// editorial: weltenerkunder //
Als Kind haben Sie – da bin ich mir gewiss – der Mär „Der Hase und der Igel“ gespannt gelauscht. Es hatte was ungemein Tröstliches, dass ...
...ein krummbeiniger, von seiner Physiognomie her stark benachteiligter Igel den Wettlauf mit dem gleichermaßen langbeinigen wie hochnäsigen Hasen gewinnen konnte – dank seiner Schläue und auch seines Standesbewusstseins. Ginge es nach den Gebrüdern Grimm, würden Herr Swinegel und seine Frau, die eine ausschlaggebende Rolle für den Ausgang dieses Wettlaufs spielte, vergnügt weiterleben, bis ans Ende unserer Zeiten. Doch leider ist das nicht so.
Die Deutsche Wildtierstiftung kürte den Igel dieser Tage zum Wildtier des Jahres 2024 – auch, weil er in der Kategorie „Vorwarnliste“ der Roten Liste der bedrohten Säugetiere Deutschlands steht. Traurig, nicht nur für Märchenliebhaber, sondern vor allem für unsere Natur. Denn wie schlecht ist es um unseren Planeten bestellt, wenn sogar das äußerst anpassungsfähige Stacheltier nicht mehr genug Lebensraum findet?
Übrigens – und damit komme ich auf das THEMA dieser Ausgabe zu sprechen, das sich Forschungsreisenden widmet: Schon Alexander von Humboldt (1769–1859) war sich bewusst darüber, dass der Mensch die Natur gefährdet. „Heute, in einer Zeit, wo wir Menschen die Erde so verändern, wie wir das tun, wo wir ehrlich gesagt wenig Hoffnung haben, dass wir nicht ohne gigantische Umweltzerstörung und Artensterben davonkommen, da ist Alexander von Humboldt einfach jemand, mit dem man sich beschäftigen muss. Er hat das Band zwischen Menschen und Natur erfasst und beschrieben in seinen Studien“, so die Meeresbiologin Antje Boetius über den Naturforscher und Forschungsreisenden. Wandeln Sie mit unserer Autorin, der Ethnologin Ulrike Prinz, auf den Spuren von Weltenerkundern im Dienste der Wissenschaft und erfahren Sie, was diese bewegt, etwa die peruanische Archäologin Maria Fernanda Boza Cuadros oder den „Wissenschaftler, Frühhippie und Menschenfreund“ Aimé Bonpland, der ein Weggefährte Humboldts war. Mit Buch- und Filmtipps – falls Sie noch auf der Suche nach festlichen Gaben sind.
Und damit möchte ich mich bei Ihnen für dieses wenig hoffnungsfrohe Jahr verabschieden und Ihnen alles erdenklich Gute für 2024 wünschen – in der Hoffnung, dass wir Menschen trotz aller Irrungen und Wirrungen geleitet werden von Vernunft, Mitmenschlichkeit und Friedensliebe. Denn ohne diese haben wir keine Chance, zu überleben. //
DUZ Magazin 12/2023 vom 15.12.2023