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// Editorial: weitermachen //

Die EU solle ihren Fokus von der Finanzierung der Nothilfe für ukrainische Forschende auf...

...einen langfristigen Plan für den Wiederaufbau und die Modernisierung des Forschungs- und Innovationssystems verlagern, sagte EU-Forschungskommissarin Mariya Gabriel Ende September auf einer forschungspolitischen Fachtagung.

Dass es nach wie vor Hilfsangebote für geflüchtete Forschende und Studierende geben muss, ist unumstritten. Doch auf politischer Ebene richtet sich das Augenmerk zunehmend auf die Zeit nach dem Krieg. Wie soll der Wiederaufbau stattfinden? Welche Prioritäten werden gesetzt? Wer sind die Akteure? Dass die Hochschulen beim Wiederaufbau eine wichtige Rolle spielen werden, ist sehr wahrscheinlich. Doch wie soll das aussehen? Wenn man von Wiederaufbau spricht, denkt man an Gebäude, an Infrastruktur. Aber was muss man dafür tun, dass eine Forschungs- und Hochschullandschaft, die eh noch in den Kinderschuhen steckte, den Krieg überhaupt übersteht? Was muss man tun, um sie wieder aufzubauen? Und wie lehrt, forscht und studiert man im Krieg?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, bin ich Ende September in die Ukraine gereist, zu einer Zeit, in der es in der Zentral-Ukraine keine Angriffe gab. Ich habe Menschen in den Hochschulen und in der Politik getroffen. Am meisten hat mich überrascht, dass meine Gesprächspartner gar nicht so viel über den Krieg reden wollten – obwohl er auch im Hochschulalltag omnipräsent ist. Zum Beispiel, weil ständige Alarme den Arbeitstag unterbrechen. Weil man sich mit Fragen beschäftigen muss, wie: Woher kriegen wir mehr Bunkerplätze? Oder: Wie führt man Aufnahmeprüfungen durch, wenn man die Studienbewerber aus Sicherheitsgründen besser nicht vor Ort haben will? Präsent ist der Krieg auch, weil jede Hochschule Studierende und Lehrende in ihm verloren hat. Ihre Bilder, die in den Eingangshallen hängen, erinnern daran, dass in diesem Krieg jeden Tag Menschen sterben.

Die Menschen, die ich getroffen habe, wollten aber lieber über die Zukunft sprechen. Mit dem ehemaligen Forschungsminster Serhiy Kvit habe ich über Hochschulautonomie diskutiert. Mit der Rektorin Tetyana Nagornyak habe ich darüber gesprochen, was Online-Lehre leisten muss. Die Parlamentarierin Inna Sovsun hat mir erklärt, wie schwierig es ist, Hochschulgesetze zu formulieren, die dem Ministerium nicht zu viel Macht einräumen, aber trotzdem Wildwuchs in der Hochschullandschaft unterbinden. Alle meine Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner haben Visionen für ein gutes ukrainisches Forschungs- und Hochschulsystem. Diese Visionen lassen sie sich vom russischen Angriffskrieg nicht nehmen. Sie wollen weitermachen und die Reformen, die sie vor dem Krieg angestoßen haben, voranbringen. Ihnen sollte man Gehör schenken, wenn man über die Zukunft der Ukraine spricht.

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