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„Nur im Zusammenspiel“

Schon vor der Pandemie fand vielerorts eine Mischung von Präsenz- und Online-Lehre statt. Das hat sich noch verstärkt – der Trend geht hin zur „Blended University“. Doch es braucht ein Gesamtpaket von Lehre, Verwaltung und Service

In 45 Prozent der deutschen Hochschulen wurde schon vor der Pandemie teils in Präsenz, teils online gelehrt. Weitere 45 Prozent kamen in der Pandemie hinzu. Dies zeigt eine gerade veröffentlichte Befragung des Hochschulforums Digitalisierung. Veränderung liegt in der Luft – hin zum ambitionierten Konzept der „Blended University“.

Der Grundgedanke ist absolut richtig – genau jetzt besteht die Chance, mit den guten und schlechten Erfahrungen aus der Pandemie nach systematischen Lösungen für den Mix aus Campusleben und virtueller Lehre zu suchen, also – online und on-site – synchrones und asynchrones Lernen zu verbinden. Aber ich sehe ein Problem: Verschiedene Managementbereiche denken hier zu isoliert in ihrer jeweiligen Schublade und Logik, müssten aber zur Gestaltung des Studiums eigentlich kooperieren.

Denn es geht nicht nur um das Lernen und Lehren. Genauer gesagt: Die Verantwortlichen für die Studienprogramme entwickeln einen Studienverlauf mit abwechselnd Online- und Präsenzphasen aus didaktischen Erwägungen. Gleichzeitig denkt die Hochschulverwaltung aus der Logik des Personalmanagements und vereinbart mobiles Arbeiten mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Studierendenverwaltung. Die Studierendenwerke wiederum gestalten Wohnraum und Mensabetrieb unter sozialen wie auch betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Aber wer sorgt dafür, dass die Mensa geöffnet hat und die Studierendenverwaltung vor Ort ansprechbar ist, wenn die Studierenden auf dem Campus sind? Oder dass für rein virtuelle Studiengänge auch alle anderen Services online zur Verfügung stehen?

Diese Fragen verdeutlichen: Studieren ist ein Lernprozess, aber genauso ein Servicepaket und ein soziales Erlebnis. Studium wird geprägt von den Lehrangeboten und didaktischen Methoden, von der Verfügbarkeit von Wohnraum und Mensa, aber auch von der Servicequalität der Studierenden- und Prüfungsverwaltung. Ein gutes Studium ist die Gesamtheit, die Teile gehören für die Qualität untrennbar zusammen.

Das gesamthafte Denken bietet enorme Chancen. Die Hochschulen suchen zurzeit verzweifelt Lernräume für mehr Interaktion, dabei steht die Mensa den größten Teil des Tages leer. Planungsfehler im hochschulinternen Zusammenspiel wären vermeidbar, wie ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung zeigt: Seit 20 Jahren lehre ich in der akademischen Weiterbildung auch am Samstag und bis heute ist es nicht gelungen, auf dem Campus am Wochenende ein Essensangebot bereitzustellen.

Durch die neuen Anforderungen werden die Abstimmungsprobleme aber noch akuter, weil man nicht mehr in der traditionellen Vorstellung von Studium denken kann. Es bedarf dringend einer strategischen Gesamtverantwortung für das Studium und eines Abgleichs der Services mit der sich verändernden Lehrstrategie. Die Verantwortlichen aus Lehre, Verwaltung und Studierendenwerken müssen unter Führung der Hochschulleitung an einen Tisch kommen und ihre Angebote gemeinsam und aufeinander abgestimmt im Sinne der Hochschulziele entwickeln. Sie müssen die Wechselwirkungen durchdenken, statt in ihrer Schublade zu bleiben, damit es am Ende viele gute Blend-Beispiele und weniger Planungsfehler gibt. //

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