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Hochschulen brauchen einen Energiemix

Hochschulen können und sollten ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Noch zögern viele, doch die Universität Oldenburg zeigt, wie es geht

Die Energiewende ist ein Thema, bei dem auch Hochschulen ihren Beitrag leisten müssen. Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, gepaart mit öffentlichem Druck, auch aus der Studierendenschaft, macht die Integration erneuerbarer Energien in den Energiemix von Universitäten zu einer dringenden Notwendigkeit. Wo liegen die Potenziale? Warum zögern viele? Warum sollte eine Hochschule etwa mit einer Photovoltaik(PV)-Anlage selbst Energie gewinnen? Für die Zielsetzung der Klimaneutralität wäre das auch mit dem konsequenten Einkauf von Ökostrom und Biogas zu erreichen. Ein wesentlicher Aspekt ist der wirtschaftliche. Mit selbst erzeugter Energie lassen sich langfristig Kosten sparen. Doch die Umsetzung ist nicht ganz einfach und erfordert zunächst Investitionen.

Hochschulen haben Potenzial und bieten ein geeignetes Umfeld für die Integration erneuerbarer Energien. Sie verfügen über weitläufige Flächen, insbesondere Dachflächen, die sich für PV-Anlagen eignen, sie haben oft eine hohe Dichte an Gebäuden, die für innovative Energiekonzepte wie PV, Solarthermie, Abwärmenutzung, Wärmepumpen oder Geothermie geeignet sind, und sie beherbergen akademische Expertise, die theoretische Forschung mit der praktischen Umsetzung verknüpfen kann. In der Praxis ist die Verbindung zwischen Forschung, Lehre und Betrieb nicht ganz einfach, denn die störungsfreie Versorgungssicherheit muss hier an erster Stelle stehen.

Trotz dieser Möglichkeiten bleibt die Umsetzung oft hinter den Erwartungen zurück, die Potenziale werden nicht ausgeschöpft. So lag beispielsweise nach Erhebungen von HIS-HE (HIS-Institut für Hochschulentwicklung) der Anteil des eigenerzeugten Solarstromes in Hessen im Jahr 2023 bei den Hochschulen bei weniger als einem Prozent der Energiebezugsmenge von insgesamt mehr als 200 GWh. Die Hochschule mit dem höchsten Anteil kommt auf etwa vier Prozent ihrer Bezugsmenge. Woran liegt das? Ein zentraler Faktor ist die Finanzierung. Zwar gibt es vielfältige Förderprogramme, doch der bürokratische Aufwand schreckt viele Hochschulen ab. Außerdem sind viele Gebäude denkmalgeschützt oder in einer Art gebaut, die eine Integration moderner Technologien erschwert. Hemmend sind auch die Zuständigkeiten bei den Entscheidungsprozessen. Hinzu kommt, dass oft die Verantwortung bei den Bauverwaltungen und Ministerien liegt.

Wie kommen die Hochschulen ins Handeln? Am Anfang sollte dabei ein Energiekonzept stehen – eine Analyse der aktuellen Situation zu Energieverbräuchen, potenziellen Einsparungen und Möglichkeiten der Energiegewinnung. Grundlage für eine derartige Analyse bildet ein gut ausgebautes Messsystem für Gebäude sowie große Anlagen und Einrichtungen wie etwa Rechenzentren. Eine gute Investition ist auch die Schaffung von personellen Ressourcen für das Energiemanagement. Eine Stelle kann sich innerhalb kurzer Zeit bezahlt machen und finanziert sich dann bald von selbst.

Sind die genannten Voraussetzungen geschaffen, kann es losgehen. Mitunter gilt auch „Einfach mal machen!“ Wohl denen, die über die eigene Bauherrenverantwortung verfügen und selbst entscheiden können. Ist das nicht der Fall, braucht es ein wohlmeinendes Baumanagement oder etwas Fantasie: Eine Photovoltaikanlage könnte auch als technische Anlage definiert werden, die dann in eigener Regie auf einem Dach installiert wird. Die erste PV-Anlage der Universität Oldenburg – errichtet 2017 – wurde noch mit Gehwegplatten auf dem Dach gehalten, da eine feste Installation eine nicht umsetzbare Baumaßnahme gewesen wäre. Die Finanzierung wurde zu 50 Prozent mit Fördermitteln der EU und zu 50 Prozent aus eigenen Mitteln realisiert.

Diese Mittel waren aber nur uniintern ausgeliehen, abgesichert über eine Intracting-Vereinbarung. Die Rückzahlung der Investitionen erfolgt über die eingesparten jährlichen Energiekosten. Geliehen waren hier außerdem die Investitionsmittel für eine dringende Dachsanierung. Denn vor der Installation wurde das Dach zunächst energetisch aufgerüstet, also zusätzlich gedämmt und abgedichtet. Mit den bereits im Betrieb befindlichen und den fest eingeplanten PV-Anlagen – mittlerweile festverankert auf den Dächern sowie auch in geeigneten Fensterflächen – wird an der Uni Oldenburg der PV-Anteil sieben Prozent des gesamten Strombedarfs ausmachen und zusammen mit geplanten PV-Anlagen auf Parkplatzflächen wird sich dieser Anteil auf elf Prozent erhöhen. Zusätzlich setzen wir in Oldenburg auf freie Kühlungen, Abwärmenutzung und andere Maßnahmen. Weitere Potenziale werden im Rahmen des Energiekonzepts ermittelt und geprüft.

Fazit: Die Integration erneuerbarer Energien in den Energiemix von Hochschulen ist keine rein technische Herausforderung, sondern vor allem eine Frage des Managements – auch im Sinne der Abstimmung mit dem Land, der Finanzierung und der interdisziplinären Zusammenarbeit. Hochschulen haben das Potenzial, zu Vorreitern der Energiewende zu werden – wenn sie bereit sind, die nötigen Schritte zu gehen und den Veränderungsprozess nicht nur als Pflichtaufgabe, sondern als Chance zu begreifen. //

Weiterführende Informationen

Die Autoren

Jörg Stahlmann

Vizepräsident für Verwaltung und Finanzen, hauptberufliches Präsidiumsmitglied der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Foto: Universität Oldenburg

Ralf-Dieter Person

Leiter des Geschäftsbereichs Hochschulinfrastruktur beim HIS-Institut für Hochschulentwicklung e.V. Hannover 

Foto: Henning Stauch

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