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// editorial: science city  //

Wäre man zynisch, könnte man den derzeitigen Studierendendemos etwas Positives abgewinnen: Endlich...

...interessiert sich die heutige Studi-Generation für mehr als nur das Erreichen ihrer Creditpoints, endlich gehen junge Menschen für mehr Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung und Gewalt auf die Straße – könnte man erfreut meinen. Doch ganz so viel Grund zum Optimismus gibt es leider nicht: Denn erstens ist der weltweit sich ausbreitende Studierenden-Protest gegen Israel und sein Vorgehen im Gaza-Konflikt von einer erschreckenden Einseitigkeit geprägt: Das Gros der Empörung richtet sich gegen Israel. Die mörderischen Taten der Hamas werden kaum erwähnt. Ebenso wenig finden sich Worte des Mitgefühls für die Angehörigen der am 7. Oktober Ermordeten. Schätzungsweise 1200 Menschen, deren Leben in blindem Hass von einer Minute auf die andere ausgemerzt wurde. Woher kommt dieser völlige Mangel an Empathie, diese Blindheit für das Leid eines Teils der Betroffenen, die unschuldig in diesen gewalttätigen Konflikt geraten sind? Und wie ist es zu erklären, dass die jungen Menschen in ihrem berechtigten Bedürfnis, gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt anzuschreien, fast nur auf Israel und dessen unangemessenes Vorgehen gegen die Menschen im Gazastreifen schauen? Was etwa ist mit den arabischen Ländern, die die Menschenrechte mit Füßen treten und ihren palästinensischen Brüdern und Schwestern oft nur halbherzig – wenn es in ihr politisches Kalkül passt – zur Seite springen? Was ist mit der unsäglichen Migrationspolitik der EU, die Geflüchtete hin- und herschiebt und sich freizukaufen versucht, indem sie Pakte mit zwielichtigen Politikern schließt?

Fragen über Fragen, über die wir hier allesamt kräftig miteinander streiten könnten. Aber eine der Fragen, die mich derzeit besonders bewegt: Was läuft falsch bei uns – in den Elternhäusern, in Schulen und Hochschulen, aber auch in Politik, Gesellschaft und den Medien? Wie kann es sein, dass der Boden für eine sachliche Auseinandersetzung und ein konstruktives Streiten – oder besser gesagt für ein Ringen um Verständigung und das Finden von Lösungen, die alle Seiten mit einschließt – immer dünner wird? Glaubte ich schon meinen Ohren nicht zu trauen, als ich die teils antisemitischen Parolen der Studierenden und einiger sich als links verstehender Medien vernahm, so geriet ich fast in Panik, als ich dieser Tage las, was unsere amtierende Wissenschaftsministerin der Bild-Zeitung gegenüber zum Besten gab, die ganz in gewohnter Manier am 8. Mai titelte: „Professoren decken Judenhasser ++ Regierung „fassungslos“: Uni-Skandal um Radikal-Mob eskaliert! Fassungslosigkeit über den Unterstützer-Brief deutscher Uni-Professoren für den linksextremen, antisemitischen Mob!“ Mal ehrlich: Ist das die Art, wie eine Ministerin in einem solchen Konflikt agieren sollte – sich von der auf Krawall gebürsteten Boulevardpresse vor den Karren spannen lassen? Den Dialog mit den Studierenden zu suchen, die ja eigentlich zu ihrer Klientel gehören, wäre angemessener gewesen und vorbildhafter. Woher sollen junge Menschen denn lernen, sich in Konflikten wertschätzend und gewaltfrei zu verhalten, wenn Menschen aus der Führungsriege des Landes auf Populismus und den Ruf nach Polizei und harter Hand setzen – anstatt auf Dialog? Gute Vorbilder willkommen! 

A propos Dialog und Vorbilder: Unser THEMA beleuchtet die integrative Kraft von Städten, die Wissenschaft mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vernetzen. //

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