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Forschungsdaten managen

Das Verbundprojekt „SAN-DMP“ untersucht, wie die Sichtbarkeit, Akzeptanz und Nutzung von Datenmanagementplänen für Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften erhöht werden können.

Fachhochschulen (FHs) beziehungsweise Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) haben in Deutschland eine starke Ausrichtung auf praxisnahe Problem- und Fragestellungen. Die Entwicklung von konkreten Lösungsszenarien, die Identifikation von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemstellungen sowie ein Fokus auf praxisnahe Anwendungen stehen im Mittelpunkt von Lehre, Forschung und Transfer. Die angewandte Forschung hat an FHs/HAWs gemeinsam mit Praxispartnern aus unterschiedlichen Branchen und gesellschaftlichen und kulturellen Themenfeldern eine lange Tradition. 

Welche Rolle der Umgang mit den in Forschungs- und Transferprojekten gewonnenen digitalen Daten spielt, ist allerdings selbst ein Forschungsdesiderat. Während bei Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen der strukturierte Umgang mit Forschungsdaten in den letzten Jahren verstärkt zum Alltagsgeschäft gehört, stehen die Entwicklungsgrade bei FHs/HAWs eher noch am Beginn.

Datenmanagementpläne (DMP) und Forschungsdatenmanagement (FDM) stellen insbesondere FHs und HAWs vor diverse Herausforderungen. Im Vergleich zu Universitäten sind an ­­FHs/HAWs in besonderer Weise Fachdisziplinen und Forschungsvorhaben vorzufinden, die einen stärkeren Praxisbezug und eine größere Anwendungsnähe aufweisen. Forschungsprojekte werden in der Regel in Kooperation mit Praxispartnern aus Kultur, Verwaltung oder Wirtschaft realisiert. Dabei erfordern die unterschiedlichen Bedarfe und Rahmenbedingungen der Praxispartner spezifische Anforderungen an das FDM und an DMPs, so beispielsweise hinsichtlich rechtlicher, ethischer oder wettbewerbsspezifischer Vorbehalte – um nur einige Rahmenparameter zu nennen. 

Systematischen Einblick liefern

Die Fördermaßnahme „Nachnutzung und Management von Forschungsdaten an Fachhochschulen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) setzt hier an und unterstützt FHs/HAWs, das Bewusstsein für adäquates leistungsfähiges FDM zu stärken und zielt auf dessen Auf- und Ausbau. Das Verbundprojekt „SAN-DMP“ (siehe Kasten unten) untersucht, wie die Sichtbarkeit, Akzeptanz und Nutzung von Datenmanagementplänen für FHs und HAWs erhöht werden kann. Um die Besonderheiten von Forschungsdatenmanagement und Datenmanagementplänen an FHs/HAWs adressieren zu können, analysiert das Vorhaben systematisch, welche spezifischen Bedarfe und Anforderungen an DMPs sowie welche Lücken identifiziert werden können. 

SAN-DMP verfolgt das Ziel, einen grundsätzlichen und systematischen Einblick in die Nutzungsrealität von DMPs an FHs/HAWs zu erhalten, um dadurch Hürden bei der Etablierung des FDM abzubauen, Orientierung zu bieten und zugleich auf diese Weise die beteiligten Stakeholder für dieses Thema zu sensibilisieren. Dadurch sollen auch etwaige Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die sich zum Beispiel im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI  e. V.) in groß dimensionierten Fachkonsortien engagieren, abgebaut werden.

Interviews liefern Aufschluss

Um ein genaues Bild zu erhalten, wie verschiedene Gruppen Hochschulangehöriger mit Forschungsdaten umgehen und auf welche Schwierigkeiten sie dabei stoßen, führt das Projekt leitfadengestützte qualitative Interviews mit Expertinnen und Experten aus insgesamt neun Stakeholdergruppen durch. Diese repräsentieren unterschiedliche FDM-relevante Themenfelder beziehungsweise Verantwortungsbereiche im Hochschulkontext: Drei Stakeholdergruppen ergeben sich aus der Zusammenarbeit mit Praxispartnern: Wirtschaft, Medien und Kultur/Verwaltung. Drei weitere Gruppen sind in Forschung und Lehre zu verorten. Hier werden die Perspektiven aus (inter-)disziplinären Forschungsprojekten, von (inter-)disziplinär Lehrenden sowie der Studierenden erfasst. Die letzen drei Gruppen sind im Bereich der Forschungsunterstützung angesiedelt und umfassen Bibliothek, Rechenzentrum/IT-Abteilung und Forschungsservice/-beratung. Pro Stakeholdergruppe diskutieren jeweils eine Vertreterin oder ein Vertreter der Fachhochschule Potsdam, der Hochschule Darmstadt und der Technischenhochschule Köln anhand eines Leitfragenkatalogs zu DMP-spezifischen Fragestellungen. Auf diese Weise kann eine große Bandbreite an Erfahrungskontexten und Praxisbezügen erfasst und anschließend mittels qualitativer Methoden analysiert werden.

Kodex zur wissenschaftlichen Praxis

Ein professionelles FDM, das unter anderem auf der Nutzung von DMPs fußt, ist als integraler Teil einer guten wissenschaftlichen Praxis wichtiger Bestandteil von Forschung und Transfer an FHs/HAWs geworden. Mittlerweile verpflichten sich mehr und mehr FHs/HAWs, den Kodex der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis via rechtsverbindlicher Satzung einzuhalten, DFG-Förderprogramme dezidiert für diesen Hochschultyp werden implementiert und auch andere Förderorganisationen wie das BMBF erwarten, dass der Umgang mit Forschungsdaten mittels eines DMP geregelt wird und FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable / Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Interoperabilität, Wiederverwendbarkeit) berücksichtigt werden. Im Rahmen von SAN-DMP werden genau diese Anforderungen und daraus resultierenden Bedarfe nun erstmals mittels eines validen Forschungsdesigns für die höchst divergenten Stakeholder-Gruppen von FHs/HAWs erhoben. 

Anforderungen ermitteln

Die Forschungsergebnisse werden dazu genutzt, um die Bedarfe und spezifischen Anforderungen von FHs/HAWs an FDM und DMP zu identifizieren. In einem weiteren Schritt werden evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für das FDM an FHs/HAWs bereitgestellt, die auf die substanziellen und spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Darunter zählt beispielsweise die Identifikation von Kernelementen eines DMPs, die als Minimalkonsens über Branchen- und Spartengrenzen hinweg definiert werden können. Andererseits werden konkrete Umsetzungsszenarien in Form von Templates, Leitfäden und Good-Practice-Beispielen zur Einführung von DMPs als zentrales FDM-Instrument zur Unterstützung der angewandten Forschung mit Praxispartnern erarbeitet und mittels verschiedener Open-Access-Publikationen veröffentlicht. //


Das Verbundprojekt SAN-DMP

  • Titel: Sichtbarkeit, Akzeptanz und Nutzung von Datenmanagementplänen an FHs und HAWs in Deutschland (SAN-DMP)
  • Partner: Technische Hochschule Köln, Fachhochschule Potsdam, Hochschule Darmstadt
  • Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 16FDFH203A-C)
  • Laufzeit: 01.04.2022 – 31.03.2023

Prof. Dr. Mirjam Blümm

ist Professorin für E-Science und Forschungsdatenmanagement an der Technischen Hochschule Köln (TH Köln). Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte liegen im Bereich Forschungsdatenmanagement, E-Science und digitale Forschungsinfrastrukturen.

Foto: privat

Katharina Fritsch

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Hochschule Köln (TH Köln) am Institut für Informationswissenschaft.

Foto: privat

Prof. Dr. Heike Neuroth

ist Forschungsprofessorin am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam. Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte liegen im Bereich (Forschungs-)Datenmanagement, Forschungsdateninfrastrukturen sowie Data Literacy.

Foto: privat

Prof. Dr. Stefan Schmunk

ist Professor für Informationswissenschaft / Digital Libraries an der Hochschule Darmstadt (h_da). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Feldern geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsdaten, Forschungsdateninfrastrukturen und Digital Humanities.

Foto: privat

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