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// Editorial //

Berlins Hochschulen befinden sich (mal wieder) in Aufruhr. Sabine Kunst, just wiedergewählte Präsidentin der Humboldt-Universität, hat ihren Rücktritt eingereicht. ...

... Die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten warnt vor einer „zementierten Personalstruktur“ und prophezeit, dass nachfolgende Generationen „auf Jahre und Jahrzehnte“ keine Karriereperspektiven an der Universität hätten. Anlass der Aufregung: das neue, im September verabschiedete Berliner Hochschulgesetz (BerlHG), das aufgreift, was Initiativen wie #IchbinHanna vehement fordern – nämlich das Ende prekärer Beschäftigungsverhältnisse, die den wissenschaftlichen Nachwuchs seit Jahren in einer Schieflage halten.

Konkret geht es um die Entfristung von Qualifikationsstellen, auf denen Postdocs sitzen. In § 110, Absatz 6 des BerlHG heißt es: „Sofern der wissenschaftliche Mitarbeiter oder die wissenschaftliche Mitarbeiterin bereits promoviert ist und es sich bei dem im Arbeitsvertrag genannten Qualifikationsziel um eine Habilitation, ein Habilitationsäquivalent, den Erwerb von Lehrerfahrung und Lehrbefähigung oder um sonstige Leistungen zum Erwerb der Berufungsfähigkeit (…) handelt, ist eine Anschlusszusage zu vereinbaren.“

Mein erster Reflex, als ich das las, war: Endlich mal ein konsequenter Schlag gegen das immer mehr um sich greifende Unwesen prekärer Arbeitsverhältnisse, die den Nachwuchs zu Scharen aus dem Wissenschaftssystem vertreiben. Doch bei genauerem Hinsehen muss man diese Maßnahme unter dem Label „gut gedacht, schlecht gemacht“ verbuchen. Die Politik kann nicht Vorgaben machen und die damit einhergehenden Konsequenzen einfach nach „unten“ delegieren. Sprich: Will man ehrlich Schluss mit der Ausbeutung an Hochschulen machen, muss man auch dafür sorgen, dass die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereitstehen.

Zudem gibt es in diesem Kontext keine Schwarz-Weiß-Lösung – oder anders formuliert: Man sollte Äpfel nicht mit Birnen verwechseln. Befristete Stellen als solche sind nicht verdammenswert, sie können sogar (respektvoll und verantwortlich gehandhabt) ein gutes Instrument sein, um (Wissenschafts-)Institutionen innovativ und zukunftsbezogen zu gestalten und zu steuern. Frank Ziegele, Chef vom CHE Centrum für Hochschulentwicklung, bringt es in seiner Kolumne (Seite 9) wie folgt auf den Punkt: „Es kann nicht angehen, dass Postdocs dauerhaft prekär mit Kettenverträgen beschäftigt werden. Es kann aber genauso wenig sein, dass Befristung pauschal verteufelt und eine Dauerbeschäftigung für alle zu einem politischen Ziel wird, das gar nicht mehr auf seine Rationalität hin überprüft wird und auch nicht finanzierbar ist.“ Er fordert stattdessen ein professionelles Personalmanagement der Universitäten für ihre Postdocs.

Ein weiteres Handlungsfeld, für das die Politik endlich die richtigen Weichen stellen muss, greift Peter Ritzenhoff in seinem Gastkommentar auf (ab Seite 28): Der Vorsitzende der Hochschulallianz für den Mittelstand fordert einen „großen Wurf für Transferförderung durch eine Innovationsagentur“. Soweit erkennbar, könnte es mit der wahrscheinlich neuen Bundesregierung (zumindest seitens FDP und Bündnis 90/Die Grünen) eine Kehrtwende geben.

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