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// editorial: vater sein  //

Erst die Ukraine, dazwischen die unzähligen, von der Weltöffentlichkeit fast unbeachtet gebliebenen Gemetzel in Afrika, jetzt Israel. ...

... Und morgen und übermorgen? Unsere Welt gerät aus den Fugen oder zutreffender: sie bewegt sich rasend schnell auf den Abgrund zu. Massive Gewalt, wo man hinschaut, Krieg und Zerstörung, atomare Bedrohungsszenarien und die völlige Vernichtung des Gegners um jeden Preis – all das ist wieder salonfähig geworden und sehr real. Da muten die Zeiten des Kalten Krieges, unter dessen Schutzschild die meisten von uns aufgewachsen sind, geradezu kuschelig und friedlich an.

Doch Jammern und Bedauern hilft nichts. Wir müssen uns der neuen Weltenlage stellen, ohne das Maß zu verlieren – sprich weder vor lauter Empörung uns nun dem Lager der Hardliner zuschlagen, die gegen jegliche humanitäre Konventionen auf Auge-um-Auge setzen – noch blauäugig darauf bauen, dass die „anderen“ unseren ethischen Werten schon irgendwie Folge leisten werden. 

Damit wir uns in diesem Sinne neu ausrichten, fallen mir auf Anhieb zumindest dreierlei Dinge ein, um die wir uns ernsthaft bemühen sollten: mehr Bescheidenheit (wir bzw. der Westen sind nicht das Maß aller Dinge), mehr Selbstreflexion (wie haben wir zu dieser weltpolitischen Schieflage beigetragen, welche Fehler haben wir aus Ignoranz und Arroganz heraus gemacht?) und vor allem eine viel größere Lernbereitschaft (unser interkulturelles Wissen und unsere Fähigkeit, sich in andere Völker und Kulturen hineinzuversetzen und deren Traditionen, deren Beweggründe und Handlungsmuster zu begreifen, sind viel zu gering ausgeprägt). Es gibt zwar inzwischen viele schöne Austauschprogramme und Auslandsaufenthalte für junge Menschen. Doch wir sollten uns kritisch fragen, ob diese wirklich dazu führen, das Verständnis für und das Eindringen in andere Kulturen und Mentalitäten tiefschürfend zu fördern. 

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Die vielen EU-Mobilitätsprogramme sind eine wunderbare Sache. Sie ermöglichen es Schülern, Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern, andere Länder und Sitten kennenzulernen. Doch reicht das aus, um in Zeiten großer Verwerfungen und Umbrüche mit extremer Andersartigkeit umgehen zu können und um zivilisierte Lösungen zu ringen? Mein persönlicher Eindruck ist, dass unsere Schulen und Hochschulen sehr viel mehr für die interkulturelle Sensibilisierung und Dialogfähigkeit tun müssten. Weniger Sommer, Sonne, Strand und Nostalgie – mehr Auseinandersetzung, mehr Konfrontation, mehr Realismus – basierend auf profundem Wissen und auf echter Begegnung. Auch wenn es mal weh tut. Die politische Bildung ist hier gefragt, übrigens auch, wenn es um den Umgang mit Konflikten innerhalb der deutschen Gesellschaft geht.

Und nun empfehle ich Ihnen die Lektüre unseres THEMAs, wo es um Väter in der Wissenschaft geht. 

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