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Kreative Prozesse in der Forschung fördern

Als Wissenschaftlerin wird von mir gefordert, kreativ zu sein – in der Lehre und vor allem in der Forschung. Wie kann ich meine wissenschaftliche Kreativität und die meines Teams fördern? – Das fragt eine Professorin der Sozialwissenschaften

Dieser Artikel ist im DUZ Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft in der Rubrik "Unter 4 Augen" erschienen und Teil der Online-Reihe "Ratgeber" auf DUZ Wissenschaftskarriere.

Coach Claudia Eilles-Matthiessen antwortet:
Kreativität ist ein menschliches Bedürfnis, eine unerschöpfliche Ressource und gleichzeitig Motor für Entwicklungen. Kriterien für Kreativität sind Neuartigkeit, Originalität oder Überraschung. Im Kontext von Wissenschaft kommt dazu, dass Kreativität auch mit wissenschaftlichem Fortschritt oder Problemlösung verbunden sein soll, sie wird also – anders als in der Kunst – auch anhand ihres Nutzens beurteilt. Unterstützt werden können kreative Prozesse durch Kreativitätstechniken und metakognitive Strategien, die die Art, wie – nicht was – wir denken steuern und nutzen.

Für Sie als Wissenschaftlerin sind Neugierde, Interesse und ein hohes Maß an Expertise die besten Voraussetzungen für kreative Leistungen. Gleichzeitig erfordert wissenschaftliches Arbeiten kritisches und analytisches Denken. Für Kreativität – insbesondere in der Phase der Ideenproduktion – kann dies eine Hürde sein. Es ist daher hilfreich, Kreativität als Prozess zu betrachten und die Phase der Ideenproduktion von der Bewertung einer Idee zu trennen. Zunächst gilt es, bezogen auf ein Thema oder eine Frage möglichst viele Ideen zu entwickeln. In dieser Phase sollten Sie sich über Konventionen und anerkannte Paradigmen hinwegsetzen und den Mut haben, Grenzen zu ignorieren.

Auch in Ihrer Rolle als Führungskraft und Lehrende können Sie einiges tun, um die Kreativität Ihres Teams zu fördern: Die permanente Suche nach Fehlern, Perfektionismus und Effizienzorientierung erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das Immergleiche reproduziert wird. Schaffen Sie daher eine Kultur, in der Fehler gemacht und unausgegorene Gedanken geäußert werden können. Führen Sie eine „kreative Stunde“ ein, in der jegliche Kritik und Einwände verboten sind. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden und die Studierenden dazu, „out of the box“ zu denken, das Denken als Werkzeug einzusetzen und verschiedene Ebenen der intellektuellen Auseinandersetzung mit einem Thema zu trennen: verstehen, bewerten, interpretieren, in Bezug setzen, kontextualisieren. Experimentieren Sie mit Settings, in denen Sie gemeinsam kreativitätsfördernde Methoden ausprobieren. Diese zielen, wie etwa das freie, assoziative Schreiben, entweder darauf ab, das bewusste, bewertende und oft zensierende Denken zu überwinden und Ressourcen aus dem Unbewussten zu nutzen.

Oder sie helfen, den Denkprozess in neue, ungewohnte Richtungen zu lenken. Beispiele sind: ein Problem in Elemente zerlegen und neu zusammensetzen, Analogien herstellen, die Perspektive wechseln, rückwärts denken, zwei bislang nicht verbundene Themen kombinieren, den Rahmen verändern oder etwas ins Gegenteil verkehren. Was also wäre – bezogen auf Ihr Forschungsthema – die konventionellste oder gar langweiligste Idee? Nutzen Sie Techniken wie die Walt-Disney-Methode, schreiben Sie Stichworte zum Thema auf Zettel, die Sie hin und her schieben, stellen Sie ein Problem mit kleinen Objekten vor sich auf und spielen Sie damit. Gehen Sie offen durch den Tag und lassen Sie sich von Kunst, Filmen, Musik oder der Natur inspirieren. Und tragen Sie ein kleines Notizbuch mit sich. Denn Kreativität lässt sich nicht vorhersehen. Aber die Ideen werden kommen. Ganz bestimmt.

Literatur: 

Wilde, Edda (2020): Kreativität. In: Anette Hammerschmidt & Neela Enke (Hrsg.): Forschen – Lehren – Führen: Das ABC für die Hochschulkarriere. UTB

DR. CLAUDIA EILLES-MATTHIESSEN ist Diplom-Psychologin, Autorin, Konflikt- und Businesscoach sowie Dozentin für Coaching an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie berät Hochschulen, wissenschaftliche Einrichtungen und Unternehmen und ist Mitglied im Coachingnetz Wissenschaft, das Partner des DUZ Magazins ist.

www.plan-c-frankfurt.de
www.coachingnetz-wissenschaft.de

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