Her mit der gut aussehenden Hochschulleitung!
Ein Plädoyer für das Coaching für Leitungsduos, für Präsidiumsklausuren und ja, auch für Konfliktbehandlungen auf Leitungsebene. Hochschulen brauchen Leitungsorgane, die harmonisch arbeiten – und in diesem Sinne einfach gut aussehen
Dieser Artikel ist in DUZ Wissenschaft und Management in der Rubrik "Reflexionszeit" erschienen und Teil der Online-Reihe "Weiterdenken & Diskutieren" auf DUZ Wissenschaftskarriere.
Über die wichtige Arbeitsbeziehung von Präsidentin/Rektor und Kanzlerin/Kanzler habe ich hier bereits geschrieben („Wie vertrauensvoll und offen arbeiten wir eigentlich zusammen?“ Reflexionszeit, 10.2018). Seinerzeit habe ich dafür geworben, sich als Leitungsduo genau diese Frage ernsthaft zu stellen. Tatsächlich beobachte ich in den letzten zwei bis drei Jahren eine positive Entwicklung: Hochschulleitungen widmen sich vermehrt der Frage, wie es um die Qualität ihrer Arbeitsbeziehungen bestellt ist. Die Anzahl der Beratungsprozesse, in denen ich mit Präsidentinnen respektive Rektoren und Kanzlerinnen zur Stärkung einer vertrauensvollen und belastbaren Arbeitsbeziehung arbeite, nehmen kontinuierlich zu. Interessant: Es sind nicht immer die Rektorinnen, Präsidenten und Kanzlerinnen selbst, die den Auftrag für diese Beratungsprozesse geben. Immer öfter werde ich auch von Hochschulratsvorsitzenden angefragt, die sich eine noch bessere Zusammenarbeit in „ihrer“ Hochschulleitung wünschen.
Was mich ebenfalls sehr freut: Ich meine, dass die Präsidiums- respektive Rektoratsklausur häufiger wird. Und zwar die Variante, in der es um internes Teambuilding geht. War eine solche Klausurtagung früher vor allem ein Anlass, ausgiebig über die sogenannten Sachthemen zu sprechen, wird sie mehr und mehr zum Raum erklärt, in dem es um die Gestaltung der Kooperationsbeziehungen innerhalb dieses so zentralen Kollegialorgans geht. Was bedeutet für mich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit innerhalb des Präsidiums? Wie gut gelingt es uns im Rektorat, mit internen Spannungen umzugehen? Wie gut sind wir darin, unvermeidliche Missverständnisse auszuräumen? Und wie gut abgestimmt wirken wir nach außen, in die Hochschule hinein? Sich gemeinsam diesen Fragen zu stellen, ist nach wie vor für viele Führungskräfte in Wissenschaft und Verwaltung ungewohnt. Auch für Hochschulleitungen! Der hierarchische Aufbau der Hochschulorganisation legt das auch nahe: Personalentwicklung – und die umfasst auch Themen wie Teambuilding, Konfliktbehandlung und Kooperationskompetenz – ist auf der mittleren Hierarchieebene angesiedelt. Es passt nicht so gut zu den Spielregeln, dass Themen und Zuständigkeiten des unterstellten Personals (Personal- und Organisationsentwicklung) für den eigenen Bereich nützlich sind.
Dabei sind die Fragen nach Vertrauen, nach eigenen Bedarfen und Wünschen an die Zusammenarbeit immer relevant, wenn Menschen in einem Team oder Gremium zusammenarbeiten. Noch ist es so, dass diese Fragen als „nicht so wichtig“ übergangen werden, je höher das Gremium in der organisationalen Hierarchieebene steht. Interessant ist, dass dort, wo diese Haltung stark verbreitet ist, häufiger Spannungen oder gar Konflikte auftreten. Dort hingegen, wo es eine grundsätzliche Offenheit gibt, die Fragen nach der Kooperations- und Kommunikationskultur zu stellen, wo auch der Pflege der Arbeitsbeziehungen Raum gegeben wird, treten Konflikte viel seltener auf. Auch für Hochschulleitungen gilt der Merksatz: Eine gute Arbeitsbeziehung kann jedes Sachproblem lösen – und eine schlechte Arbeitsbeziehung macht jedes Sachproblem zu einem Konflikt.
DR. UTE SYMANSKI gründete 2009 Hochschulcoaching, ist Hochschulberaterin und Coach mit 20 Jahren Erfahrung im Wissenschaftsmanagement und arbeitet mit Führungspersönlichkeiten im Wissenschaftssystem.
DUZ Wissenschaft & Management 05/2021 vom 11.06.2021