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„Hebel zur Hochschulentwicklung“

Open Educational Resources (OER) bieten unendlich viel Potenzial. Aber es bedarf es eines klugen Managements, um die vielfältigen Möglichkeiten von frei verfügbaren Lehr- und Lernmaterialien auszuschöpfen, meint DUZ-Kolumnist Frank Ziegele

Als ich vor gut zwei Jahren die Chance erhielt, bei einem Projekt zu „Open Educational Resources“ (OER) mitzumachen, war die Freude groß. Endlich eine Möglichkeit, in einer Osnabrück-Oldenburg-Kooperation einen Bestand an frei verfügbaren Lernmaterialen zum Themenfeld Hochschul- und Wissenschaftsmanagement aufzubauen. Seitdem bin ich jedoch auf zahlreiche Hürden gestoßen: Manche Kollegen waren nicht bereit, OER zu produzieren, weil es hohen Aufwand verursacht, der nicht belohnt wird. Auch ich habe keine einzige „Semesterwochenstunde“ meiner Lehrverpflichtung dafür einsetzen können. Andere befürchteten den Verlust eines Wettbewerbsvorteils, wenn wir unsere Lehr-Lern-Methoden den Konkurrenzstudiengängen preisgeben. Ich selbst frage mich eher, wie viele Nutzerinnen und Nutzer gute Materialien am Ende wirklich finden und einsetzen – zumal etwa das niedersächsische Portal keine Bewertung der Materialien durch die Nutzenden zulässt.

Es gibt also offenbar eine Lücke zwischen der allgemeinen Befürwortung von „open access“ und „open source“ als wünschenswertem Ansatz und den Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Umsetzung. Zum Schließen dieser Lücke kann – neben geeigneten Portalstrukturen - das Hochschulmanagement in verschiedener Hinsicht beitragen. Zunächst durch Strategie: Um Skeptiker zu überzeugen, muss die „openness“ expliziter Teil der strategischen Ziele einer Hochschule sein. Daraus kann dann ein Narrativ entstehen, das die Bereitstellung von OER nicht als eine Preisgabe von Wettbewerbsvorteilen, sondern vielmehr als eine Demonstration von Stärke durch Impact erscheinen lässt. In der Umsetzung dieser Strategie sollten die Hochschulen OER in ihre Erfolgsmessung einbeziehen. Neben die Zahl der Studierenden an der Hochschule treten dann beispielsweise die Download-Zahlen oder Ratings der OER als Erfolgsgrößen im Controlling. Genauso wichtig sind die Anreize: In den Bundesländern, in denen Spielräume bei den Lehrverpflichtungs-Regeln für das Hochschulpersonal entstehen, muss die Erstellung von OER auf das Lehrdeputat nach hochschuleigenen Verfahren anrechenbar werden. Zudem müssen sowohl Fortbildungsangebote für Lehrende zu OER als auch Support-Stellen, die Lehrende bei den technischen und rechtlichen Fragen der Produktion und Nutzung von OER unterstützen, geschaffen werden – und zwar mit dauerhafter Finanzausstattung.

Soweit die unmittelbaren Maßnahmen, aber man könnte auch noch weiterdenken: Die Erstellung von OER könnte mit hochschulübergreifender Kooperation verknüpft werden. Lehrinnovation durch einen OER-Ansatz kommt dann zustande, wenn die offenen Ressourcen sich kollaborativ weiterentwickeln. OER könnten eng mit Hochschulallianzen verbunden werden, z.B. international in einer der EU-geförderten European University Alliances. Und OER dienen auch als Anlass, über neue Geschäftsmodelle von Hochschulen nachzudenken. Beispielsweise kann sich eine Hochschule positionieren, indem sie für Studierende ein individuelles Bündel aus über OER und anderswo erworbenen Kompetenzen zertifiziert. OER werden dann zum Hebel für Hochschulentwicklung. 

OER bieten also unendlich viel Potenzial, das durch kluges Management gehoben werden kann. Und wer erst einmal klein anfangen will, sollte die in dem eingangs erwähnten Projekt zusammengetragenen Materialien für das Hochschul- und Wissenschaftsmanagement nutzen, sei es für Lehre oder für eigene Fortbildung – zu finden auf dem niedersächsischen OER-Portal www.twillo.de, unter dem Stichwort „Wissenschaftsmanagement“.//

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