Gut gerüstet Projekte leiten
Die Grenzen zwischen Wissenschaft, Management und Dienstleistung in Hochschulen werden immer fließender. Das wirkt sich vor allem auf diejenigen aus, die entlang dieser Grenzen die Einrichtung verändern und entsprechende Projekte leiten. Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre bietet für sie Weiterbildungen an.
Die Einführung von New Public Management und die gesetzliche Stärkung der Hierarchie von Hochschulen in Deutschland hat diese in Richtung Unternehmen bewegt. Rektorate werden durch erweiterte Kompetenzen professionalisiert, Hochschulräte als Quasi-Aufsichtsräte eingeführt und Anreizsysteme für Professorinnen und Professoren geschaffen. Die Ausdifferenzierung der Aufgaben zwischen Forschung, Lehre und Verwaltung geht mit wachsenden Anforderungen an die Organisationsentwicklung und Professionalisierung von Hochschul- und Fachbereichsleitungen einher. Durch die veränderten Governance-Strukturen werden die Grenzen zwischen Wissenschaft, Management und Dienstleistung in der Hochschule fließender. Dabei wird besonders eine Akteursgruppe immer wichtiger: Personen, die entlang dieser Grenzen und Aufgaben Projekte und Veränderungen in Hochschulen voranbringen: Hochschulprofessionelle oder Angehörige des Third Space – zwei mögliche Bezeichnungen dieser Akteursgruppe.
Was im Projektmanagement gefragt ist
Die Professionalisierung des Hochschulmanagements und der Supportstrukturen im Bereich Studium und Lehre gehört zu den zentralen Zielen des Qualitätspakts Lehre (QPL). Mit den Förderprojekten des QPL (Förderperiode 1 von 2011 bis 2016 / Förderperiode 2 von 2016 bis 2020) konnten erstmals Erfahrungen in der Förderung von großen Verbund- und diversen Einzelvorhaben sowie kleineren Lehrprojekten über unterschiedliche Hochschultypen hinweg gesammelt werden. Die Erkenntnisse der Evaluation liefern einen Hinweis darauf, welche Kriterien eine erfolgreiche Umsetzung von Lehrprojekten an Hochschulen unterstützen. Kenntnisse der Hochschulorganisation und Strategiesetzung fördern die Handlungsfähigkeit, interne Plausibilisierung und Entscheidungsfindung von und in Projekten. Positiv wirkt sich ebenfalls die Unterscheidung zwischen additiven und nachhaltig integrierten Maßnahmen oder zwischen strukturverändernden Vorhaben und Innovation durch das Projektmanagement aus. Um hochschuldidaktische Weiterqualifizierung und Beratung strategisch und nachhaltig zu planen sowie Kernprozesse und Strukturmaßnahmen deutlicher zu adressieren, bedarf es darüber hinaus Projektleitungen mit Leadership-Qualitäten. Denn Ziel ist es, den langfristigen Einstellungs- und Kulturwandel in Prozessen und Strukturen im Bereich Lehre an Hochschulen auch weiter fortzuführen.
Die formale Gesamtleitung und Steuerung von Projekten in Hochschulen obliegen in den meisten Fällen den Hochschulleitungen. Auf der operativen Ebene wird allerdings meist die Gruppe der Hochschulprofessionellen oder des Third Space mit der Umsetzung betraut. Als Projektleitungen und Koordinatorinnen und Koordinatoren gestalten sie die Projekte konzeptionell aus, setzen diese um und regen den etwaigen Veränderungsprozess innerhalb der Hochschule an. Diese Aufgabe ist nicht zu unterschätzen: Untersuchungen zur Strategie- und Entwicklungsplanung an Hochschulen zeigen, dass diese bis zu 60 Prozent durch die Projektleitungen bestimmt wird. An diese zentrale Akteursgruppe, die als Treiber von Organisationsentwicklung und Veränderungsprozessen fungiert, werden Kompetenz- und Qualitätsanforderungen herangetragen, für die es jedoch an spezifischen Qualifizierungsangeboten mangelt. Die Personengruppe tritt in diesem Kontext zwar beruflich auf, verfügt aber weder über eine formale Professionalisierung noch über eine offizielle berufliche Lobby.
Um für eine erfolgreiche Durchführung und nachhaltige Verankerung von Lehrprojekten zu sorgen, bedarf es Kompetenzen im Bereich Führung, Projekt- und Veränderungsmanagement sowie Organisationsentwicklung. Erfolgsfaktoren des Projektmanagements, wie klar definierte Ziele, qualifizierte Teammitglieder und eine hohe Fach- und Führungskompetenz der Projektleitung oder Projektkoordination, kommen hinzu. Für den Professionalisierungsbedarf ermöglichen darüber hinaus Netzwerke die unabhängige und selbstorganisierte Reflexion auf der Basis von kollegialer Beratung und fachlichem Austausch. Komplexe Rollen- und Funktionsanforderungen können hier situationsspezifisch reinszeniert und in die Praxis transferiert werden.
Fit machen für Projekte im Strukturwandel
Um Projektleitende und -mitarbeitende aus Lehrprojekten fit für ihre Projekte im Strukturwandel zu machen und die Zielerreichung zu stärken, hat die Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) Weiterbildungen zu den oben genannten Themen mit der Möglichkeit zur Ausbildung von Netzwerken angeboten. Dr. Cornelia Raue und Dr. Antje Mansbrügge, Vorstände der StIL, zeigen im Folgenden ihre Motivation und Perspektive auf das Thema Weiterbildung für Lehrprojekte an Hochschulen. Im Anschluss geben fünf Weiterbildungsanbietende Einblick in ihre didaktischen Ziele sowie ihre Erkenntnisse mit der Zielgruppe. Sie geben Empfehlungen für eine zukunftsfähige Projektgestaltung an Hochschulen und runden diese mit Aussagen von Teilnehmenden der Weiterbildungen ab. //
Dr. Stephanie Müller-Otto
ist Sozialwissenschaftlerin und promovierte Psychologin. Seit 2012 bietet sie Coaching, systemische Organisationsberatung und Weiterbildung für Hochschulen, Hochschulnetzwerke und Einrichtungen im Wissenschafts- und Lehrkontext an.
Foto: privat
DUZ Wissenschaft & Management 05/2024 vom 14.06.2024