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Wirklich wirksam?

Die von Wissenschaft im Dialog neu gegründete Impact Unit untersucht die Wirkungen von Wissenschaftskommunikation und evaluiert sie

Selten standen Forschende und ihre Erkenntnisse so stark im Fokus der Politik und der Öffentlichkeit wie im vergangenen Jahr. Diskussionen über die gesellschaftliche Verantwortung einer öffentlich kommunizierenden Wissenschaft haben weite Kreise gezogen. Dabei wurde deutlich, dass unterschiedliche Vorstellungen davon existieren, was Ziel einer Kommunikation aus der Wissenschaft mit außerwissenschaftlichen Öffentlichkeiten sein kann und wo ihre Grenzen liegen sollten. Das lässt sich an der Frage verdeutlichen, inwiefern Forschende sich öffentlich zu politischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie äußern sollten. Berechtigt ihre Expertise sie dazu, sich für oder gegen Einschränkungen auszusprechen oder sollten sie sich auf die Kommunikation über wissenschaftliches Wissen und ihre Forschungsergebnisse beschränken?

Die Beschäftigung mit der Rolle und dem Nutzen von Wissenschaftskommunikation ist aktuell hochrelevant – nicht nur vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Auch aufgrund einer in Aussicht gestellten verstärkten Förderung von Wissenschaftskommunikation, die beispielsweise das Grundsatzpapier des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vorsieht, steht Wissenschaftskommunikation im Fokus. Wie kann sichergestellt werden, dass nicht ein reines Mehr an wissenschaftlichen Inhalten auf diversen Kanälen und Plattformen entsteht, sondern besonders gute Wissenschaftskommunikation befördert wird? Dabei ist die Festlegung der Gütekriterien, die an Wissenschaftskommunikation angelegt werden sollten, keineswegs trivial.

Aspekte der Qualität

Die Qualität von Wissenschaftskommunikation hat verschiedene Aspekte, die jeweils kritisch reflektiert werden müssen. Einerseits gilt es zu überprüfen, ob Aktivitäten zu ihrem Ziel führen, eine Wirkung auf die von ihnen erreichten Personen haben und ob es sich bei diesen um die tatsächlich gewünschte Zielgruppe handelt. Gleichzeitig eröffnet die Qualitätsdiskussion auch normative Fragen danach, was die Ziele von Wissenschaftskommunikation sein sollen.

Die strategischen Ziele

Erste Rechercheergebnisse der neu bei Wissenschaft im Dialog etablierten und vom BMBF geförderten Impact Unit für Wirkung und Evaluation in der Wissenschaftskommunikation zeigen ein breites Spektrum an aktuell mit Wissenschaftskommunikation verbundenen Zielen (siehe Link auf der Randspalte der nächsten Seite). Die Ermöglichung eines „Dialogs zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit“ sowie die „Schaffung eines Nutzens für die Gesellschaft“ werden am häufigsten genannt. Dabei wird in den dafür betrachteten Positions- und Strategiepapieren, Reden und Stellungnahmen der Organisationen und Einrichtungen, die Wissenschaftskommunikation in Deutschland gestalten und fördern, selten thematisiert, was damit konkret gemeint ist. Soll der Dialog Meinungen oder Verhalten der Dialogpartner ändern? Worin besteht der tatsächliche Nutzen für die Gesellschaft?

Derartige Fragen zu den strategischen Zielen von Wissenschaftskommunikation sollten im aktuellen #FactoryWisskomm-Prozess, der vom BMBF initiiert wurde und an dem sich eine Vielzahl von Akteuren der Wissenschaftskommunikation beteiligt, diskutiert und in Zukunft verstärkt in den Fokus genommen werden.

Die Evaluationspraxis

Diese Unklarheiten über konkret erwünschte Wirkungen oder auch über Priorisierungen von Zielen erklären zu Teilen auch einige Defizite in der Praxis der Wissenschaftskommunikation. Recherchen zur Evaluationspraxis (siehe Link rechts) verdeutlichen, dass es nicht nur mehr (öffentlich zugängliche) Evaluationen braucht, sondern besonders auch mehr aussagekräftige Evaluationsdesigns. Wir brauchen mehr Evaluationen, die nicht nur Besuchendenzahlen, Klickzahlen oder bestenfalls noch die Teilnehmendenzufriedenheit erheben, um damit den Erfolg eines Projekts zu bilanzieren. Sondern die Evaluationsdesigns sollten geleitet sein vom Interesse daran, welche Mechanismen eines Projekts welche Wirkungen erzielen oder warum ein Projekt seine Ziele nicht erfüllt. So verstanden, können Evaluationen und die aus ihnen gewonnenen Erkenntnisse Projekte konkret verbessern. Gleichzeitig geben sie Einblick, wie (und warum) Wissenschaftskommunikation generell wirkt oder auch nicht. So könnten wir auch das Verständnis von Qualität und Gütekriterien in der Wissenschaftskommunikation schärfen.

Nachholbedarf erkannt

Dieser Nachholbedarf wird inzwischen von den unterschiedlichen Akteuren im wissenschaftlichen System wahrgenommen. Doch es ist auch eine Frage der Ressourcen, zukünftig mehr und aussagekräftigere Evaluationen in der Wissenschaftskommunikation durchzuführen. Evaluationen laufen – wenn sie durch sinnvolle Ausgestaltung zur Verbesserung oder Weiterentwicklung beitragen sollen – nicht nebenbei, sondern müssen durch geschultes Personal mit ausreichend Zeit und Budget durchgeführt werden. Eine aussagekräftige Evaluationspraxis muss daher in zukünftigen Förderungen von Wissenschaftskommunikation sowohl eingefordert als auch finanziert werden. Gleichzeitig sind Erkenntnisse aus der Forschung zu Wissenschaftskommunikation sowie konkrete Hilfestellungen für die Praxis und Standardisierung von Evaluationen erforderlich, um verschiedenen Akteuren der Wissenschaftskommunikation, die häufig unterschiedliche Hintergründe und Wissensstände zum Thema aufweisen, auf dem Weg zu aussagekräftigen Evaluationen zu begleiten. Als nationale Organisation für Wissenschaftskommunikation nehmen wir uns dieser Aufgabe mit der neu etablierten Impact Unit an.

Die Zukunft

In den nächsten Jahren möchten wir nicht nur für die Themen Evaluation und Wirkung sensibilisieren, sondern mit konkreten Tools, der Aufbereitung von Best-Practice-Beispielen und dem Aufbau einer Online-Evaluationsplattform für die Wissenschaftskommunikation zu mehr Wirkungsorientierung beitragen. Unsere Vision ist, durch Evaluationen, die nicht als weitere Anforderung durch Förderer oder Vorgesetzte, sondern als projektbegleitende Lernprozesse verstanden werden, ein besseres Verständnis der Wirkung und des Nutzens von Wissenschaftskommunikation zu schaffen. Dies nützt nicht nur den durchführenden Kommunikatorinnen und Kommunikatoren und kommunizierenden Forschenden. Es ermöglicht auch, Wissenschaftskommunikation realistisch zu betrachten und zielgerichtet zu fördern. Nicht zuletzt kann die Wissenschaftskommunikation so ihre gesellschaftlich hochrelevante Aufgabe in Zukunft besser erfüllen. //

Ricarda Ziegler

Ricarda Ziegler ist Leiterin der Impact Unit bei Wissenschaft im Dialog.

Foto: Privat​

Markus Weißkopf

Markus Weißkopf ist Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog

Foto: Christof Rieken / WiD

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