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// Editorial //

Mehr Glück als Verstand gehabt, noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen: Die Bundestagswahlen 2021 sind glimpflich ausgegangen. ...

... Glimpflich, weil diejenigen, die massiv versucht haben, die Corona-Krise auszunutzen, um unsere Gesellschaft zu destabilisieren und zu spalten, gescheitert sind. Viele Wählerinnen und Wähler haben, allen Unkenrufen zum Trotz, einen kühlen Kopf bewahrt und sich mit ihrem Votum eindeutig gegen Propaganda, Wissenschaftsfeindlichkeit, Verschwörungstheorien und Hassbotschaften entschieden. Für mich ein ermutigendes Zeichen, dass gute Bildung gepaart mit soliden Informationen, Transparenz und einem Dialog auf Augenhöhe mit den Menschen dieses Landes Wirkung zeigt.

So weit, so gut. Dennoch kein Grund zum Jubeln. Noch ist nicht ausgemacht, wer die „Zukunftskoalition“ anführen wird und welche faulen Kompromisse herhalten müssen, damit die Zweckgemeinschaft der drei ungleichen Partner überhaupt zustande kommt. Eines jedoch ist klar: Wie bisher kann es nicht weitergehen. Die „Zukunft“ des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Deutschland steht auf dem Spiel. Viel zu viel ist bei uns in den vergangenen 16 Jahren liegengeblieben. Unser Selbstbild (innovativ, technologiestark, weltoffen, leistungsstark) stimmt leider nicht überein mit der Realität und dem, wie andere uns sehen: So bescheinigt der britische „Economist“ (Ausgabe vom 25. September) Deutschland „Chaos“ und „Reformstau“ – und das nicht nur in der Wirtschaftspolitik. Wir hinken in vielen Bereichen hinterher, darunter besonders bedrohlich: Digitalisierung, Infrastruktur und Klimaschutz (weitere wichtige Themenblöcke, wie Demokratie- und Diskursfähigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gründergeist, Experimentierfreudigkeit und Risikobereitschaft blende ich hier mal ganz bewusst aus).

Diese grobe Bestandsaufnahme gilt übrigens genauso für unsere Wissenschaft. Nehmen wir nur die Dauerbrennerthemen „Interdisziplinarität“ und „Transdisziplinarität“ (THEMA ab Seite 20). Die Forderung, dass Forschung interdisziplinär ausgerichtet sein müsse, wird seit Jahrzehnten gebetsmühlenartig gestellt, jedoch sind „interdisziplinäre und transdisziplinäre Forschungsansätze als gleichwertige Forschungsprinzipien bisher nicht etabliert“, wie eine Analyse des Stifterverbandes zeigt (ab Seite 26). Ein Beispiel, das die Autoren nennen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft richtet ihre Förderpolitik immer noch an den disziplinären Strukturen aus und bietet so gut wie keine Möglichkeiten, „Ergebnisse transdisziplinärer Forschungsprojekte in entsprechenden hoch angesehenen Fachjournalen zu publizieren“. Ein Dilemma für die Forschenden, auf das auch Georg Schütte, Generalsektär der VolkswagenStiftung, hinweist (ab Seite 33): „Oftmals nur unter der Hand, aber noch immer gilt Interdisziplinarität als Karrierekiller für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“

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