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// Editorial: kunst am bau //

Die eigenen Vorstellungen, (Bewertungs-)Kriterien und Verhaltensweisen infrage stellen und modifizieren zu können, ist essenziell ...

... um den Fortschritt und die Innovationsfähigkeit zu erhalten. Da der Mensch nun mal ein Gewohnheitstier ist – und das schließt auch all diejenigen mit ein, die sich der Wissenschaft widmen –, stoßen Appelle zur Veränderung und zum Perspektivwechsel auf Widerstand. Ein wichtiger Faktor ist in vielen Fällen die Angst vor Macht- und Bedeutungsverlust und ganz pauschal vor dem ungewissen Neuen, das damit naturgemäß verbunden ist.

Nehmen wir nur als Beispiel die Kriterien, die angelegt werden, um wissenschaftliche Leistungen zu bewerten: Nach wie vor herrschen hier bibliometrische Indikatoren vor – das alte „publish or perish“ ist immer noch wirkmächtig und entscheidend für Karrierewege. Dabei bemängeln Kritiker seit Langem schon, dass diese Indikatoren nicht mehr zeitgemäß, gar ungerecht sind und vor allem den wissenschaftlichen Nachwuchs benachteiligen – oder wie es die Präsidentin der Universität Maastricht Rianne Letschert formuliert: „Es sind so viele Menschen involviert in den Prozess des Forschungsoutputs, dass es unfair ist, wenn nur derjenige belohnt wird, der die Publikation in einem Top-Journal vorweisen kann.“ Nicht von ungefähr gehört Letschert zu den Initiatoren von Coara, einer europäischen Allianz von Wissenschaftseinrichtungen, die endlich eine Kehrtwende herbeiführen wollen.

Das stößt auf gemischte Resonanz in der Wissenschaftscommunity. So gibt es die Befürchtung, dass Exzellenz künftig eine geringere Rolle spielen könnte und stattdessen außerwissenschaftliche, von der Politik beeinflusste Kriterien angesetzt würden. Unser Autor Benjamin Haerdle bietet in seinem Beitrag einen Einblick in die Hintergründe dieser mehr als spannenden Diskussion, die nicht zuletzt auch etwas mit dem Einfluss und Wirken der EU-Kommission zu tun hat.

Einen Perspektivwechsel und alternative Handlungsoptionen bietet auch die international tätige Friedensforscherin Thania Paffenholz an: Mit dem von ihr entwickelten Konzept des „perpetual peacemaking“ begleitet und mobilisiert sie vor allem zivilgesellschaftliche Kräfte – darunter auch religiöse Führer –, um eine politische Kultur zu entwickeln, in der Konflikte gewaltfrei ausgetragen werden. Eine Erkenntnis aus ihrer Tätigkeit lautet: „Kriege enden meist am Verhandlungstisch, nicht auf dem Schlachtfeld.“

Und nach all den ernsten Beiträgen lade ich Sie dazu ein, sich an unserer Strecke „Kunst am Bau“ zu erfreuen, die unsere Kollegin Tina Bauer umgesetzt hat – wobei auch dieses Thema viel mit Perspektivwechsel und Neueinordnung zu tun hat. //

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