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Mehrere Lerntypen erreichen

E-Learning-Formate wie Virtual Reality, computergestütztes Training oder Peer-Teaching eignen sich gut, medizinische Grundlagen in medizinnahen Studiengängen zu vermitteln, wie das Beispiel der Hochschule München aufzeigt.

Am Interdisziplinären Zentrum für Biomedizinische Forschung und Ausbildung (BioMed) an der Hochschule München wurde ein ganzheitliches Lehr- und Prüfungskonzept basierend auf Blended Learning und Blended Assessment-Methoden entwickelt. Es vereint traditionelle Lehrmethoden wie Vorlesungen, Selbststudium und Lehrbücher oder anatomischen Modellen und Wandtafeln mit modernen digitalen Ergänzungen aber auch computergestütztes Training und Peer-Teaching. Zudem werden medizinische Geräte in einer realistischen klinischen Umgebung studierbar gemacht, zum Beispiel in einem nachgebildeten Operationssaal. Durch das horizontale Lernen von Peers können Hürden, Fragen zu stellen, abgebaut werden, wenn ein Ansprechpartner auf Augenhöhe zur Verfügung steht. Die hybride Lehrmethode, Faktenwissen mit technischen Fähigkeiten zu verknüpfen, verbessert das Verständniss komplexer Inhalte und adressiert unterschiedliche Kompetenzniveaus.

Kurzbeschreibung der Prüfung

Abgesehen von inhaltlichen Abweichungen legen die Studierenden eine ähnliche strukturierte, mehrteilige Prüfung ab. Diese besteht aus einem Moodle-Test sowie einer kompetenzorientierten mündlich-praktischen Prüfung, die sich auf die Inhalte eines vorangegangenen Praktikums und der Vorlesung bezieht. Beide Prüfungsteile bilden die Kompetenzbereiche auf unterschiedlichen Ebenen ab: Mit Moodle im Antwort-Wahlverfahren wird primär passives Wissen und Faktenwissen geprüft, etwa die medizinische Fachsprache, mit Freitext insbesondere Rechenaufgaben und mit Zuordnungsfragen anatomische Grundlagen. 

Fallbasiertes Lernen mit simulierten Szenarien wird im Praktikum eingesetzt, um die methodischen und sozialen Kompetenzen zu trainieren und zu überprüfen, indem die Studierenden ihr Wissen unter realen Bedingungen anwenden und ihre Problemlösungsfähigkeiten demonstrieren. Die Umsetzung einer Prüfung in Virtual Reality (VR) erlaubt es hierbei direkt zu erkennen, ob eine Thematik ganzheitlich verstanden wurde. Beispielsweise könnte ein Prüfling gefragt werden, die Bauchspeicheldrüse in einem 3D-Modell zu zeigen und deren Funktion zu erklären. Darüber wie zielsicher das gewünschte Organ angepeilt wird, lässt sich neben der anatomischen Orientierung und deren Physiologie auch die Vertrautheit von Richtungs- und Lagebeziehungen abprüfen. 

Kompetenzorientierung

Testate (teils mündliche) zu spezifischen Themengebieten wurden eingeführt und mit Bonuspunkten für die schriftliche Klausur belohnt. Mit der Ergänzung der Prüfungsleistung um mündliche Prüfungen wurde deutlich, dass es zu weniger Ausreißern im Notenspektrum kam und die Studierenden durchschnittlich besser abschnitten. Das legt nahe, dass diese Maßnahme insbesondere für Studierende im unteren bis mittleren Leistungsbereich hilfreich ist. 

Digitale Umsetzung der Prüfung

Die Einführung der innovativen Lehrmaßnahme bedarf im Vergleich zu traditionellen Lehrveranstaltungen einen deutlich höheren organisatorischen und finanziellen Aufwand – etwa um die Computer Based Trainigs (CBT)- und VR-Arbeitsplätze während des Praktikums zu betreuen. Nicht zu unterschätzen ist zudem, wie viel Zeit es bedarf, den Raum für eine freie VR-Fläche vorzubereiten, Software zu pflegen und die Betriebsfähigkeit der VR-Brillen und deren Steuerung, die Tablets und Computerarbeitsplätze zu gewährleisten. Hinzu kommt die Ausgabe der Technik an die Studierenden. Insgesamt wurden circa vier Stunden pro Praktikumstermin dafür benötigt. Dies, zusammen mit dem Zeitaufwand für das Ausbilden der oft semesterweise wechselnden studentischen Hilfskräfte und Tutoren (circa zwei bis drei Semesterwochenstunden), stellte eine deutliche Hürde dar. Die begrenzten personellen, finanziellen und logistischen Ressourcen erschwerten das nachhaltige Anbieten des Lehrangebots deutlich. Weiterhin fehlen derzeit Anreizsysteme für den enormen Mehraufwand, da sich derartige Konzepte weder positiv auf das Lehrdeputat noch auf die Lehrsituation auswirken.

Erkenntnisse und Ausblick

Blended Learning und Assessment eignet sich sehr gut, Studierende unterschiedlicher Lerntypen Wissen anzubieten und gleichzeitig dank Lernerfolgskontrollen zu ermöglichen, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und zielgerichtet zu schließen. Durch die Kombination unterschiedlicher Prüfungsformen (schriftlich und mündlich-praktisch) und von Prüfungssystemen (Moodle, AR/VR, CBT) kann Wissen auf allen Taxonomiestufen abgefragt werden. Eine Blended Assessment-Methode eignet sich besonders für Module, in denen von den Studierenden mehr als reines Faktenwissen gefordert wird und in denen die Fähigkeiten zum lösungsorientierten Denken, zur praktischen Umsetzung und zur Entwicklung von Sozialkompetenz gefördert werden sollen. In technischen Fächern könnte dies die Nutzung virtueller Labore, die Bedienung virtueller Geräte und Laboraufbauten oder die praktische Demonstration von Prozeduren und Situationen (in den Sozialwissenschaften) sowie von Prozessabläufen (in der Medizin, bei Operationen oder Pflege) umfassen. //

Prof. Dr. Christian Hanshans  

ist seit 2008 in der Hochschuldidaktik und seit 2018 als Professor für Medizin und Medizintechnik an der Hochschule München und der Universitätsklinik Würzburg tätig. Er leitet das interdisziplinäre biomedizinische Forschungs- und Ausbildungszentrum der Hochschule München (BioMed).

Foto: Hanshans / Biomed

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