// Editorial //
Ich verrate Ihnen jetzt ein Geheimnis – aber es muss wirklich unter uns bleiben, versprochen? Gelegentlich spiele ich gegen...
...einen Bot. Keine große Sache, nur eine kleine, intellektuelle Zerstreuung, wenn der Arbeitsalltag und lästige Routinen allzu dröge sind. Auf der Website der New York Times gibt es ein kleines Rätsel: Wordle. Mir und der Künstlichen Intelligenz (KI) bleiben sechs Versuche, ein Wort mit fünf Buchstaben zu finden. Ganz fair ist es allerdings nicht, denn die KI, also der Bot, kann auf ein komplettes Wörterbuch in seinem Speicher zugreifen. Das Oxford English Dictionary umfasst mehr als 600 000 Wörter, eine eloquente Muttersprachlerin verwendet etwa 14 000 Wörter. Leider habe ich weder das Dictionary auswendig gelernt noch bin ich auf den britischen Inseln aufgewachsen. Es bleibt also ein ungleiches Kräftemessen und ein inspirierender Zeitvertreib.
KI dringt in immer mehr Lebens- und Arbeitswelten vor. Längst nutzen viele von uns Übersetzungsprogramme, wenn sie sich einen Überblick über einen fremdsprachlichen Text verschaffen wollen. Recherchieren, in Texten nach Rechtschreibfehlern suchen, all das erledigt eine gut programmierte Software bereits ganz passabel. Doch was kann KI und was nicht? Im THEMA beschäftigen wir uns mit der Frage, wie KI Hochschulverwaltungen unterstützen kann. KI ist auch das Thema unserer neuen Kolumne „Innovationen im Wissenschaftsmanagement“. Die Autoren Christian Djeffal und Ulf Richter empfehlen Führungskräften, offen mit den Neuerungen und Chancen von KI umzugehen. Sich den Innovationen zu verschließen, wäre die falsche Strategie, so viel sei schon mal verraten.
Aber noch haben Menschen bessere Ideen als KI, wie sie ihre Hochschulen und Institutionen voranbringen können. Die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg schafft es beispielsweise, zusammen mit Unternehmen und Kommunen in der Region Projekte anzustoßen, gemeinsam zu forschen und mit den Ergebnissen neue Geschäftsfelder zu erschließen. Davon profitieren auch Studierende und Promovierende, denn viele lernen auf diesem Weg ihren zukünftigen Arbeitgeber kennen und bleiben in der Region.
Hochschulen sollten Orte der Toleranz und des freien Wortes sein. Leider häuften sich in den vergangenen Monaten antisemitische und rassistische Vorfälle. Anfang Februar wurde ein jüdischer Student der Freien Universität Berlin von einem muslimischen Kommilitonen brutal zusammengeschlagen. Was tun die Hochschulen gegen Antisemitismus? Wie schützen sie ihre Studierenden, Beschäftigten und Forschenden? Das Auswärtige Amt stellt Hochschulen über das DAAD-Förderprogramm Stibet 14 Millionen Euro bereit. Eine Million ist für den Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus vorgesehen. Zu wenig, doch zumindest ein Anfang. Der Ball liegt bei den Hochschulen, gegen Antisemitismus vorzugehen. Was tun Sie? Schreiben Sie uns, sprechen Sie darüber. Denn Ihr Engagement sollte auf keinen Fall ein Geheimnis bleiben. //
DUZ Wissenschaft & Management 02/2024 vom 08.03.2024