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Digitaler Wissenstransfer

Neue Technologien, digitale Kompetenzen und Bereitschaft zur Veränderung: An der Leuphana Universität Lüneburg untersuchte das Projekt „Digital Knowledge Transfer Model“ in den vergangenen Jahren die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für den Wissenstransfer an Hochschulen. Zentrale Erkenntnisse und Ergebnisse

Die gesellschaftlichen Erwartungen an Hochschulen, durch forschungsbasierten Wissens- und Technologietransfer zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen beizutragen, haben in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Der Wissens- und Technologietransfer ist als Aufgabe neben Forschung und Lehre fest in den Landeshochschulgesetzen verankert. Über das Anstoßen von und Mitwirken an gesellschaftlichen Debatten hinaus sind Hochschulen angehalten, gemeinsam mit der Praxis gestalterisch aktiv zu sein und damit als Motor für Innovation und Transformation zu fungieren (1). Es besteht zunehmend die Notwendigkeit von neuen, kreativen Wegen der Zusammenarbeit in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft (2) und somit von transdisziplinären Kooperationsansätzen (3). Hochschulen obliegt damit die Aufgabe, gesellschaftliche Phänomene nicht nur nachzuvollziehen, sondern als Motoren für Innovationen und Transformationen zur wirtschaftlichen Wertschöpfung sowie zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung aktiv beizutragen. Diese Aufgabe wird von Hochschulen unterschiedlich wahrgenommen und gestaltet.

Wissenstransfer an der Leuphana

An der Leuphana Universität Lüneburg wird der Wissens- und Technologietransfer als integraler Bestandteil von Forschung und Lehre auch im Sinne der niedersächsischen Transferstrategie umgesetzt. Diesem Verständnis liegt ein erweiterter Transferbegriff im Sinne wissenschaftsbasierter Beziehungen im steten Dialog mit allen gesellschaftlichen Kräften (4) zugrunde. Das heißt, der Wissenstransfer ist bidirektional angelegt und umfasst Kooperationen mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft (5). So steht nach diesem Verständnis nicht nur die Verwertung am Ende eines Forschungs- und Innovationsprozesses im Fokus, vielmehr wird der gesamte Forschungs- und Innovationsprozess von Anfang bis Ende betrachtet, um die passenden Kooperationen dazu anzubahnen und zu unterstützen.

Ziel der Leuphana ist es, mit Wissenschaft-Praxis-Kooperationen die notwendigen Handlungsräume zu eröffnen, in denen Wissenschaft und Gesellschaft zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zusammenkommen und während des jeweiligen Forschungs- und Entwicklungsprozesses gleichberechtigt kooperieren. Diese Art von Wissenstransfer kann maßgeblich zur Übernahme von Verantwortung der Wissenschaft für ihre Rolle im gesellschaftlichen Transformationsprozess sowie zur Steigerung ihrer gesellschaftlichen Legitimität und Sichtbarkeit beitragen.

Abbildung 1

Um die Aktivitäten der Leuphana im Bereich Wissens- und Technologietransfer sowie Kooperationen strukturell zu stärken, wurde 2016 der Leuphana Kooperationsservice eingerichtet. Er verfolgt die Vision, wissensbasierte Transformationen und Innovationen durch Kooperationen zwischen Universität und Praxis in allen Phasen professionell und nachhaltig auszubauen und zu fördern. Dazu arbeitet das Team strategisch am Ausbau und Umfang von Kooperationsaktivitäten und -partnerschaften sowie an der Festigung der (über)regionalen und internationalen Vernetzung. Genutzt werden dafür alle Instrumente, die der Realisierung von Kooperationen dienen – von der Kooperationskommunikation über das Innovationsscouting und die Vernetzung bis hin zum Kooperations- und Wissensmanagement.

Als Innovationen werden dabei nicht nur Produktinnovationen, sondern auch Prozess- und soziale Innovationen verstanden. Insbesondere Open Innovation (6) und Co-Creation-Ansätze werden unterstützt, welche die Öffnung des Innovations- und Transformationsprozesses von Organisationen und damit die aktive strategische Einbindung der Außenwelt zur Vergrößerung des Innovations- und Transformationspotenzials umfassen und einen Perspektivwechsel ermöglichen, hin zur Berücksichtigung der Eigenlogiken der verschiedenen gesellschaftlichen Systeme und ihrer Denkweisen. 

Die Leuphana versteht sich damit als zentraler Teil eines kollaborativen Ökosystems und regionalen Verantwortungsraums, der positive Veränderungen durch Wissenscommunitys vorantreibt, zu denen nicht nur Universitäten, Wirtschaft und Regierungen gehören, sondern auch soziale Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Kultureinrichtungen, Schulen sowie die Gesellschaft als Ganzes.

Nach den Empfehlungen des Wissenschaftsrats (7) lässt sich der Wissens- und Technologietransfer an Hochschulen mit seinen unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten in die drei Handlungsfelder Kommunikation, Beratung und Anwendung gliedern (vgl. Abbildung 1). Überträgt man die Tätigkeiten und Angebote für Kooperationen, Wissenstransfer und Gründungsunterstützung an der Leuphana auf diese drei Handlungsfelder, so lassen sie sich wie folgt einbetten (vgl. Abbildung 2):

  • Im Handlungsfeld Kommunikation wird der multidirektionale Austausch von Daten, Informationen und Wissen zwischen Hochschule und Praxis integriert. Dazu gehören die Kommunikation innerhalb der Hochschule mit Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und zentralen Einrichtungen, die Kommunikation außerhalb der Hochschule mit Praxis und Partnern sowie die Durchführung von Veranstaltungen und das Wissensmanagement (Austausch von Erfahrungswissen).
  • Dem Handlungsfeld Beratung werden die gezielte Vermittlung und der Einsatz von Expertenwissen an die Praxisakteurinnen und -akteure zugerechnet. Dazu zählen verschiedene Formen der Beratung, zum Beispiel Gründungs-, Projekt- und Verwertungsberatung, sowie wissenschaftliche Dienstleistungen.
  • Im Handlungsfeld Anwendung liegt der Schwerpunkt bei den kooperativen Projekten und Formaten, zum Beispiel Personalaustausch, Initiierung, Aufbau und Unterhaltung von Innovations- und Gründungsräumen, Durchführung gemeinsamer anwendungsorientierter Projekte sowie Aufbau und Umsetzung von Netzwerken und/oder Plattformen. Dieses Feld umfasst auch den gesamten Kooperationsmanagementprozess von der Anbahnung bis zur Umsetzung von Kooperationen.

Abbildung 2

Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf Hochschulen

Wie in vielen anderen Bereichen verändert die Digitalisierung auch den Bereich Wissenstransfer an Hochschulen zunehmend. Unter Digitalisierung wird in diesem Kontext die Nutzung von Digitaltechnologien verstanden (8). Kennzeichnend dabei ist der technologische Fortschritt im Sinne von erweiterten Rechenkapazitäten, schnellerer Rechenleistung und daraus neu entstehenden und immer erschwinglicheren digitalen Technologien, Produkten und Dienstleistungen. Wesentliche Eigenschaften dieser Technologien sind, dass sie oftmals keiner physischen Ressourcen für die Herstellung bedürfen, also immateriell sind, dafür aber leicht veränderbar, schnell zu vervielfältigen und zu skalieren. Diese Technologien generieren immer mehr Daten, die wiederum für weitere Entwicklungen genutzt werden können. Als digitale Transformation bezeichnet man damit einhergehend die erheblichen Veränderungen des Alltagslebens, der Wirtschaft und der Gesellschaft durch die Verwendung digitaler Technologien und Techniken und deren Auswirkungen (9).

Diese sich immer weiter beschleunigenden Entwicklungen machen vor Universitäten nicht halt. Zum einen werden in der Wissenschaft Digitalisierung und digitale Transformation zunehmend Forschungsgegenstand – auch als interdisziplinäres Querschnittsthema. Zum anderen halten immer mehr digitale Technologien und Dienste Einzug, um den Forschungsprozess zu unterstützen. Auch die Lehre bietet vermehrt digitale Formate und E-Learning-Angebote an und vermittelt gleichzeitig notwendige digitale Kompetenzen und sogenannte Future Skills an die Studierenden. Die Verwaltung wiederum führt Campus-Management-Systeme ein, um den studentischen Lebenszyklus (Student-Life-Cycle) aus einer Hand zu bieten, und digitalisiert die Prozesse im Personal- und Finanzbereich. Damit wächst auch der Wettbewerb um die besten Köpfe, Ressourcen und Ideen unter Universitäten – sei es der Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Attraktivität durch exzellente Forschungsumgebungen und schlanke Prozesse oder durch neue Angebote, die völlig neue Lernumgebungen und Abschlüsse bieten. Digitalisierung kann hierbei ein erfolgsentscheiden-der Faktor sein. Auch im Wissenstransfer der Hochschulen bewirkt die Digitalisierung grundlegende Veränderungen.

Digitaler Wissenstransfer im Kooperationsservice der Leuphana

Durch den Einsatz neuer digitaler Technologien und Medien und damit neuer Kommunikations-, Interaktions- und Kollaborationsformen verändern sich die Möglichkeiten der Hochschulen, die Gesellschaft und Praxispartner im Rahmen ihrer Aufgaben im Wissens- und Technologietransfer zu informieren und mit ihnen in Dialog zu treten. Das Projekt „Digital Knowledge Transfer Model“ zielte darauf ab, mithilfe von neuen technologischen Möglichkeiten und veränderten Rahmenbedingungen Kooperationsmöglichkeiten zu erweitern beziehungsweise auf neue Art und Weise umzusetzen. Durch den Einsatz digitaler orts- und zeitunabhängiger Formate sollten neue Zielgruppen angesprochen und erschlossen, zusätzliche Kooperationen umgesetzt und so die Transfermöglichkeiten von Hochschulen insgesamt erweitert werden. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit Akteuren aus Wirtschaft und Gesellschaft sollten durch den Einsatz digitaler Anwendungen intensiviert, weiterentwickelt und partizipativer gestaltet werden. Dazu wurden neue Formate für den Wissens- und Technologietransfer erprobt.

Das Projekt prüfte die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in den Handlungsfeldern des Wissenstransfers und identifizierte dabei die Einflussbereiche Toolset, Skillset und Mindset als vorrangige Erfolgsfaktoren (vgl. Abbildung 3). Der Bereich Mindset bildet dabei das Fundament für das Skillset, also das, was Menschen befähigt, etwas zu tun. Und es beeinflusst die Art der Anwendung von Werkzeugen, also das Toolset (10). Toolset, Skillset und Mindset durchdringen dabei die drei beschriebenen Handlungsfelder des Wissenstransfers Kommunikation, Beratung und Anwendung und verknüpfen diese wiederum auf unterschiedlichste Art und Weise.

Der digitale Wandel befeuert die Entwicklung hin zu einer sogenannten VUKA-Welt (11): Das Akronym steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität und beschreibt die Folgen der Digitalisierung und der daraus resultierenden digitalen Transformation für die Gesellschaft. Auch der Wissenstransfer ist komplexer geworden, indem durch Digitalisierung Kommunikation und Kooperation unmittelbar, dialogisch und agil stattfinden. Da die Essenz der Digitalisierung in ihrer steten Wandelbarkeit liegt, benötigt man, um die Digitalisierung nachvollziehen zu können, eine ihr zugewandte Geisteshaltung. Dies bezeichnet man auch als „Growth Mindset“, was die lebenslange Lernbereitschaft in einer sich stets verändernden Welt beschreibt.

Abbildung 3

Zur detaillierten Beschreibung und Darstellung der drei Erfolgsfaktoren Toolset, Skillset und Mindset wurde im Projekt ein Periodensystem des digitalen Wissenstransfers erarbeitet (siehe Abbildung 4). In der Chemie stellt das Periodensystem ein Ordnungssystem aller chemischen Elemente dar. Im Projekt wurde es als Analogie verwendet, um die verschiedenen für den Wissenstransfer relevanten digitalen Elemente darzustellen. Diese können alleine für sich funktionieren, aber gerade durch die Rekombination verschiedener Elemente entwickeln sich digitale Technologien beziehungsweise Anwendungsszenarien weiter. Das Periodensystem für den digitalen Wissenstransfer zeigt daher, welche Technologien, Dienste und Formate nach aktuellem Wissensstand des Projekts für die Handlungsfelder des Wissenstransfers von Bedeutung sind und was ein entsprechendes Skillset und Mindset erfordert.

Das Toolset für den digitalen Wissenstransfer

Das Toolset für den digitalen Wissenstransfer umfasst diejenigen digitalen Dienstleistungen, Formate und Kanäle, aber auch Methoden, die für eine digitale Zusammenarbeit förderlich sind. In das Toolset wurden zudem die Basistechnologien miteinbezogen, die aktuell und voraussichtlich auch in Zukunft Relevanz für die Handlungsfelder des Wissenstransfers besitzen. Bei der Auswahl der Tools wurde stets geprüft, ob sie aktuelle und absehbare zukünftige Herausforderungen des Arbeitsbereichs lösen können. Die Auswahl richtete sich zunächst danach, ob sie entweder für die Optimierung und Skalierung von bestehenden Prozessen im Wissenstransfer einen Mehrwert bieten oder die Gestaltung ganz neuer und effizienter Prozesse unterstützen, die erst durch den Einsatz dieser Technologien ermöglicht werden. Dabei galt es, die konkreten Nutzungsanforderungen der einzelnen Handlungsfelder, in denen sie angewendet werden sollen, nicht aus dem Auge zu verlieren. Die Anwendung eines Tools sollte eine tatsächliche Verbesserung bewirken und das Tool sollte nicht um seiner selbst willen eingesetzt werden – weniger ist dabei oftmals mehr. Weitere Kriterien der Auswahl waren:

  • vorhandene oder alternative Lösungen, ​
  • technische Voraussetzungen (zum Beispiel Bandbreite, Serverkapazitäten), ​
  • Datenschutz, Urheberrecht, Allgemeine Geschäftsbedingungen,
  • Kosten, Ausschreibungspflicht, ​
  • Usability für Administratoren und User, ​
  • offene/proprietäre Datenstruktur, ​
  • Aufwand-Nutzen-Bewertung, ​
  • einmaliger oder wiederkehrender Bedarf, ​
  • langfristige Einbindung in die Organisation.

Abbildung 4

Im dargestellten Periodensystem gibt das Toolset – geordnet nach verschiedenen Kategorien – einen Überblick über digitale Technologien und Anwendungen, die das Potenzial haben, den Wissenstransfer effektiver und effizienter zu gestalten. Dabei können die aufgeführten Tools – ganz gleich, welcher Gruppe sie zugeordnet sind – in allen drei Handlungsfeldern gleichermaßen zum Einsatz kommen, auch wenn ihr Einsatz mitunter einem Tätigkeitsfeld eindeutiger zugeordnet werden kann als anderen. Weiterhin bauen die Tools unterschiedlicher Gruppen in ihrer Funktion aufeinander auf oder sind miteinander vernetzt.

So können zum Beispiel Inhalte einer Konferenz (Gruppe „Digitale/hybride Formate“) über Social-Media-Netzwerke (Gruppe „Kanäle“) in Form eines Take-overs (Gruppe „Digitale/hybride Inhalte“) verbreitet und ihre Rezeption kann in der Zielgruppe über Analytic Tools (Gruppe „Digitale Anwendungen“) evaluiert werden. Zusammenarbeit erfolgt immer durch unterschiedliche Formate, wie in der Gruppe „Digitale/hybride Formate“ dargestellt. Diese können analog organisiert werden; mithilfe von digitalen Technologien und darauf aufbauenden digitalen Diensten, wie in der Gruppe „Digitale Anwendungen“ gezeigt, können sie aber auch teilweise oder vollständig digitalisiert werden. Diese Formate können sowohl im Handlungsfeld Kommunikation angewendet werden, wenn etwa Veranstaltungen der reinen Informationsvermittlung dienen, oder auch die Beratung und Anwendung unterstützen, zum Beispiel in Form von Videosprechstunden oder Workshops. Die Inhalte in diesen Formaten werden meist über Methoden wie in der Gruppe „Frameworks und Methoden“ dargestellt vermittelt oder erarbeitet, die zwar auch analog funktionieren, jedoch insbesondere im digitalen Raum beziehungsweise digital unterstützt ihre Wirkung entfalten. Eine wichtige Erkenntnis hier bei ist, dass durch neue Tools sowie die Rekombination bestehender Tools immer neue Formate und Wege des Wissenstransfers eröffnet werden.

Das Skillset für den digitalen Wissenstransfer

Damit die Einführung von digitalen Tools in Organisationen funktioniert, ist es auch erforderlich, das Skillset der Mitarbeitenden für den digitalen Wissenstransfer zu schärfen und zu erweitern. Im Rahmen des Projektes wurden aus der Vielzahl der in der einschlägigen Literatur aufgeführten Anforderungen jene digitalen Kompetenzen extrahiert, die in diesem Tätigkeitsbereich erforderlich sind. Hierzu wurden in einem ersten Schritt die sieben Kompetenzbereiche der New-Media-Consortium-Überblicksstudie (12) um die Bereiche Kollaboration und Datensicherheit aus dem DigComp-Modell 2.1 erweitert (13). Auf dieser Grundlage wurden drei digitale Kompetenzcluster gebildet, welche aus Projektsicht die relevanten digitalen Kompetenzfelder im Wissenstransfer abbilden. Diese wurden bereits in einem früheren Artikel (14) ausführlich beschrieben und werden deshalb im Folgenden verkürzt dargestellt.

1. Datenkompetenz, Informationserstellung und kritische Einordnung

Wer digital partizipiert, arbeitet oder forscht, produziert permanent Daten, Informationen und neues Wissen. Für den digitalen Wissenstransfer werden daher zunehmend weitreichende Kompetenzen in der Erhebung, Verwaltung und Analyse von Daten benötigt. Die Digitalisierung hat darüber hinaus die mehrdimensionale Kommunikation für Hochschulen vereinfacht. Anders als früher sind verschiedene Medien (Text, Bild, Grafik, Video) miteinander verwoben und nicht mehr an einzelne Kanäle gebunden, die nur einen Inhalt wiedergeben können. Hier ist die neue Herausforderung, dass die Content-Produktion nun sowohl auf unterschiedliche Kommunikationskanäle als auch auf unterschiedliche Adressaten angepasst werden muss. Weiterhin wichtig ist eine entsprechende Bewertungskompetenz zur Relevanz und Zuverlässigkeit von Daten. Mit einer solchen „Data Literacy“ entsteht im Wissenstransfer ein realistisches Bild über die Interessen von Forschenden und Praxisakteuren und es können Möglichkeiten geschaffen werden, ein erfolgreiches Matching für Wissenschaft-Praxis-Kooperationen regional, national, aber auch international vorzunehmen.

2. Digitale Kommunikation, Kollaboration und Agilität

Sowohl die interne Kommunikation in der Hochschule und bei Veranstaltungen als auch die Kommunikation mit Praxispartnern und interessierter Öffentlichkeit im digitalen Wissenstransfer werden zunehmend vielfältiger. Interne wie externe Kommunikation findet inzwischen weitestgehend digital statt. Damit einher gehen veränderte und neue Kontaktmöglichkeiten zu den Zielgruppen, zum Beispiel in sozialen Netzwerken, deren Akteure zunehmend in Echtzeit kommunizieren. Formate im Wissens- und Technologietransfer verändern sich darüber hinaus immer mehr zu kollaborativen Mitmachformaten, die oft den Einsatz digitaler Tools erfordern. Sie ermöglichen es, solche Formate auch zeit- und ortsunabhängig durchführen und so möglichst viele Anspruchsgruppen einbinden zu können. In diesem Kontext werden auch Kenntnisse und Anwendungskompetenz in agilen Arbeitsweisen zunehmend wichtiger, ebenso wie eine daraus folgende kontinuierliche Lernbereitschaft und kreative Problemlösungskompetenz. Mitarbeitende im Transfer müssen heute (digitale) Scouts von aktuellen Herausforderungen, Innovationsthemen und sich verändernden Bedingungen, aktive Netzwerkerinnen, Mentoren und Ermöglicherinnen für transferaffine Forschende und Praxispartner sein. Diese Aufgaben und Anforderungen bedürfen einer agilen und kollaborativen Arbeitsweise.

Quellen

(1) Vgl. European Commission (2014): Boosting Open Innovation and Knowledge Transfer in the European Union. Independent Expert Group Report on Open Innovation and Knowledge Transfer. Luxemburg (online unter: https://ec.europa.eu/research/innovation-union/pdf/b1_studies-b5_web-publication_mainreport-kt_oi.pdf) und Wissenschaftsrat (2015): Zum wissenschaftspolitischen Diskurs über große gesellschaftliche Herausforderungen. Positionspapier. Stuttgart (online unter: www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4594-15.pdf)

(2) Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2018): Forschung und Innovation für die Menschen. Die Hightech-Strategie 2025, S. 10 (online unter: https://www.bmbf.de/upload_filestore/pub/Forschung_und_Innovation_fuer_die_Menschen.pdf)

(3) Vgl. Senat der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (2016): Die Hochschulen als zentrale Akteure in Wissenschaft und Gesellschaft – Eckpunkte zur Rolle und zu den Herausforderungen des Hochschulsystems. Bonn (online unter: www.hrk.de/fileadmin/redaktion/hrk/02-Dokumente/02-01-Beschluesse/HRK_-_Eckpunkte_Hochschulsystem_2016.pdf) und Wissenschaftsrat (2016): Wissens- und Technologietransfer als Gegenstand institutioneller Strategien. Positionspapier. Weimar (online unter: www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/5665-16.pdf)

(4) Hochschulrektorenkonferenz (2017): Transfer und Kooperation als Aufgaben der Hochschulen. Entschließung der 23. Mitgliederversammlung der HRK am 14. November 2017 in Potsdam (online unter: www.hrk.de/fileadmin/redaktion/hrk/02-Dokumente/02-01-Beschluesse/Entschliessung_Transfer_und_Kooperation_14112017.pdf)

(5) Vgl. Frank, Andrea (2017): Wirkungsvolle erste Schritte. In: Stifterverband; Heinz Nixdorf Stiftung: Kooperative Hochschule. Erfolgreiche Partnerschaften mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. DUZ Special, S. 13 (online unter: www.stifterverband.org/mediathek/duz-special-kooperative-hochschule)

(6) Der Begriff „Open Innovation“ stammt von Henry Chesbrough

(7) Wissenschaftsrat (2016): Wissens- und Technologietransfer als Gegenstand institutioneller Strategien. Positionspapier. Weimar (online unter: www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/5665-16.pdf)

(8) Gilch, Harald et al.; HIS-Institut für Hochschulentwicklung (2019): Digitalisierung der Hochschulen (online unter: https://his-he.de/publikationen/detail/digitalisierung-der-hochschulen)

(9) Vgl. www.enzyklopaedie-der-wirtschaftsinformatik.de/wi-enzyklopaedie/lexikon/technologien-methoden/Informatik--Grundlagen/digitalisierung/digitale-transformation

(10) Hofert, Svenja; Thonet, Claudia (2019): Der agile Kulturwandel. 33 Lösungen für Veränderungen in Organisationen. Wiesbaden

(11) Siehe auch: Mack, Oliver et al. (Hg.) (2016): Managing in a VUCA World. Cham

(12) Alexander, B.; Adams Becker, S.; Cummins, M.; Hall Giesinger, C. (2017): Digital Literacy in Higher Education, Part II: An NMC Horizon Project Strategic Brief. Volume 3.4, August 2017. Austin, Texas (online unter: https://library.educause.edu/-/media/files/library/2017/8/2017nmcstrategicbriefdigitalliteracyheii.pdf)

(13) Carretero, Stephanie; Vuorikari, Riina; Punie, Yves (2016): DigComp 2.1. The Digital Competence Framework for Citizens. Luxemburg (online unter: http://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/bitstream/JRC106281/web-digcomp2.1pdf_(online).pdf)

(14) Japsen, A.; Wuppermann M. (2018): Nichts geht mehr ohne digitale Kompetenzen. DUZ Wissenschaft & Management 5.2018, S. 32–37

(15) LEAD Innovation Blog (2018): 10 Maßnahmen zur Schaffung von Innovationskultur (online unter: www.lead-innovation.com/blog/10-maßnahmen-zur-schaffung-von-innovationskultur)

(16) Quelle: https://intercessio.de/digital-mindset-digital-ist-keine-software-es-ist-eine-denkweise/

Burkhardt Funk

Prof. Dr. Burkhardt Funk war wissenschaftlicher Leiter des Projekts „Digital Knowledge Transfer Model“. Er forscht und lehrt am Institut für Wirtschaftsinformatik der Leuphana Universität Lüneburg.

Andrea Japsen

Andrea Japsen ist Leiterin des Kooperationsservice der Leuphana Universität Lüneburg und war operative Leiterin des Projekts „Digital Knowledge Transfer Model“.

Yasmin Azim Zadeh

Yasmin Azim Zadeh ist Nachhaltigkeitswissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Innovation und Kommunikation. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Digital Knowledge Transfer Model“.

Christine Lippelt

Christine Lippelt ist Verwaltungswissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Kooperationsmanagement und agiles Arbeiten. Sie war Koordinatorin des Projekts „Digital Knowledge Transfer Model“.

Marc Riedel

Marc Riedel ist Kulturwissenschaftler mit den Schwerpunkten Kommunikation und Veranstaltungen. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Digital Knowledge Transfer Model“.

Michael Wuppermann

Michael Wuppermann leitet das E-Science-Büro an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg. Bis Juli 2020 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Digital Knowledge Transfer Model“.

Fotos: Leuphana​

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