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Berlin University Alliance

Exzellente Forschung I Innovativer Transfer I Europaweit Spitze

Interview mit Prof. Dr. Geraldine Rauch

Seit dem 1. April 2022 ist die Mathematikerin Präsidentin der Technischen Universität Berlin. Zum 1. November 2022 hat sie die Aufgabe der Sprecherin der Berlin University Alliance (BUA) für die kommenden zwei Jahre übernommen. Die Präsident:innen der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Vorstandsvorsitzende der Charité – Universitätsmedizin Berlin bilden zusammen das Board of Directors der BUA.


Prof. Dr. Geraldine Rauch

„WIR WOLLEN, DASS BERLIN DER FÜHRENDE WISSENSCHAFTS­ STANDORT EUROPAS WIRD“

DIE BERLIN UNIVERSITY ALLIANCE (BUA) HAT ALS ERSTER VERBUND VON DREI BERLINER UNIVERSITÄTEN UND DER CHARITÉ – UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN ERFOLGREICH DEN EXZELLENZWETTBEWERB VON BUND UND LÄNDERN BESTANDEN. BUA­SPRECHERIN PROF. DR. GERALDINE RAUCH ERLÄUTERT IM INTERVIEW DIE POTENZIALE DES BERLINER VERBUNDES.

 Interview: VERONIKA RENKES​

Frau Prof. Rauch, was ist das Besondere an dem Berliner Exzellenzverbund im Vergleich zu anderen Universitätsverbünden?

Wir haben unsere historisch gewachsenen Differenzen überwunden und agieren nicht mehr nur allein für unsere eigenen Häuserinteressen, sondern gemeinsam im Verbund. Wir sind angetreten, um eine dauerhafte Allianz aufzubauen, um den Berliner Wissenschaftsraum zum führenden Standort Europas zu entwickeln.

Gemeinsam werden wir einen langfristigen Beitrag zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen leisten. Dies ist etwas Einzigartiges und hat Vorbildcharakter für Deutschland. Jedes Mitglied unseres Verbundes hat andere Schwerpunkte und starke Kooperationspartner:innen. Genau das zusammen macht unsere Gesamtleistung aus. Durch unsere Kooperation sind wir leistungsfähiger, haben einen besseren Rückhalt und können einen größeren Impact erreichen. Zusammen sind wir viel stärker als eines der Mitglieder alleine.

Welche Vorteile bietet der Standort Berlin für den Verbund?

In Berlin gibt es eine Pluralität an Wissenschaft und Wissenschaftsakteur:innen. Darüber hinaus zeichnet sich der Standort auch durch unterschiedliche Entstehungsgeschichten der vier Allianz-Partnerinnen aus. Zudem wird der Standort stark geprägt von vielen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, der großen und erfolgreichen Start-up-Szene, den zahlreichen politischen Institutionen und Organisationen, die vielfältige und inspirierende Diskussionsplattformen ermöglichen, und natürlich durch die hohe Diversität der Menschen.

Inwieweit hat die Allianz Strahlkraft über den Standort Berlin hinaus und kann die Wissenschaftslandschaft in Deutschland insgesamt befruchten?

Auch andere Städte planen ähnliche Verbünde und fragen bei uns nach, wie wir die BUA organisieren. Wir werden als ein Rollenmodell verstanden, das durchaus erfolgreich ist und als Verbund auch für international renommierte Universitäten wie Oxford, Melbourne oder Singapur ein interessanter Kooperationspartner ist. Diese Partnerschaften leben wir bereits.


Was sind die wichtigsten Ziele der BUA und welche Projekte spiegeln diese besonders wider?

Im Mittelpunkt steht der Mehrwert unseres gemeinsamen Agierens auf der Ebene der Forschung und bei der strategischen Planung. Hinzu kommt die inhaltliche Ausrichtung auf die großen Herausforderungen unserer Zeit, die wir als Grand Challenges verstehen und an denen unsere Häuser gemeinschaftlich und transdisziplinär forschen und Lösungen entwickeln. Die zwei existierenden Grand Challenges sind „Social Cohesion“ und „Global Health“. Zurzeit befinden wir uns in der Findungsphase für das Thema der dritten Grand Challenge. Dafür befragen wir die Zivilgesellschaft, darunter Studierende und Schüler:innen. Wir wollen von ihnen erfahren, welche Zukunftsthemen sie beschäftigen. Das ist tatsächlich ein fast als revolutionär zu bezeichnender neuer Prozess. Natürlich wollen Wissenschaftler:innen im Rahmen der Wissenschaftsfreiheit selbst bestimmen, woran sie forschen. Aber letztendlich leben und arbeiten auch wir Forscher:innen in der Gesellschaft und für die Gesellschaft. Das impliziert den gegenseitigen Austausch von Wissen, wir nennen es „Knowledge Exchange“. Wir wollen, dass uns Vertreter:innen der Zivilgesellschaft aufzeigen, welche Themen für sie wichtig sind. Wir streben ein Geben und Nehmen in beide Richtungen an – mit einem Prozess, den alle aktiv mitgestalten können und sollen. Dieser fängt bei der gemeinsamen Suche nach dem Forschungsthema an.

Unter dem Aufruf „Dein Thema für Berlins Spitzenforschung“ sucht die BUA das nächste Großthema für den Exzellenzverbund. Besondere Zielgruppe sind Jugendliche aus Berlin. Warum haben Sie sich dazu entschlossen?

Die Grand Challenges sind Themen, die unsere Welt in den nächsten Jahrzehnten prägen werden, ob wir es wollen oder nicht. Das gilt vor allem für die nächsten Generationen – sprich unsere Studierenden, aber auch Schüler:innen. Insofern ist es falsch, wenn nur die ältere Generation allein die Wissenschaft und damit das Wissen von morgen bestimmt. Wir müssen die zukünftigen Generationen in den Wissensaustausch einbeziehen und den Generationswechsel mitdenken. Dafür treten wir jetzt direkt mit der nächsten Generation in einen engen Dialog.

Um ihre Ziele zu erreichen, kooperieren die Verbundpartnerinnen nicht nur untereinander, sondern auch mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, der regionalen und überregionalen Wirtschaft und auch der Politik. Warum ist das wichtig?

Wir können als Wissenschaftler:innen in verschiedensten Disziplinen Grundlagen dafür schaffen, dass wir den Ausstoß von Kohlendioxid reduzieren, mit unseren Ressourcen nachhaltiger umgehen und eine Resilienz im Stadt-Land-Raum sowie für Deutschland insgesamt entwickeln. Diese Probleme kann die Wissenschaft aber nicht allein lösen. Da ist auch die Politik gefordert, die unter anderem für die gesetzlichen Rahmenbedingungen einer Stadtentwicklung und für Verkehrs- oder Klimaprojekte verantwortlich ist. Hinzu kommen die Umsetzung durch die Wirtschaft und die Akzeptanz geplanter Maßnahmen in der Gesellschaft. Wir brauchen also ein gemeinsames Verständnis, um die Grand Challenges bewältigen zu können. Mit meinen Kolleg:innen bringen wir aktiv Akteur:innen und Partner:innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um über Themen zu diskutieren, mit denen wir uns alle beschäftigen müssen. Diese Gruppen sollten auch über notwendige neue Strukturen und Forschungsprojekte diskutieren, die die Umsetzung der Anliegen ermöglichen.

Die Wissenschaft ist hochgradig kompetitiv und konkurrenzgetrieben. Sie plädieren für ein neues Miteinander – im Wissenschaftssystem selbst und zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Wie kann das gelingen?

Es ist leider so, dass unser System sehr stark darauf ausgerichtet ist, sehr schnell und möglichst exzellente Ergebnisse zu produzieren, was sich vor allem im Einwerben von Drittmitteln und Publizieren ausdrückt. Als Forscher:in muss man ständig beweisen, dass man auf dem Spitzenlevel forscht. Es gibt jedoch keine Spitzenforschung ohne Grundlagenforschung und keinen Austausch mit der Gesellschaft ohne Ausprobieren und Verwerfen. Gerade bei großen Herausforderungen wie zum Beispiel dem Klimawandel ist eine jahrzehntelange Forschung mit verschiedenen Disziplinen notwendig. Wenn wir uns hier nur darauf konzentrieren, wo wir die nächsten Forschungsgelder herbekommen und wie wir gerade exzellent dastehen, können wir diese vielfältigen Probleme nicht lösen. Unser gemeinschaftlicher Auftrag als Berlin University Alliance ist es, dies zu überwinden und kooperativ die Themen der Zukunft anzugehen.

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