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// Editorial: Berlin //

Gerade ist es still in den Cafeterien und Mensen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Geschlossen wegen Corona. Ob es in den nächsten Jahren dadurch ein Gap an Patenten und Entwicklungen geben wird? ...

... Gerade an solchen informellen Orten des Zusammenkommens entsteht Neues, sagt der Berliner Wirtschaftsgeograf Elmar Kulke. Menschen, deren Gedanken um ähnliche Themen kreisen, tauschen sich aus, beim Mittagessen oder Nachmittagsespresso, und entwickeln quasi nebenbei innovative Ideen. „Cafeteria-Effekt“ nennt Kulke das, was auch den Berliner Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof groß gemacht hat.

„Tacit Knowledge“ ist der Fachbegriff dafür, erklärt Kulke unserer Autorin Jeannette Goddar. Sie hat einen Blick in die Geschichte des Wissenschaftsstandortes geworfen, der in den 1990er-Jahren entwickelt wurde und heute auf seinem Campus fast 20 Forschungseinrichtungen und 1 200 Unternehmen zusammenbringt. Mit ihrem Artikel (ab Seite 21) beginnt unser THEMA, denn was in Adlershof begann, wurde in vielen anderen Stadtteilen weitergedacht, vom Campus Buch im Norden bis zum Campus Berlin Südwest, rund um die Freie Universität.

Hätte es nicht die Wiedervereinigung gegeben, wäre wohl alles ganz anders gekommen. Plötzlich gab es in Berlin vieles mindestens doppelt, nicht nur den Zoo und den Tierpark, sondern auch die Freie Universität und die Humboldt-Universität, wissenschaftliche Einrichtungen und Forschungszentren. Was tun? Die Stadt musste sich von Bekanntem verabschieden, Bestehendes „abwickeln“ und sich neu erfinden. „Dabei wurde manches Potenzial verspielt, aber auch etwas in Gang gesetzt, was heute Berlins Stärke ausmacht“, sagt der Regierende Bürgermeister Michael Müller im DUZ-Interview (ab Seite 29).

Es klingt fast ein bisschen dröge, nicht hip, nicht innovativ, eher nach Binse, wenn Müller davon spricht, dass er Menschen an einen Tisch bringt, um Dinge voranzutreiben. Aber es funktioniert! Beziehungen anbahnen und pflegen, Vertrauen schaffen, um Ideen konkret werden zu lassen. Sieht man gerade jetzt, wenn Menschen nur noch per Videoschalte zusammenkommen. In gute Beziehungen muss man viel investieren, Zeit und Arbeit. So sind auch die Berlin University Alliance oder Berlin Research 50 entstanden.

Und man muss Räume für Begegnungen schaffen. Mensen und Cafeterien zum Beispiel. In Start-ups gehören Tischtennisplatten inzwischen zur Grundausstattung. Auch in Hochschulen könnte man mehr solcher Kommunikationsorte einrichten. In unserer Straße in Mitte haben Berliner Bänke vor die Tür gestellt, wo Menschen Platz nehmen, zufällig mit Vorübergehenden ins Gespräch kommen. Wie in einem Dorf. Man trifft sich, tauscht sich aus. In dieser Stadt lässt es sich gut kommunizieren. Das connectet, auch die Wissenschaftswelt.

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