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// Editorial //

Deutschland ist mitten im Wahlkampfmodus, was sich schon allein darin zeigt, dass die politischen Debatten immer unsachlicher werden ...

... und man auch vor persönlichen Verunglimpfungen keinen Halt macht. Dazu gehört unter anderem, dem politischen Gegner jedwede Kompetenz abzusprechen. Nehmen wir nur mal als Beispiel, was Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder über die Kanzlerkandidatin der Grünen, Anna­lena Baerbock, zum Besten gab: „Sie hat keine Regierungserfahrungen, weiß nicht, wie man mit Großorganisationen umgehen muss, hat keine internationale Erfahrung, wenn ich mal davon absehe, dass sie das Büro einer Grünen-Europaabgeordneten geleitet hat – was auch immer da zu leiten ist“ – so die schon an Diffamierung grenzenden Worte des einstigen SPD-Chefs auf dem Internetportal t-online (vom 27.04.2021). Schaut man sich hingegen den Lebenslauf der Grünen-Politikerin an, kann man unschwer erkennen, dass sie sich systematisch (während Studium und Berufstätigkeit) auf die Arbeit in der Politik vorbereitet und dafür qualifiziert hat. Zudem verfügt sie über einschlägiges Fachwissen und erscheint bei Interviewterminen inhaltlich stets gut vorbereitet, weswegen Journalisten, die auf Klatschpresseniveau mit ihr verkehren wollen, keine rechte Freude an ihr haben. Und obendrein hat die Anwärterin auf das Kanzleramt offensichtlich das Zeug dazu, ihre Partei geschlossen hinter sich zu versammeln und sich den Rückhalt von – durchaus mit ihr in Konkurrenz stehenden – politischen Weggefährten zu sichern.

An all das musste ich denken, als ich das Interview mit Holger Hanselka, dem Präsidenten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), las (ab Seite 10). Im Gespräch mit DUZ-Autorin Veronika Renkes spricht er davon, wie er immer wieder von Lehrern und Vorgesetzten „ins kalte Wasser geworfen wurde“ und so an den neuen Aufgaben und Verantwortlichkeiten gewachsen ist. „Dadurch gewann ich zunehmend an Selbstbewusstsein und Zuversicht“, sagt der seit 2013 amtierende KIT-Chef. Für den früheren Maschinenbauingenieur und Universitätsprofessor steht dabei außer Frage, dass die stetige Erweiterung des eigenen Wissens und der Blick über den Tellerrand zentral dafür sind, Führungspositionen mit Erfolg auszuüben: „Aus einem breiten Wissen heraus kann man dann Managementverantwortung übernehmen. Denn als Manager muss man nicht alles im Detail verstehen, sondern die Grundlogik bewerten und entscheiden können, ob man dem, was einem vorgelegt wird, trauen kann oder nicht.“

Alles Aussagen, die übrigens auch für den Politikbetrieb gelten, in dem heute ständig Prozesse gema­nagt und Entscheidungen auf der Grundlage von harten Fakten und mithilfe zusätzlicher Fachexpertise getroffen werden müssen. Der Typ des allein aus dem Bauch heraus agierenden Politiker-Alpha-Tierchens gehört der Vergangenheit an. Damit können wir eine moderne Wissensgesellschaft und einen dringend zu reformierenden Wirtschafts- und Technologiestandort nicht in die Zukunft führen. Lesen Sie in diesem Kontext auch, was Forscherinnen und Forscher können müssen, um gut gerüstet zu sein für das Forschen im digitalen Zeitalter (ab Seite 16).

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