium unterstellt. Sie erarbeiten mit Hochschulpräsidien und Fakultäten Strategien und beraten, wenn es um Mobilitätsfenster in den Lehrplänen oder die Betreuung von ausländischen Wissenschaftlern geht. „Die Auslandsämter sind im Idealfall Schnittstellen zwischen den Fakultäten. Die hochschulinterne Vernetzung ist wichtiger geworden“, sagt Dr. Christian Thimme, der beim DAAD die Gruppe Internationalisierung der Hochschulen leitet und die Leiter-Tagung koordiniert. Um den neuen Aufgaben besser gerecht zu werden, forderten die Ämter zu Recht einen Kompetenzzuwachs.

Parallel dazu erklären immer mehr Präsidenten und Rektoren die Internationalisierung zur Chefsache. Gleichzeitig wird aber offensichtlich, dass sich die Auslandsämter nicht intensiv genug um die vielen internationalen Gäste kümmern können. Die Folge: Die Gastwissenschaftler helfen sich selbst über Netzwerke.

„Nur aus Hochschulmitteln könnte keine internationale Abteilung die vielfältigen Aufgaben erfüllen.“

Rund 6,5 Millionen Euro fließen an der Universität Göttingen jährlich in Personal- und Sachmittel in die von Muuss geleitete Stabsstelle Göttingen International – und damit in Messe-Publikationen, Marketing-Maßnahmen und Initiativen, die die Mobilität der Studierenden und Wissenschaftler in beide Richtungen fördern sollen. Der weitaus größte Teil des Budgets stammt aus Drittmitteln, davon wiederum der Hauptteil aus EU-Mitteln. „Nur aus Hochschulmitteln könnte heute keine internationale Abteilung die vielfältigen Aufgaben erfüllen“, betont Muuss. „Drittmittel sollte man jedoch nicht einfach breit gestreut einwerben, sondern gezielt die jeweiligen Strategien damit unterstützen.“

Deshalb gibt es in Göttingen mehrere Mitarbeiter, die Fördermöglichkeiten recherchieren. Einen Schwerpunkt bilden beispielsweise Kooperationen mit Indien. So hat Muuss’ Abteilung Mittel aus dem DAAD-Programm „A new Passage to India“ eingeworben. Das soll den Austausch deutscher und indischer Studierender und Nachwuchswissenschaftler fördern. Zudem hat seine Abteilung für die Zusammenarbeit mit indischen Hochschulen Geld über das EU-Programm „Erasmus Mundus Action 2“ eingesammelt. Weitere Mittel aus dem Bundesforschungsministerium flossen in eine Informationsveranstaltung der Uni Göttingen in Indien.

Mit Hilfe des DAAD-Förderprogramms „Strategische Partnerschaften und thematische Netzwerke“ haben viele Hochschulen den Austausch mit ausländischen Unis verstärkt. Die Uni Hannover beispielsweise nutzt das Programm, um die Zusammenarbeit mit der Staatlichen Polytechnischen Universität St. Petersburg auszubauen. Bislang kommen mehr russische Studierende und Doktoranden nach Hannover als deutsche nach St. Petersburg gehen. Das soll sich ändern. „Wir werben darüberhinaus derzeit um ausländische Studierende, die dann idealerweise auch ihren Abschluss in Hannover machen – und später vielleicht als gut ausgebildete Fachkräfte in der Region bleiben“, sagt Dr. Birgit Barden, die an der Uni Hannover das International Office leitet. Um weltweit gut vertreten zu sein, gibt es in ihrer Abteilung fünf Koordinatoren, die mobile Wissenschaftler und Studierende nach und aus Regionen wie die USA, Kanada, Australien, Osteuropa, China, Indien oder Lateinamerika betreuen.

Die Auslandsämter sind mittlerweile nicht nur hochschulintern wichtige Ansprechpartner. „Geht der Ministerpräsident auf Auslandsreisen, profitiert auch er von unserer gut gepflegten Datenbank", erzählt Uwe Muuss. „Möchte sein Büro wissen, welche Wissenschaftler beispielsweise in China oder Indien interessante Ansprechpartner für ihn wären, können wir die entsprechenden Informationen geben.“

Brigitte Minderlein

Fachhochschulen

„Es gab und gibt noch viel zu tun“

Wie sich kleine Fachhochschulen im globalen Wettbewerb behaupten können, weiß Brigitte Minderlein. Sie leitet das International Center an der Hochschule Furtwangen.

duz: Die Hochschule Furtwangen gehört zu den kleineren Fachhochschulen. Welche besonderen Herausforderungen gehen für Sie mit der wachsenden Internationalisierung einher?

Minderlein: Gerade weil wir relativ klein sind, klappt es mit der Internationalisierung gut. Wir wissen in Furtwangen natürlich, dass wir nicht mit Metropolen wie München oder Berlin konkurrieren können. Deshalb haben wir im Schulterschluss mit unseren Fakultäten schon früh strategische Partnerschaften mit Hochschulen in Asien, Australien, Lateinamerika und Nordamerika aufgebaut. Denn die Aussicht auf ein Semester in San Francisco, Shanghai oder Perth lockt die Studierenden sehr. Zumal wir in unseren Studiengängen auch entsprechende Mobilitätsfenster dafür geschaffen haben.

duz: Wie locken Sie ausländische Studierende und Wissenschaftler in die Schwarzwaldstadt Furtwangen?

Minderlein: Die bekommen bei uns eine exzellente Betreuung. Allerdings müssen wir unser Auslandsmarketing weiter verbessern. Denn teilweise werden Fachhochschulen im Ausland immer noch als ‚Unis zweiter Klasse’ wahrgenommen. Es gab und gibt noch viel zu tun.

duz: Wie positionieren Sie sich?

Minderlein Wir haben zwar kein Promotionsrecht, sind aber zum Beispiel durch ein eigenes Graduiertenkolleg und durch entsprechende Kooperationen mit Universitäten wie Freiburg und Stuttgart gut aufgestellt, um ausländischen Doktoranden beste Bedingungen für die Arbeit an ihren Promotionsprojekten zu bieten. Damit werben wir natürlich im Ausland

Das Interview führte Mareike Knoke.

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