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Immer mehr Hochschulen eröffnen Schreibzentren. Studenten sollen rasch lernen, wie man wissenschaftlich schreibt. Oft wird dabei allerdings nicht genug darauf geachtet, qualifiziertes Personal einzustellen. Doch damit steht und fällt der Erfolg.

Das Netz wird dichter. Rund 20 Schreibzentren gibt es an den deutschen Universitäten, viele wurden erst in den vergangenen zwei, drei Jahren gegründet. Sie entstanden auch durch das Geld, das aus dem Qualitätspakt Lehre des Bundesforschungsministeriums in die Hochschulen floss.
Dr. Katrin Girgensohn beobachtet einen richtigen Boom. Sie leitet das Schreibzentrum an der Universität Viadrina in Frankfurt/Oder: „Im Jahr 2012 gab es zahlreiche Stellenausschreibungen. Das war früher kaum vorstellbar. Viele von uns haben als Einzelkämpfer die Hochschulleitung von ihrer Sache überzeugt und selbst Gelder eingeworben.“

Es gibt dabei aber oft ein Problem: Für die freien Stellen fehlt das qualifizierte Personal, also Leute, die sich praktisch wie theoretisch mit der Schreibforschung und -beratung auseinandergesetzt haben. Die wissen, was schreibintensive Lehre und Begriffe wie „Peer Tutoring“ bedeuten, die die aktuellen Anforderungen kennen, welche Studenten aus aller Welt und ein streng getaktetes Studiensystem mit sich bringen. Und die folglich wissen, welche Angebote zur Schreib- und Leseförderung es überall gibt.

Etwas mehr Systematik bitte

„Ein Germanistik-Studium samt wissenschaftlicher Abschlussarbeit, gepaart mit Spaß am Schreiben als Qualifikation reicht nicht aus“, sagt Girgensohn. Sie ist selbst Germanistin und hat sich nach Jahren als Trainerin im kreativen Schreiben für das wissenschaftliche Schreiben weitergebildet. Sie hat über Schreibgruppenarbeit promoviert.

Die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung für potenzielle Leiter und Mitarbeiter der Schreibzentren sind rar. Auch die Ausbildung der Tutoren an den Hochschulen ist nicht einheitlich geregelt. Die im Sommer 2012 gegründete Gesellschaft für Schreibforschung und Schreibdidaktik will deshalb mehr Systematik hineinbringen. So liegt bereits ein Konzept für eine Weiterbildung mit dem Titel „International Literacy Management“ in der Schublade. Die Gesellschaft sucht noch Förderer, um mit Zuschüssen die Kosten für die Teilnehmer und damit für ihre Arbeitgeber so niedrig wie möglich zu halten.

„Ein Schreibzentrum ist mehr als ein Büro mit einem Schreibtisch.“

Denn das Geld, das die Unis in Schreibzentren stecken, fließt oft nicht in ausreichendem Maße, sagt Girgensohn, die auch Vorsitzende des Europäischen Schreibzentrum-Verbandes (EWCA, European Writing Center Association) ist: „So ein Zentrum ist mehr als ein Büro mit einem Schreibtisch, dessen müssen sich die Hochschulen bewusst sein.“ Es brauche auch einen zentral gelegenen, für alle Studierenden sichtbaren Raum, der einladend eingerichtet ist und für unterschiedliche Veranstaltungen wie Beratung, Workshops und Gruppenarbeit nutzbar sein sollte.

Was das Personal angeht, hält Girgensohn einen wissenschaftlichen Mitarbeiter für die Leitung, eine weitere Person für die Koordination und vier studentische Hilfskräfte als Peer Tutoren für das „absolute Minimum“. Je mehr Mitarbeiter sie haben, umso stärker können Schreibzentren Professoren und Mitarbeiter entlasten. Zumal sie längst nicht nur beim Schreiben helfen. Oft kommen die Studierenden zu einem Zeitpunkt, zu dem sie noch keine Zeile geschrieben haben. Sie suchen nach Ideen und den richtigen Formulierungen dafür. „In den Seminaren kommt das heute leider häufig zu kurz“, sagt Girgensohn. Die Schreibzentren unterstützen auch Wissenschaftler bei der Entwicklung didaktischer Lehrkonzepte. Wenn Unis die Qualität von Bachelor-Arbeiten erhöhen wollen und dafür Schreibzentren einrichten, sollten sie also auch in die Aus¬ und Weiterbildung der Mitarbeiter dieser Zentren investieren.

Säulen der Schreibberatung

Die wichtigsten Begriffe aus dem Alltag der Schreibzentren sind:

  • Peer Tutoring: So nennt man das Lernen von- und miteinander, also etwa zwischen Student und studentischer Hilfskraft.
  • Schreibintensive Lehre: Der Dozent gibt den Studenten Schreibaufgaben. Nach seiner Textkritik müssen sie die erste Fassung überarbeiten. Das erhöht die Schreibkompetenz, die in vielen Fächern eine Schlüsselqualifikation ist. 
  • Collaborative Learning:  Das bedeutet, es wird auf Augenhöhe gearbeitet. Die Schreibberater als Experten für Schreibprozesse und der Student als Experte für sein Thema erkennen die gegenseitige Kompetenz an.
  • Literacy Management:  Das machen Schreibzentren dann, wenn sie nicht nur Studierenden helfen, besser zu schreiben, sondern sich auch um die Hochschule als Ganzes kümmern. Etwa indem sie anregen, den Studierenden mehr Zeit für das Verfassen wissenschaftlicher Texte zu geben.
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