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Den Studierenden vermitteln, wie sie gesund durchs Leben gehen

Die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) schlägt neue Wege im Bereich des studentischen Gesundheitsmanagements ein. RPTU-Kanzler Stefan Lorenz erläutert im Interview, wie dies vonstatten geht

Text: Christine Pauli

Als eine der ersten Hochschulen Deutschlands kann die RPTU, die zum 1. Januar 2023 durch Zusammenschluss der TU Kaiserslautern und der Universität in Landau entstanden ist, neben einem Betrieblichen Gesundheitsmanagement auch eine eigene Welt der Gesundheitsförderung und -prävention für Studierende vorweisen.

Herr Lorenz, „Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit im digitalen Wandel“ war Thema der 64. Jahrestagung in Kaisers­lautern. Wie erleben Sie die Verzahnung von digitalem Wandelund Gesundheit an Ihrer Universität?

Die Welt verändert sich rasant. Neue Technologien versprechen Fortschritt und Lösungen für die drängenden Herausforderungen unserer Zeit. Damit wir die Chancen, die sich daraus ergeben, bestmöglich nutzen, ist es für uns als Universität wichtig, Beschäftigte wie Studierende im Transformationsprozess mitzunehmen. Mit Blick auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit sind aus meiner Sicht zwei Dimensionen zentral. Zunächst gilt es, mit geeigneten Präventionsmaßnahmen die gesundheitlichen Belastungen zu adressieren, die der digitale Wandel mit sich bringt. Gleichzeitig eröffnet uns die Digitalisierung die Möglichkeit für neuartige, zusätzliche Gesundheitsangebote. Mit einem breit aufgestellten betrieblichen und einem studentischen Gesundheitsmanagement wollen wir als Universität dafür sorgen, dass Beschäftigte wie Studierende dahingehend von zahlreichen Angeboten profitieren können.

Vor allem das Studentische Gesundheitsmanagement, kurz SGM, an Ihrer Universität wurde während der Jahrestagung gelobt. Wie ist es gelungen, das Modell zu etablieren?

Ein Kernelement von CampusPlus – unter diesem Namen ist das Projekt bei uns verortet – ist die Mitgestaltung aller Aktivitäten durch die Zielgruppe. Gelingt das, werden die Angebote authentisch, weil sie aus der studentischen Lebenswelt entspringen. Auch im CampusPlus-Team arbeiten Studierende mit. Sie entwickeln Konzepte und führen diese mit Unterstützung der hauptamtlich Mitarbeitenden durch.

Untersuchungen, die den Gesundheitszustand von Studierenden in den Blick nehmen, belegen, wie essenziell Gesundheitsförderung und Präventionsmaßnahmen in der Hochschullandschaft sind. Wie gehen Sie bei Aufbau und Auswahl Ihrer Angebote vor?

Die Analyse ist ein wesentlicher Pfeiler unseres SGM. Viele Erkenntnisse liefert uns eine umfassende Gesundheitserhebung, die wir alle drei Jahre in Kooperation mit der FU Berlin durchführen, der University Health Report oder kurz UHR. Rund 1.000 Studierende nehmen jeweils an der Befragung teil. Im Rahmen dieser schriftlichen Befragungen gaben 2021 beispielsweise im Vergleich zu 2018 mehr Teilnehmende an, dass sie unter einem hohen Stresserleben oder unter Erschöpfung leiden. Hier gab es einen Anstieg von 10,7 beziehungsweise drei Prozentpunkten. Dazu zählt auch, dass wir unsere erfolgreiche Arbeit im Bereich des Gesundheitsmanagements fortführen und ausbauen. Der 2021er Report dokumentiert zudem eine Zunahme von Beschwerden, die sich einer depressiven Symptomatik beziehungsweise den Symptomen einer Angststörung zuschreiben lassen. Die UHR-Ergebnisse sind für jeden frei zugänglich und werden offen kommuniziert, weil wir die gesamte Universitätsöffentlichkeit einbeziehen und sensibilisieren möchten. Ebenso setzt sich CampusPlus mit den Verantwortlichen der einzelnen Fachbereiche zusammen, um den Diskurs anzustoßen. So ist es möglich, daten- und wissensbasiert Maßnahmen zu implementieren und durchzuführen.

Welche konkreten Projekte wurden beispielsweise auf den Weg gebracht?

Viele Maßnahmen sind niederschwellig angelegt und entsprechen einem weit gefassten Gesundheitsverständnis. So kann etwa die OpenStage, eine offene Bühne, in der anstrengenden Klausurphase zur sozialen Gesundheit beitragen. Beispiele im Bereich Bewegungsförderung und Stressmanagement sind ein Trimm-dich-Pfad quer über den Campus, Yogakurse gegen Prüfungsstress oder Entspannungsmöglichkeiten auf dem Campus. Ein Beispiel für den Bereich Sensibilisierung ist ein Flyer zum Thema Depressionen. Über QR-Codes auf dem Flyer erhält man zehn Soforthilfen bei depressivem Empfinden. Damit war unser CampusPlus-Team auch aktiv auf dem Campus präsent.

Haben Sie beim Aufbau Ihres SGM auf Berater*innen und Unterstützer*innen zugegriffen, die nicht direkt an Ihrer Universität angesiedelt sind?

Ja, und ein solches Vorgehen kann ich anderen Universitäten nur empfehlen. Gefördert und beraten wird CampusPlus seit über fünf Jahren von der Techniker Krankenkasse. Diese zählt zu den Spitzenreitern beim nachhaltigen Aufbau von gesundheitsförderlichen Strukturen in der Lebenswelt Hochschule. Wir sind froh, einen so kompetenten Partner an unserer Seite zu haben.

Für die erfolgreiche Arbeit wurde Ihre Universität bereits zweimal mit dem Corporate Health Award ausgezeichnet. Ein Preis, der zu den bedeutendsten Auszeichnungen im Themenfeld zählt.

Diese Auszeichnung motiviert uns sehr. Sie zeigt, dass die Energie, die wir tagtäglich in das Projekt stecken, belohnt und damit auch die Relevanz des Themas SGM hervorgehoben wird. Aus dem Zusammenschluss von CampusPlus und unserer Hochschulsporteinrichtung sowie einer Vielzahl einzigartiger Campusevents ist zu Beginn des Jahres 2023 an der RPTU ein echtes Epizentrum für Lebensqualität und Wellbeing entstanden – das Zentrum für Sport, Gesundheit und Wohlbefinden. Damit gibt es bei uns sozusagen einen Kümmerer für das Gesamtpaket rund um Lebensqualität und Wellbeing für Studierende und von Studierenden.

Welcher Herausforderung werden Sie sich im Jahr 2023 stellen müssen?

Wir befinden uns in einer besonderen Phase. Als RPTU, mit über 20.000 Studierenden, 300 Professorinnen und Professoren und 160 Studiengängen, schreiben wir die Geschichte von zwei erfolgreichen Universitätsstandorten fort. Gemeinsam werden wir Stärken weiterentwickeln und die Synergien der Zusammenarbeit nutzen, um neue Stärken wachsen zu lassen. Dazu zählt auch, dass wir unsere Arbeit im Bereich des Gesundheitsmanagements fortführen und ausbauen. //

Dieses Interview ist erschienen im DUZ Special mit dem Titel Change – Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit im digitalen Wandel , das die Ergebnisse der 64. Jahrestagung der Vereinigung Vereinigung der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten Deutschlands vom September 2022 zusammenfasst.

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