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Der Titel als Treibstoff

Ob Erfolg in der Forschung, Karriere in der Wirtschaft oder Mittelverteilungssysteme: Viele profitieren vom Promovieren.

  • Keine akademische Karriere ohne Doktorhut: Wer als Nachwuchswissenschaftler eine akademische Karriere anstrebt, muss dafür seinen Doktor machen. Erst nach der Promotion steht der Weg zur Habilitation oder Junior-Professur offen. Ein steiniger Weg: Nach Angaben des Wissenschaftsrats beenden nur sieben Prozent der Promovierten eine Habilitation. Und nur 40 Prozent der Habilitierten werden am Ende tatsächlich Professor.
  • Keine Forschung am Lehrstuhl ohne Doktoranden: Einen Doktoranden zu betreuen macht Arbeit, aber die Professoren profitieren auch davon. Die meisten Forschungsprojekte wären ohne Doktoranden gar nicht machbar. Forschungserfolge sind für die Karriere der Professoren ausschlaggebend.
  • Wer viele Doktoranden betreut, wird belohnt: Auch universitätsintern gibt es einen Wettbewerb um die jungen Nachwuchsforscher. Viele Unis erwarten von ihren Professoren in persönlichen Zielvereinbarungen eine bestimmte Zahl erfolgreicher Promotionen. Wer solchen Vereinbarungen nicht nachkommt, muss sich rechtfertigen. Fachbereiche mit hohen Promotionszahlen werden in Hochschulen durch leistungsbezogene Mittelverteilungssysteme mit zusätzlichen Mitteln belohnt. Denn auch für die Universitäten selbst gilt die Zahl erfolgreicher Promotionen inzwischen als Erfolgsindikator, der wiederum in der Finanzierung durch die Länder eine Rolle spielt.
  • Außerhalb der Hochschulen gilt der Doktortitel als Karrierehelfer:  Eine Promotion zahlt sich auf dem Arbeitsmarkt in barer Münze aus. Promovierte Berufseinsteiger verdienen Unternehmensberatungen wie Kienbaum zufolge im Schnitt 500 Euro mehr als Anfänger ohne Titel. Insgesamt werden die Gehaltsvorteile von Doktoren gegenüber ihren titellosen Kollegen auf zehn bis 20 Prozent beziffert. Generell gilt: Der Doktortitel ist umso weniger wichtig, je praxis-, produkt- oder kundennäher der Beruf ist. Umgekehrt: Ohne Promotion schafft man es nicht so leicht in Führungspositionen, schon gar nicht in forschungsintensiven Branchen wie etwa der Pharmaindustrie. Aber auch die Bosse in Banken, Anwaltskanzleien oder Verlagen sind in der Regel promoviert.
  • Jede Disziplin hat ihre eigene Promotionskultur: Die Unterschiede zwischen den Fächern sind groß. In der Chemie beispielsweise oder in der Medizin gilt die Promotion als akademischer Abschluss fast als Regel, in den Ingenieurwissenschaften mit gerade gut zwei Prozent der Abschlüsse ist sie die Ausnahme. Bei den Juristen liegt die Quote mit zehn Prozent etwas über dem Durchschnitt. In den Sprach- und Kulturwissenschaften machen Promotionen 4,4 Prozent der Abschlüsse aus.
  • Forscherdrang als Treibstoff: Aber natürlich ist die berühmte intrinsische Motivation auch noch ausschlaggebend. Folgt man Absolventenbefragungen, motiviert die Doktoranden häufig der Forscherdrang zur Promotion und die Möglichkeit, an einem wissenschaftlich spannenden Thema zu arbeiten.
  • Trotz vieler Promotionen bleibt der Doktor ein exklusiver Titel: Das macht ihn auch weiterhin so attraktiv. Im Jahr 2009 wurden laut Statistischem Bundesamt 338 656 Hochschulabschlüsse erworben. Aber es waren nur 25 084 Doktortitel darunter, also nur 7,4 Prozent. Obwohl sich die Zahl aller Hochschulabschlüsse seit Mitte der 90er Jahre mehr als verdreifacht hat, blieb die Zahl der Promotionen konstant zwischen 23000 und 26 000. Damit liegt Deutschland zwar weltweit an der Spitze, vergibt die Titel aber noch nicht inflationär.
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